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Goldkurs: Ansturm des Bullen oder Bärenfalle?

26.01.2015  |  James West
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Jeffrey Currie von Goldman Sachs bleibt auffällig still

Wenn Gold sein hässliches Haupt in der Bullenarena zeigt, dann bekommen wir normalerweise von Jeffrey Currie zu hören, also jenem Goldman-Sachs-Analyst, dessen Zitat im Wall Street Journal an prominentester Stelle sowie beispiellos ausrufend und höchst manipulativ zur Schlagzeile gemacht wurde “Goldman Sachs: Short Gold!“ (Richtig, ein Ausrufezeichen haben sie auch gesetzt.) Die Schlagzeile erschien einen Tag bevor Gold am 10. April 2013 innerhalb eines Tages um 15% absackte. Hatte Jeffrey Currie einfach die Voraussicht oder wusste er etwas, dass der Rest von uns nicht wusste?

Damals heiß es im Artikel: “Goldman Sachs sieht Goldpreis bis Ende 2014 auf 1.270 $ sinken“. Nicht weit gefehlt. Im September dieses Jahres sagte Currie dann, er "geht davon aus, dass der Metallpreis bis Ende 2014 auf 1.050 $ fallen wird." Da lag er daneben. Und zwar nicht zu knapp.

Seit September 2014 hat Currie sich jeder Bemerkung zum Goldpreis enthalten, er konzentriert sich jetzt auf Öl und prognostizierte kürzlich einen Kursverfall auf bis auf 40 $/ Barrel. Keinen Mucks mehr zum Gold.

Angesichts derartiger Ankündigungen seitens Bloomberg und dem Wall Street Journal schockiert es nicht, dass Investoren kein Interesse mehr am Gold zeigten, nachdem das Metall fast das gesamte Jahr 2014 über in einer Seitwärtsspanne zwischen 1.100 $ und 1.300 $ verharrte.

Täuscht Curries Schweigen nun über einen Richtungswechsel bei Goldman hinweg? Setzt die Bank jetzt auf steigende Goldkurse? Könnte Gold vielleicht der Geheim-Trade des Jahres 2015 sein?


Schwache Q4-Ergebnisse der Banken sind problematisch

Die Tatsache, dass der “Long-Seite“ des Goldmarktes ab Ende 2014 und im neuen Jahr so viel Interesse zuteilwurde, hängt mit einem Zusammenspiel verschiedener Umstände zusammen, die mehr oder weniger einen “perfekten Sturm“ - zugunsten steigender Goldpreise - erzeugen.

Die Nettoerträge von Goldman Sachs waren im letzten Quartal um 7,1% auf 2,17 Milliarden $ gesunken, da der Handelsabteilung für festverzinsliche Wertpapiere aufgrund sinkender Handelsvolumina an den Wertpapiermärkten die Erträge um 29% weggebrochen waren. Vielleicht beginnt der Goldmarkt für die Bank jetzt an Attraktivität zu gewinnen?

JP Morgan Chase und Co. wiesen für das letzte Quartal einen Gewinnrückgang von 6,6% aus, da die Prozesskosten in Folge staatlicher Prüfungen mehr als 1 Mrd. $ betrugen.

Nach Aussage des JP Morgan-Vorstands Jamie Dimons sein ein “Bankenüberfall“ der Aufsichtsbehörden für die Nöte der Banken verantwortlich. Wow!

Wie dem auch sei, wenn diese beiden Giganten des Finanzdienstleistungssektors beginnen, ihre Ziele zu verfehlen, dann kommt es im Allgemeinen zu Bodenverschiebungen im Finanzuniversum. Falls Goldman, Barclays, JP Morgan, HSBC und ihresgleichen, wie ich vermute, still und heimlich physisches Gold akkumuliert haben, um Short-Positionen glattzustellen, die nicht mehr “im Geld sind“, dann wären sie am besten bedient, diese Geschäfte bei steigenden Goldpreise auszugleichen.

Viele Investoren, die vom Gold & Silber fluchtartig auf den künstlich besamten Tech-Bullen umsattelten (mit neuen Rekordständen im Dow Jones Industrial Average und im S&P 500) werden jetzt immer pessimistischer, was die Dauerhaftigkeit dieses Trends angeht, nicht zuletzt weil die quantitativen Lockerungen in den USA nachlassen. Zudem macht die Fed zunehmend Lärm um drohende Zinssatzsteigerungen. Alle leisen Signale deuten darauf hin, dass dieser Goldmarktbulle wieder unter Dampf geraten könnte.


Stimulus aus Europa: Gut für Gold

Mario Draghis Drohung, mit der Produktion von Kapital und Kredit aus dem Nichts zu beginnen, ist großartig für Gold. Denn während die globale Investorenstimmung sich von den US-Märkten entfernt und die Anleiheinvestoren verdrießlich sind, scheint es so, als würde Gold wieder das machen, was es normalerweise macht: Es steigt, wenn es zur erstbesten Wahl wird.

Die Kraft mit der Draghi die “Outright Monetary Transactions“ lostritt, wird zum großen Teil von deutschen Forderungen zur Zurückhaltung gedämpft werden. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die EZB wahrscheinlich eine Summe im Bereich von 50 Mrd. $ pro Monat durchsetzen wird.

Aus einer heutigen Meldung von Bloomberg: “Ein Vorschlag des EZB-Direktoriums, der im EZB-Rat vorgebracht wurde, sieht den Ankauf von Vermögensanlagen im Wert von 50 Mrd. Euro pro Monat bis Ende 2016 vor, so zwei Vertreter der Zentralbank, die Einsicht in dieses Dokument hatten.“

Werfen wir einen Blick auf die geopolitische Umgebung: Asien steckt in einem ersthaften konjunkturellen Rücklauf, der nach und nach wie der Anfang eines großen Auflösungsprozesses aussieht. Angesichts der Abhängigkeit Chinas von Infrastrukturbaumaßnahmen sowie vom Eigenheimimmobiliensektor mit Krediten, die Implosionssignale senden, könnte das der Moment sein, wo sich die sanfte Landung Chinas in einer harte verkehrt. Eine solche Entwicklung zeigt sich immer deutlicher am Kupferkurs, der aktuell ein 6-Jahre-Tief erreicht hat.


Vorsicht Goldinvestoren!

Während große Finanzierungsgeschäfte allem Anschein nach ein Indikator für das Vertrauen der kanadischen Investmentbanker in die zukünftigen Goldkursentwicklungen sind und auch Jeffrey Curries Schweigen zum Thema mit Sicherheit verdächtig ist, so dürften wir nicht vergessen, dass Kursschwindeleien am Goldmarkt auf der Long- wie auch auf der Short-Seite stattfinden.

Bevor Sie sich also ins physische Metall oder auf Ihre bevorzugten Goldproduzenten stürzen, denken Sie auch an Folgendes: Wenn dem Goldkurs der Boden unter den Füßen weggezogen wird, dann wird das ohne viel Vorwarnung passieren. Und wenn es einen Lehre gibt, die man aus dem Marktumfeld der letzten 5 Jahre doch hoffentlich hätte ziehen müssen, dann die, dass “Fundamentalfaktoren“ nicht zum Tragen kommen.

Mit freundlicher Genehmigung von http://www.midasletter.com/


© James West
www.midasletter.com

Dieser Artikel wurde am 21. Januar 2015 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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