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Wie risikofrei ist Gold?

27.02.2015  |  Axel Merk
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In den USA, wie auch in vielen anderen Ländern, besteht eine Trennung zwischen Haushalts- und Geldpolitik. Das bedeutet, dass die Regierung zwar die Einnahmen und Ausgaben steuert, die Zentralbank jedoch die Kreditmengen kontrolliert (oder die Kreditkosten), die für die Wirtschaft verfügbar sind. Aufgabe der Zentralbank sollte es nun sein, die Kaufkraft der Landeswährung zu sichern.

Historisch betrachtet fällt es den Zentralbanken jedoch sehr schwer, die Kaufkraft einer Währung zu sichern, wenn keine tragfähige Haushaltspolitik gemacht wird. Selbst in “normalen“ Zeiten liegen die Vorstellungen der Zentralbanker zum Thema Kaufkraft im Bereich einer ca. 2%igen Inflationsrate. Auf diese Weise hat der US-Dollar seit dem Entstehen der Federal Reserve 95% seiner Kaufkraft verloren, wenn man den US-Verbraucherpreisindex (CPI) zugrunde legt.

Viele Investoren mögen Gold hingegen, weil es sich eben nicht so einfach "drucken" lässt (natürlich ließe sich die Produktion, ganz so einfach ist das aber nicht). Genau das ist auch der Grund, warum Staaten und Regierungen nicht gerade begeistert von der Idee sind, ihre Währung durch Gold zu decken. Wer das macht, begrenzt auch seine Möglichkeiten der Defizitfinanzierung.

Aus diesem Grund haben wir uns in den vergangenen 100 Jahren (und länger) immer weiter und weiter vom Goldstandard entfernt. Im Verlauf dessen geriet das Geld auch immer weiter in Gefahr, seiner Werterhaltungsfunktion - einer seiner Schlüsselfunktionen - nicht mehr gerecht zu werden.

Wir behaupten, dass eine verschuldete Regierung nicht mehr dieselben Prioritäten hat wie Sparer, denn von staatlicher entsteht nun ein Interesse an der Abwertung der eigenen Schulden. Die Abwertung eigener Schulden löst zwar das Schuldenproblem nicht, ist aber ganz hilfreich um “Zeit zu schinden", und das ist etwas, was Politiker besonders gut können. In den USA sind zudem noch viele Konsumenten hochverschuldet, hinzu kommt, dass ein großer Teil dieser Schulden von ausländischen Gläubigern gehalten. Man muss kein Goldbug sein, um die Ansicht zu vertreten, dass es systemische Anreize gibt, die also für eine anhaltende Aushöhlung der Kaufkraft sprechen.

Zurück zum Gold: Ist Gold als Investition risikofrei? Jene 100 Unzen Gold sind dahingehend “sicher", dass immer 100 Unzen Gold bleiben werden. 100 Unzen werden 100 Unzen bleiben, in einem Jahr, in zehn Jahren und auch in 100 Jahren. Wenn wir aber von “sicheren“ Investments reden, müssen wir die Kaufkraft des Investments betrachten.

Ein Anzug kostete vor 100 Jahren, grob gesagt, eine Unze Gold, und heute immer noch. Bei Milch verhält es sich ganz ähnlich: Eine Gallone Milch (US-Gallone ca. 3,8 l) kostete, in Gold gerechnet, vor 100 Jahren in etwa genauso viel wie heute. Trotzdem schwankt der Goldpreis in allen Währungen (auch in US-Dollar), manchmal sogar heftig.

US-Investoren finden die meisten ihrer alltäglichen Ausgaben in US-Dollar ausgepreist. Wenn ich weiß, dass ich in einem Jahr 1.200 $ für etwas aufzuwenden habe, dann kann ich mein Geld zur Seite legen oder aber eine Unzen Gold dafür kaufen. Die Barmittel werden meine Verpflichtung begleichen. Mit der einen Goldunze werde ich das vielleicht auch können, vielleicht aber auch nicht. Dahingehend lässt sich sagen, dass alles, was im Verhältnis zum US-Dollar im Wert schwankt, an sich nicht als “sicher“ zu bezeichnen ist.

Das soll aber nicht heißend, dass US $-Barmittel grundsätzlich dem Gold vorzuziehen wären. Es heißt nur, dass das, was man mit seinen Ersparnissen anstellt, immer auch auf einer persönlichen Risikoeinschätzung basiert. Letztendlich dreht es sich beim Investieren immer um die Erhaltung oder den Ausbau der Kaufkraft.

Dass wir überhaupt investieren, hat vor allem den Grund, dass wir unserem Staat (gemeint ist kein spezieller, sondern alle Staaten) nicht zutrauen, dass er unsere Kaufkraft sichern wird. Und dabei gehen wir letztendlich Risiken ein. Wir investieren quer durch das Risikospektrum von Aktien, Anleihen über Immobilien und Rohstoffe bis hin zu Barbeständen oder Alternativanlagen.

Einige lehnen Gold dabei ab, weil es ein "unproduktives" Asset sei. Das gilt aber genauso für Ihren 20 $-Schein. Wer sein Gold “produktiv“ haben möchte, der kann es verleihen. Allerdings tritt hier wieder genau Kontrahentenrisiko in Erscheinung, das viele Investoren zu vermeiden versuchen. Zugewiesenes Gold mag zwar unproduktiv sein, es schlägt jedoch Anlagen, die, per Definition, destruktiv sind. Im aktuellen Umfeld ist der Realzins, also die Verzinsung nach Inflation negativ! Das könnte einen Klumpen (aus Gold), der unproduktiv ist, plötzlich vergleichsweise attraktiv machen.

Wichtig: Gold ist einfach nur, was es ist. Wenn wir hingegen an den oben genannten Verbraucherpreisindex denken, so ist dieser Gegenstand der kollektiven Weisheit von Ökonomen. Selbst wenn sie versuchen, alles richtig zu machen, so haben doch nicht wenige das Gefühl, dass die Inflation höher ist, als der Verbraucherpreisindex ausweist. Aber wie ist es nur möglich, dass der Preis eines goldglänzenden Gegenstandes seit 1970 mit einer Jahresrate von über 8% aufwertete?



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