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Zinszyklus versus Aktien

01.03.2015  |  Klaus Singer
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Auch diese Sicht unterlegt, dass eine restriktive Geldpolitik nicht unmittelbar ansteht. Wenn aber die Fed Funds Rate aber über die Rendite der zweijährigen US-TNotes, dann sei es Zeit, sich große Sorgen zu machen, warnt McClellan. Dabei werde auch eine Rolle spielen, dass viele heutige Investoren und Fonds-Manager keine Erfahrung mit einer restriktiven Fed haben.

Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass sie daher dieses Mal alles ganz anders sehen (“this time is different“); umso schlimmer sei dann das Aufwachen aus dieser Illusion.

Bis hierhin lässt sich festhalten: Es ist genug Liquidität vorhanden und nach kumulativer Advance-Decline-Linie sieht es so aus, als ginge ein nicht unwichtiger Teil davon in Aktien. Bleibt die Frage danach, ob die Anleger auch risikogeneigt genug sind, um das Spiel weiter zu treiben.

Ein wichtiger Indikator hinsichtlich Risikoneigung ist der „BofA Merrill Lynch US High Yield Master II Option-Adjusted Spread“, der den Spread zwischen high-yield Unternehmensanleihen und 10-jährigen US-Treasurys misst. Deutlich zu sehen, dass sich Mitte 2014 eine Aufwärtsbewegung entwickelte, die in der ersten Januarhälfte 2015 ihr Ende fand.

Seitdem geht es klar abwärts, was auf "Risk-on“ hindeutet. Ein kritischer Pegel wäre hier um oder kurz oberhalb von 7% zu sehen, oberhalb von 5% wäre Warnstufe. Mit aktuell 4,43% ist hinsichtlich Risikoneigung einstweilen alles im grünen Bereich.

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Zum Schluss ein Blick auf die Entwicklung des S&P 500 aus fraktaler Sicht. Dabei soll deutlich werden, wie weit sich der Herdentrieb bei Aktien entwickelt hat. Je stärker ein Kursverlauf einer linearen Bewegung ähnelt, je ausgeprägter ist der Gleichlauf der Akteure. Ist hier über eine gewisse Zeit ein Extremwert erreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein größeres Aktien-Topp in Arbeit ist.

Gegenüber dem Bild von Ende Dezember 2014 ergeben sich keine wesentlichen Änderungen. Das Ähnlichkeitsmass zu linearen Prozessen (im Chart "Linearity“ - rot) hatte im Juli 1999 (vor Platzen der Tech-Blase im März 2000) ein Maximum bei 93% erreicht (nicht dargestellt), im Juni 2007 lag der Höchstwert vor dem damaligen ATH im S&P 500 bei 94%, Ende 2014 waren es 97%, aktuell sind es 95%. Ein Topp in der Linearität scheint grob ein halbes Jahr vor dem Topp im Kurs aufzutreten (siehe Chart).

Aus all diesen Blickwinkeln ergibt sich, dass zwar aufgrund der überkauften Situation in vielen Aktienindices kurzfristig mit deutlichen Gewinnmitnahmen zu rechnen ist. Aber ein unmittelbares Ende des übergeordneten Bull-Runs scheint noch nicht gekommen, auch wenn die Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist. Zu beachten wäre in diesem Zusammenhang allerdings die Untergrenze des seit Herbst 2011 bestehenden Aufwärtskanals im S&P 500, die aktuell bei rund 1955liegt und um etwa 22 Punkte pro Monat steigt. Hier liegt auch die für die mittelfristige Entwicklung wichtige EMA50w (der exponentielle Mittelwert über die zurückliegenden 50 Wochen), die etwa gleich stark steigt.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.



© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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