Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Hochfrequenzhandel: Ein bemerkenswerter Vorschlag

20.02.2015  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Es lässt sich also auf die Frage herunterbrechen, welcher Konzentrationsgrad - der, wie wir eindeutig feststellt hatten, unter 100% liegt - Manipulation darstellt. Die Antwort ist allerdings keine feststehende, in Stein gemeißelte Zahl wie etwa 30% oder 70%. Wenn es so einfach wäre, bräuchten wir keine Gesetzeswerke oder Bundesbehörden zum Schutz vor Manipulation. Die Antwort muss hingegen ein vernünftiger Prozentsatz sein, der durch andere Indizien und Belege für künstliche Kursfindung gestützt wird. Und genau diesen Fall haben wir beim Silber.

Die Fakten bezüglich der Marktkonzentration sind hier gar kein Streitpunkt, weil sie von der CFTC in Form des wöchentlich erscheinenden Commitment of Trader Report (COT) veröffentlicht werden. Die Konzentrationsdaten sind verfügbar und akkurat, die CFTC erhebt und veröffentlicht diese Daten, weil sie ein Frühwarnsystem für Manipulation sind.

Das Problem ist nur, dass die Behörde, zumindest was den Silbermarkt betrifft, nicht über die Erhebung und Veröffentlichung der Konzentrationsdaten hinausgeht und zudem alle sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen ablehnt. Das ist so, als würde das NORAD-Raketenabwehrsystem tausende feindliche Interkontinentalraketen identifizieren, die die USA anfliegen, doch die zuständige Person ignoriert einfach das Radar und stempelt sich aus, um Mittag machen zu gehen.

Die CFTC veröffentlicht die Konzentrationsdaten ja nicht, um mir Anlass zum Schreiben zu geben; dieses System wurde geschaffen, um Konzentrationsniveaus zu ermitteln und zu unterbinden, die notweniger Bestandteil von Dominanz, Kontrolle und Monopol sind.

Was also sollte die CFTC mit den am Silbermarkt ermittelten Konzentrationsdaten tun? Zuallermindest sollte sie ihre eigenen Daten aus einer vergleichenden und praktischen Perspektive betrachten.

Der Trick dabei ist, die von der CFTC veröffentlichten konzentrierten Short-Positionen in lebensweltliche Mengenäquivalente umzurechnen - und zwar für jeden regulierten physischen Rohstoffmarkt, auch den COMEX-Silbermarkt. Immerhin heißt es in den gesetzlichen Bestimmungen für die Rohstoffmärkte, dass der Preis einer Ware aufgrund von Veränderungen im tatsächlichen Angebot oder Nachfrage festgestellt werden müsse und dass der Terminhandel nicht die Preise in der realen Welt diktieren darf.

Für jeden Rohstoff - von Öl über Baumwolle bis hin zu Silber - gibt es leicht zu ermittelnde Daten zur globalen Jahresproduktion und zum globalen Jahresverbrauch. Rechnet man für jeden regulierten Rohstoffterminmarkt die konzentrierten Short-Positionen der vier und acht größten Trader in die entsprechenden, realen, weltweit Tag für Tag produzierten Mengen um, so gelangt man zu einer normalisierten und praktischen Betrachtung dieser Daten. Eine solche Betrachtung lässt einen Äpfel-mit-Äpfeln-Vergleich mit allen anderen Rohstoffen zu.

Open in new window

Silber hat in globalen Tagesproduktionsmengen gerechnet immer die größte konzentrierte Short-Position. Doch nicht nur das. In einigen Fällen sticht Silber sogar mit einer fünfzigmal so großen äquivalenten Short-Position hervor - verglichen mit anderen großen Rohstoffmärkten wie Rohöl oder Weizen.

Man muss das Gesamtbild im Auge behalten - und hier ist der Silbermarkt eine Seltenheit: ein Rohstoff, dessen Preis unterhalb der Durchschnittskosten der Primärproduktion liegt, für den es ausgewiesene Investitionskäufe gibt und der zudem noch im Vergleich die extremste konzentrierte Short-Position unter allen physischen Rohstoffen aufweist.

Hinzu kommt noch das sichere Wissen um die außergewöhnlichen und leicht nachzuweisenden Vorgänge im Jahr 2008, als der größte konzentrierte Leerverkäufer beim Silber (und beim Gold) - namentlich Bear Stearns - gerettet und von JP Morgan übernommen werden musste - höchstwahrscheinlich aufgrund der Verluste, die Bear Stearns aufgrund ihrer massiven Silber- und Gold-Short-Positionen erlitt.

Seither lässt sich recht einfach nachverfolgen, was JP Morgan mit diesen Positionen im Schilde führt, denn diese konzentrierte Short-Position ist umfangreich und manipulativ geblieben.

Bemerkenswert an Prof. Scopinos Arbeit ist Folgendes: Er spricht das Offensichtliche aus - was die Frage der potentiellen Gesetzeswidrigkeit des Hochfrequenzhandels angeht.

Aber was könnte noch offensichtlicher sein als der dokumentierte Manipulationsfall am Silbermarkt - angesichts einer konzentrierten Short-Position, die sich nicht seriös erklären lässt und die zudem weitaus größer ist als alle anderen Short-Positionen?

Glauben Sie bitte nicht, dass ich mir verzweifelt Reaktionen (unmittelbare oder längerfristige) der CFTC auf die Arbeit Scopinos erhoffe - trotz seiner Verbindungen zu dieser Behörde. Es ist völlig aussichtslos, dass die Behörde jemals irgendetwas gegen die Silbermanipulation unternehmen wird. Was seine Arbeit aber auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie, aus rechtlicher Sicht, darlegt, was die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer schon weiß - dass der Hochfrequenzhandel an sich manipulativ zu sein scheint. Falls das zutreffend ist, kann die Lösung nur eine juristische Entscheidung sein.

Bei der Silbermanipulation ist eine rechtliche Lösung hingegen unwahrscheinlich. Doch wenn letztendlich genug Marktteilnehmer und Investoren erkennen, was die weltgrößte konzentrierte Short-Position mit den Marktkursen gemacht hat, dann wird auch die Lösung kommen. Sie kommt, wenn diese neue Erkenntnis in physische Silberkäufe mündet, die den Short-Papiermanipulatoren das Kreuz brechen.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.02.2015 auf der Website www.24hgold.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"