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Wie Geld verschwindet

14.02.2015  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 15. Januar 2015 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde. Auszüge aus unseren Newsletters und anderen Marktkommentaren können Sie auf unserem Blog http://tsi-blog.com nachlesen.

Kurs- und Preisänderungen verursachen keine Veränderungen des Geldangebots, auch wenn viele Finanzmarkt- und Wirtschaftskommentatoren eben dieser Meinung sind.

Erst kürzlich wurde uns die Existenz dieser irrigen Annahme wieder vor Augen geführt, als jemand über die enormen Kursverluste am Ölmarkt schrieb und dabei behauptete, dass aufgrund dieser Kursänderungen hunderte Milliarden Dollar in der Wirtschaft eliminiert worden wären.

Kurseinbrüche an den Märkten für Vermögensanlagen provozieren immer wieder Kommentare nach dem Motto “gerade wurden gewaltige Geldmengen ausgelöscht“.

Als 2008 der US-Immobilienmarkt und die Aktienmärkte einbrachen, argumentierte man gerne mit einem Vergleich: Die massiven Marktverluste wurden zu den QE-Liquiditätsmengen ins Verhältnis gesetzt; man wollte zeigen, dass die von der US Fed bereitgestellten Geldmengen eher gering waren gemessen an jenen Geldmengen, die im Zuge des Zusammenbruchs der Vermögenspreise aus der Wirtschaft subtrahiert wurden.

Fazit dieser Argumentation war nun, dass das Geldschöpfungsprogramm der Fed nicht in der Lage sein werde, einen Anstieg der Kurse zu bewirken.

Wir hatten allerdings damals schon erklärt, das dieses Argument im Kern falsch sei, dass im Zuge dieser dramatischen Kursbewegungen nicht wirklich Geld zerstört worden sei und dass das quantitative Lockerungsprogramm der Fed unterm Strich zu einem kräftigen Wachstum der Geldmengen führen werde, die wiederum irgendwo in der Wirtschaft unausweichlich zu einem Preisanstieg führen würden.

Da sich die irrige Vorstellung, dass Kursverluste Geldmengenverluste verursachen, hartnäckig hält und wahrscheinlich im nächsten US-Aktienbärenmarkt noch beliebter wird, wäre es durchaus sinnvoll nochmal einmal genau hinzuschauen, wie nun Geld tatsächlich aus unserem derzeitigen Geldsystem verschwinden kann.

Als Beispiel werden wir die US Fed und das US-Geldangebot nehmen; doch soweit wir wissen, trifft dieses Konzept auch auf alle anderen entwickelten Wirtschaften von heute zu.

Die erste Möglichkeit, wie das US-Geldangebot schrumpfen kann: Die Fed nimmt Dollars aus dem Umlauf. Das ist das Gegenteil von QE. Wenn die Fed ein QE-Programm durchführt oder Vermögenswerte im Rahmen einer konventionellen Offenmarktoperation monetisiert, kauft sie Anleihen von den Primärhändlern.

In diesem Prozess wird der Wirtschaft ‘gedecktes‘ Geld zugeführt, d.h.: Die Zentralbank führt der Wirtschaft Geld zu, indem sie die Kontenstände dieser Primärhändler in den Geschäftsbanken erhöht, gleichzeitig schreibt sie den Einlagekonten, die jene Geschäftsbanken bei der Federal Reserve besitzen, eine gleichhohe Menge von Reserven gut.

Verkauft die Federal Reserve nun Anleihen an die Primärhändler, so erreicht sie genau das Gegenteil: Sie entfernt ‘gedecktes‘ Geld aus der Wirtschaft.

Die zweite Möglichkeit, wie Geld verschwinden kann: Die Kreditmengen der Geschäftsbanken schrumpfen. Dann kann passieren, wenn Bankkunden ihre Kredite freiwillig zurückzahlen, wenn Banken die Rückzahlung von Darlehen erzwingen, oder wenn Banken Vermögenswerte verkaufen. Genauso wie neue Eigenkontenbestände der Banken (neue Geldeinheiten) mittels Bankenkreditvergabe oder durch Monetisierung einer Vermögensanlage erschaffen werden, genauso schrumpfen dann die Geldmengen auf den Konten dieser Banken, wenn ein Kredit zurückgezahlt wird oder eine zuvor monetisierte Vermögensanlage verkauft wird.

Übrigens: Auch der Ausfall eines Bankenkredits lässt die Geldmenge nicht sinken. In dieser Situation bleibt das Geld, das bei Kreditbegebung geschaffen wurde, innerhalb der Wirtschaft.

Die dritte Möglichkeit, wie Geld in den "Geldhimmel" kommen kann: eine Bank geht Bankrott und die Einleger werden nicht durch den Verkauf des Unternehmens an eine andere Bank, durch staatliche Einlagegarantien oder die Rettung durch die Zentralbank vor potentiellen Verlusten bewahrt. Soweit wir wissen, hat es das im seit 1971 bestehenden Geldsystem zumindest in den USA noch nicht gegeben; in der Eurozone ist es allerdings schon passiert (Zypern).

Eine vierte Möglichkeit gibt es nicht.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 20. Januar 2015 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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