Investieren unter Repression: Haben Sie Gold?
19.02.2015 | Axel Merk
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In den USA kündigte Bernanke immer dann eine weitere Runde QE an, wenn sich der Kurvenverlauf der 2%-Marke annäherte. Während die EZB also die Druckerpressen anwirft, nimmt die Fed einen ganz ähnlichen Trend eher gelassen zur Kenntnis, und zwar mit der Begründung, die niedrigen Ölpreise würden diesen Indikator verzerren. Es stört sie dabei nicht, dass diese Berechnungsmethode ja gerade dazu dienen sollte, die kurzfristigen Effekte schwankender Ölpreise herauszufiltern.Wir leitenden daraus Folgendes ab:
Erstens: Die Zentralbanker neigen dazu, die Daten entlang ihrer eigenen Interessen zu interpretieren. Einerseits kann man viele Argumente dafür finden warum, QE für die Eurozone ungeeignet ist, doch umgekehrt betreibt die Fed allem Anschein nach eine Fantasie-Bewertung der eigenen Wirtschaft. Der zukünftige politische Kurs könnte also zunehmend durch Ideologie bestimmt sein.
Angesichts derart niedriger Zinssätze, haben wir unsere Zweifel daran, dass die Realzinsen auf absehbare Zeit hohe Niveaus erreichen werden. Im Rahmen unsere Betrachtung sind es letztendlich die hohen Realzinsen, die eine Gefahr für den Goldpreis darstellen könnten.
Schauen wir uns eine weitere ‘vorausschauende‘ Maßgröße für die USA an: die Defizit-Schätzungen des Congressional Budget Office. Hierbei handelt es sich nicht etwas um den US-Haushaltentwurf für die nächste Dekade, sondern eben um den jüngsten Bericht dieser für den US-Kongress arbeitenden Behörde, die sich mit der potentiellen, langfristigen Defizitentwicklung in den USA beschäftigt.
Die Zahlen dieser Behörde werden von vielen als notorisch fehlerhaft kritisiert. Das ist möglicherweise auch so. Dennoch ergeben auch unsere eigenen Berechnungen Folgendes: Sollten die durchschnittlichen Kreditkosten wieder auf ihre historischen Durchschnitte steigen, dann müssten die USA in zehn Jahren möglicherweise eine Billion $ mehr für den Schuldendienst aufwenden - und zwar pro Jahr.
Dann dürfte nicht mehr viel Geld für andere staatlichen Programme übrig bleiben. Man könnte die ganze Sache auch so betrachten: Die größte Bedrohung für die nationale Sicherheit könnte das Defizit sein, denn am Ende bliebe vielleicht gar kein Geld mehr für den Verteidigungsetat übrig. Wir sollten also nicht Griechenland und Europa verspotten: die USA haben ähnlich gelagerte Probleme.
Das Ausmaß diese Ausgabenlawine könnte unserer Meinung nach Motivation genug sein, die Realzinsen weiterhin niedrig zu halten, um dem Staat bei der Selbstfinanzierung zu helfen. Wir sind der Ansicht, dass es in den kommenden 10 Jahren in der Tat schwierig wäre, einen positiven Realzins über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg aufrechtzuerhalten.
Ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass ich meine Vorbehalte einem politischen Entscheidungsträger der Fed erklärte und er darauf meinte, dass solche Aussichten unrealistisch seien, da sich kein stabiles Gleichgewicht erreichen ließe. Meine Antwort: Von Stabilität war gar nicht die Rede.
In den USA können wir die Explosion der Defizite mit einer großen Reform staatlicher Unterstützungsleistungen vermeiden. Man könnte Mittel und Wege einführen, mit denen man den Empfang von Sozialleistungen auf den Prüfstand stellt; man könnte das Bezugsalter für Sozialversicherungsleistungen erhöhen. Es gibt Lösungen für dieses Problem, welche politisch jedoch nur sehr schwer machbar sind, ganz gleich, wer im Kongress die Mehrheit hat.
Die Europäer haben sich an der ‘Austerität‘ versucht. In den USA bevorzugen wir vielleicht den Zauberstab der Fed. Man sollte noch hinzufügen, dass die Sozialleistungen in den USA an die Inflationsentwicklung gekoppelt sind, was die Druckerpresse ein wenig schont, solange der Verbraucherpreisindex die Inflation zu niedrig ausweist.
Man kann es auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Zum ersten Mal in der Geschichte der USA haben der Staat und die Verbraucher, unserer Meinung nach, zu hohe Schulden. Ausländer - die nicht wahlberechtigt sind - besitzen diese Schuldverschreibungen.
Das wäre ein Motivationsgrund für eine Entwertung dieser Schulden. Anders ausgedrückt: Die Interessen des Staates und die der Sparer decken sich nicht. Noch allgemeiner ausgedrückt: Investoren - ob nun in den USA, Japan oder Europa - können nicht darauf vertrauen, dass ihre Regierungen die Kaufkraft ihrer Ersparnisse schützen werden.
© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com
Dieser Artikel wurde am 11.02.2015 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.