Michael Shedlock: Inflation säen, Deflation ernten
10.02.2015
Ich wurde gebeten, einen Artikel Antal E. Feketes mit dem Titel "Kontraproduktive Geldpolitik der Fed" zu kommentieren.
Der Untertitel des Artikels lautet “Inflation säen, aber Deflation ernten". Er ist sechzehn Seiten lang und schwierige Lektüre.
Ganz allgemein gesagt, stimmte ich Fekete zu. Die Politik der Fed ist mit Sicherheit kontraproduktiv, und zwar aus vielen Gründen, von denen Fekete einige nicht einmal anspricht.
An dieser Stelle ein paar Absätze aus Feketes Artikel, die mir ins Auge stachen.
“Meine These, dass sinkende Zinssätze (nicht zu verwechseln mit niedrigen aber stabilen) in allen Bereichen Kapital zerstören, ist zugegebenermaßen kontrovers. Ich würde mich über über eine unerschrockene und konstruktiv-kritische Diskussion dieses Themas durch ein kompetentes und unvoreingenommenes Gremium sehr freuen, das sich zugleich auch der Frage der Überlegenheit des "sich-selbst-liquidierenden Kredits" gegenüber dem staatsschuldenbasierten Kredit annimmt (ironisch formuliert auch ‘selbst-verewigende Schulden‘). Wir werden auf drei zerstörerische Auswirkungen von Zinssatzsenkungen eingehen: (a) der Anstieg des Liquidationswertes von Schulden, (b) verschlechtertes reales Austauschverhältnis von Arbeitskraft (c) der Schwund von Abschreibungsquoten." […]
“Die Prämisse, dass sich der Anleihekurs umgekehrt proportional zum Zinssatz bewegt, ist unumstritten und gilt allgemein - bei Freund wie Feind - als akzeptiert. Sie beschreibt die Auswirkung aus der Sicht des Gläubigers. Interessanterweise tun sich viele schwer mit derselben Prämisse, wenn sie dieselbe Auswirkung nun aus der Sicht des Schuldners beschreibt - sprich, dass der Liquidationswert von Schulden ebensolchen umgekehrten Verhältnis zum Zinssatz steht.
Gerade Zinssatzsenkungen lassen die Liquidierungskosten von Schulden noch vor Fälligkeit steigen. Der Liquidationswert ist das, was der Schuldner zahlen muss, falls er seine Schulden vor dem geplanten Fälligkeitszeitpunkt begleichen möchte. Da dieser Liquidationswert jetzt höher ist, haben sinkende Zinssätze die Schuldenlast steigen lassen. Wenn der Zinssatz beispielsweise halbiert wird, dann verdoppelt sich nach dieser Faustregel der Liquidationswert langlaufender Schulden (d.h. die Liquidation der Schuld wird doppelt so viel kosten wie noch vor der Senkung).“
Diskutieren wir diesen letzten Satz.
Wenn der Zinssatz halbiert wird, wird die Liquidation der Schuld doppelt so viel kosten.
Ich habe meinen Freund Keith Weiner gefragt, ob er mir Feketes Position erklären könne.
Er meinte dazu:
“Errechnen wir den aktuellen Wert eines Zahlungsstroms. Nehmen wir an, du musst 10 Jahre lang 100 $ jährlich zahlen. Der Barwert errechnet sich nicht, indem man die 100 $ einfach mit 10 multipliziert und auf 1.000 $ kommt.
Jede zukünftige Zahlung wird zu dem jeweilig vorherrschenden Zinssatz abgezinst (diskontiert) werden. Bei einem Zins von 10% bekommen wir folgende Zahlenreihe: 90 $ + 81 $ + 72,90 $...usw. = 586 $. Wird der Zinssatz auf halbiert und auf 5% gesenkt, beträgt die Summe der neuen Zahlenreihe 762 $.
“Aha!“ werden Sie sagen. "Das Doppelte ist das jetzt aber nicht." Nein, eine 10-Jahre-Anleihe verdoppelt sich nicht bei einer Zinssatzhalbierung. Ewig-Anleihen (Perpetuals) hingegen schon.
Fekete bringt noch ein anderes Argument. In Systemen mit uneinlösbarem Papiergeld, so meint er, würden Schulden an sich nie getilgt. Die Währung als solche - hier der Dollar - sei auch nur ein Schuldschein (ein Teil der Staatsschuld). Mit Goldzahlungen wäre die Schuld dann getilgt oder gelöscht. Bezahlt man in Dollar, werden nur Schulden herumgeschoben. Aus diesem Grund müssten alle Schulden als Ewig-Anleihen (perpetuals) betrachtet werden.
Diese Betrachtung hat in der Tat eine praktische Seite, eine entscheidende. Stellen Sie sich vor, Sie leihen sich 1 Million $, um ein Restaurant zu bauen - mit einer Verzinsung von 10%. Dann wird der Zinssatz auf 5% gesenkt. Ein Konkurrent kann ein Geschäft derselben Art zu geringeren Zinskosten bauen. Oder er baut eine opulentere Einrichtung zu den gleichen Kosten.
Das Gift der Fed
Keith Weiner erörterte denselben Punkt detailliert im Artikel “The Fed Poisons The Stock Market“, der auf Forbes veröffentlicht wurde.
Ich bin praktisch veranlagt, wahrscheinlich störe ich mich deswegen an Feketes Modell.
Der Untertitel des Artikels lautet “Inflation säen, aber Deflation ernten". Er ist sechzehn Seiten lang und schwierige Lektüre.
Ganz allgemein gesagt, stimmte ich Fekete zu. Die Politik der Fed ist mit Sicherheit kontraproduktiv, und zwar aus vielen Gründen, von denen Fekete einige nicht einmal anspricht.
- Die Fed lässt Blasen entstehen, die mit der Zeit immer größere Ausmaße annehmen.
- Die Fed fördert Spekulation durch ihre Rettungspolitik, die systemisches Fehlverhalten begünstigt (moral hazard ).
- Die Politik der Fed kommt jenen zu Gute, die zuerst Zugriff auf dieses Geld haben - sprich Banken, Staaten und die ohnehin schon Vermögenden. Das geht auf Kosten aller anderen.
- Die Fed ist zum großen Teil für die wachsende Einkommensungleichheit verantwortlich, über die sich eigens auch diese Zentralbank beschwert.
An dieser Stelle ein paar Absätze aus Feketes Artikel, die mir ins Auge stachen.
“Meine These, dass sinkende Zinssätze (nicht zu verwechseln mit niedrigen aber stabilen) in allen Bereichen Kapital zerstören, ist zugegebenermaßen kontrovers. Ich würde mich über über eine unerschrockene und konstruktiv-kritische Diskussion dieses Themas durch ein kompetentes und unvoreingenommenes Gremium sehr freuen, das sich zugleich auch der Frage der Überlegenheit des "sich-selbst-liquidierenden Kredits" gegenüber dem staatsschuldenbasierten Kredit annimmt (ironisch formuliert auch ‘selbst-verewigende Schulden‘). Wir werden auf drei zerstörerische Auswirkungen von Zinssatzsenkungen eingehen: (a) der Anstieg des Liquidationswertes von Schulden, (b) verschlechtertes reales Austauschverhältnis von Arbeitskraft (c) der Schwund von Abschreibungsquoten." […]
“Die Prämisse, dass sich der Anleihekurs umgekehrt proportional zum Zinssatz bewegt, ist unumstritten und gilt allgemein - bei Freund wie Feind - als akzeptiert. Sie beschreibt die Auswirkung aus der Sicht des Gläubigers. Interessanterweise tun sich viele schwer mit derselben Prämisse, wenn sie dieselbe Auswirkung nun aus der Sicht des Schuldners beschreibt - sprich, dass der Liquidationswert von Schulden ebensolchen umgekehrten Verhältnis zum Zinssatz steht.
Gerade Zinssatzsenkungen lassen die Liquidierungskosten von Schulden noch vor Fälligkeit steigen. Der Liquidationswert ist das, was der Schuldner zahlen muss, falls er seine Schulden vor dem geplanten Fälligkeitszeitpunkt begleichen möchte. Da dieser Liquidationswert jetzt höher ist, haben sinkende Zinssätze die Schuldenlast steigen lassen. Wenn der Zinssatz beispielsweise halbiert wird, dann verdoppelt sich nach dieser Faustregel der Liquidationswert langlaufender Schulden (d.h. die Liquidation der Schuld wird doppelt so viel kosten wie noch vor der Senkung).“
Diskutieren wir diesen letzten Satz.
Wenn der Zinssatz halbiert wird, wird die Liquidation der Schuld doppelt so viel kosten.
Ich habe meinen Freund Keith Weiner gefragt, ob er mir Feketes Position erklären könne.
Er meinte dazu:
“Errechnen wir den aktuellen Wert eines Zahlungsstroms. Nehmen wir an, du musst 10 Jahre lang 100 $ jährlich zahlen. Der Barwert errechnet sich nicht, indem man die 100 $ einfach mit 10 multipliziert und auf 1.000 $ kommt.
Jede zukünftige Zahlung wird zu dem jeweilig vorherrschenden Zinssatz abgezinst (diskontiert) werden. Bei einem Zins von 10% bekommen wir folgende Zahlenreihe: 90 $ + 81 $ + 72,90 $...usw. = 586 $. Wird der Zinssatz auf halbiert und auf 5% gesenkt, beträgt die Summe der neuen Zahlenreihe 762 $.
“Aha!“ werden Sie sagen. "Das Doppelte ist das jetzt aber nicht." Nein, eine 10-Jahre-Anleihe verdoppelt sich nicht bei einer Zinssatzhalbierung. Ewig-Anleihen (Perpetuals) hingegen schon.
Fekete bringt noch ein anderes Argument. In Systemen mit uneinlösbarem Papiergeld, so meint er, würden Schulden an sich nie getilgt. Die Währung als solche - hier der Dollar - sei auch nur ein Schuldschein (ein Teil der Staatsschuld). Mit Goldzahlungen wäre die Schuld dann getilgt oder gelöscht. Bezahlt man in Dollar, werden nur Schulden herumgeschoben. Aus diesem Grund müssten alle Schulden als Ewig-Anleihen (perpetuals) betrachtet werden.
Diese Betrachtung hat in der Tat eine praktische Seite, eine entscheidende. Stellen Sie sich vor, Sie leihen sich 1 Million $, um ein Restaurant zu bauen - mit einer Verzinsung von 10%. Dann wird der Zinssatz auf 5% gesenkt. Ein Konkurrent kann ein Geschäft derselben Art zu geringeren Zinskosten bauen. Oder er baut eine opulentere Einrichtung zu den gleichen Kosten.
Das Gift der Fed
Keith Weiner erörterte denselben Punkt detailliert im Artikel “The Fed Poisons The Stock Market“, der auf Forbes veröffentlicht wurde.
Ich bin praktisch veranlagt, wahrscheinlich störe ich mich deswegen an Feketes Modell.