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Die EZB bringt 1.140.000.000.000 neue Euro in Umlauf

02.02.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Geldmengenvermehrung

Weil das Wirtschaftswachstum nicht recht in Gang kommen will, hat die Bank von Japan Ende Oktober 2014 beschlossen, die Ausweitung der heimischen Geldbasis zu beschleunigen. Am 22. Januar 2015 verkündete dann auch die Europäische Zentralbank (EZB), sie werde bis September 2016 die Basisgeldmenge um 1,14 Billionen Euro ausweiten, indem sie ab März 2015 nun auch Euro-Staatsanleihen kaufen will.

In Japan hat das Ausweiten der Basisgeldmenge dafür gesorgt, dass die Aktienkurse merklich in die Höhe gestiegen sind. Ein sichtbarer "Schub" für das Wirtschaftswachstum ist hingegen ausgeblieben. Vor allem scheint die japanische Geldpolitik die Befürchtung zu wecken, dass das "monetäre Experiment" eine schlimme Wendung nehmen wird.

Das zeigt sich bereits im Verfall des Yen-Außenwertes. Offensichtlich treten Sparer und Investoren bereits "die Flucht" an, verkaufen also Yen und investieren ihre Mittel unter anderem in andere Währungen, wie insbesondere den US-Dollar.

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Quelle: Thomson Financial.
*Anzahl der Yen, die für einen US-Dollar zu bezahlen sind.
**Anzahl der US-Dollar, die für einen Euro zu bezahlen sind. Anmerkung: Die Skalierung der Grafiken soll kein "Punktziel" für die Wechselkurse als Folge der Basisgeldmengensteigerungen geben, sondern eine Richtungstendenz aufzeigen.


Der Außenwert des Euro ist seit etwa August 2014 bis heute ebenfalls stark gefallen - vermutlich vor allem in Erwartung der Basisgeldmengenausweitung durch die EZB, die ab März 2015 nun Realität wird. Auch die EZB wird Staatsanleihen aufkaufen und sie mit neu geschaffenem Geld bezahlen. Im Zuge dieser Entwicklung - nimmt man Japan als Erfahrungsbeispiel - könnte der Euro-Außenwert vor einer Talfahrt stehen.


Währungskrise

Die Geldpolitiken, die nun in Japan und im Euroraum verfolgt werden, laufen Gefahr, das Vertrauen in deren Währungen weiter zu schwächen. Sie könnten sogar eine handfeste Währungskrise auslösen.

In den Währungskrisen der jüngeren Vergangenheit ging es meist darum, dass ein Land seine Währung an eine andere Währung gebunden hatte, und die Finanzmärkte irgendwann erkannten, dass die gewählte Wechselkursbindung nicht aufrecht erhalten werden konnte.

Daraufhin setzte eine Spekulation ein, die letztlich bewirkte, dass die Wech-selkursbindungen aufgegeben werden mussten. Beispiele dafür sind der Zu-sammenbruch des Systems von Bretton Woods (1971 - 1973) oder der des Europäischen Wechselkurssystems (1992 - 1993), Mexikos "Peso-Krise" (1994 - 1995) oder die Asienkrise (1997 - 1998).

Die Währungskrise, die auf Yen und Euro zukommen könnte, wäre von anderer Natur. Sparer und Investoren könnten nämlich die Werthaltigkeit von Yen und Euro anzweifeln, wenn sich die Einsicht durchsetzt, dass die Geldmen-genvermehrung nicht zum Stillstand kommen wird. Die Folge wäre eine rückläufige Nachfrage nach Yen und Euro. Schuldpapiere, die auf diese Währungen lauten, werden auf den Markt geworfen. Der resultierende Verkaufsdruck an den Kreditmärkten lässt die Zinsen steigen.

Die Zentralbanken, im Bestreben den Zinsauftrieb zu verhindern, kaufen die Wertpapiere und bezahlen die Käufe mit neu geschaffenem Geld. Die anschwellenden Geldmengen lassen das Vertrauen in die Währungen weiter schwinden. Es kommt zu einer "Abwärtsspirale": Noch mehr Wertpapiere werden auf den Markt geworfen, die von der Zentralbank gekauft werden müssen. Die Geldmenge schwillt weiter an, das Vertrauen erodiert.


Warum der Euro gefährdet ist

Der Euro ist in besonderem Maße einem möglichen Vertrauensverlust ausgesetzt - vermutlich stärker noch als der Yen. Anders als beim Yen steht hinter dem Euro keine einheitliche Nation, sondern eine Nationengemeinschaft. Der Halter von Euro ist folglich nicht nur einem Geldentwertungsrisiko, sondern auch einem Aufspaltungsrisiko ausgesetzt.

Die Geldpolitik der EZB, durch die der Euroraum zusammengehalten werden soll, könnte letztlich Fliehkräfte innerhalb der Nationengemeinschaft freisetzen: Der Aufkauf der Staatsanleihen führt schließlich zu einer Vergesellschaftung der nationalen Schulden und damit zu einer Vermögensumverteilung zwischen den Nationen - und zwar ohne dass es dafür eine parlamentarische Legitimation durch die Betroffenen gäbe.

In der kurzen Frist mögen die Folgen der EZB-Geldpolitik für die Betroffenen noch nicht ersichtlich sein, da sie fürs Erste nicht offen in Erscheinung treten. Früher oder später wird die Rechnung der EZB-Geldpolitik jedoch präsentiert: In Form schwindender Ersparnisse und einer Entwertung des Geldes. Zeigt sich dann unmissverständlich, dass der Euro den Wohlstand nicht mehrt, sondern ihn schmälert, wird seine politische Unterstützung schwinden.

Diese polit-ökonomischen Überlegungen sollten deutlich machen, dass das Vertrauen, das dem Euro noch entgegengebracht wird, sich rasch verflüchtigen könnte - und zwar insbesondere dann, wenn die EZB mit ihrer Geldmengenvermehrung fortschreitet. Ein solcher Vertrauensverlust kann sich zu einer handfesten Währungskrise auswachsen, die vermutlich nur noch sehr schwer zu kontrollieren wäre. Angesichts dieser Unwägbarkeiten empfehlen wir Anlegern zu Absicherungszwecken weiterhin, einen Teil ihres Portfolios in Gold zu halten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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