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Silber auf der Startrampe

26.03.2015  |  Adam Hamilton
Nach harten Monaten, in denen Silber von den Spekulanten für tot erklärt wurde, kratzt das Metall erneut an der wichtigen Unterstützung. Die brutalen Tiefs und der extreme, umfassende Pessimismus, den wir heute erleben, sind der perfekte Nährboden für die nächste große Rally.

Die Positionierung seitens der Investoren ist in der Tat sehr niedrig, während die Spekulanten große Short-Positionen aufgebaut haben, die irgendwann glattgestellt werden müssen. Wenn Gold also entschlossen die Marktwende vollzieht und den Weg ebnet, wird auch Kapital in den Silbermarkt zurückfließen.

Die große Faszination eines abgeschlagenen und vergessenen Silbermarktes ist für viele kaum zu verstehen. Das hängt damit zusammen, dass die meisten Trader fälschlicherweise lineare Annahmen in einer ansonsten non-linearen Welt treffen. Sie gehen heute davon aus, dass die aktuellen Marktbedingungen bis in alle Ewigkeit weiterbestehen werden. So funktionieren Märkte aber nicht, sie sind immer nur eines - zyklisch.

Die besten Zeiten, um günstig zu kaufen (und dann später teuer zu verkaufen), sind Phasen in denen bestimmte Vermögenswerte den schlimmsten Ruf haben und zu superniedrigen Kursen gehandelt werden.

Sobald Silber wieder in den Bullen-Modus wechselt, werden diese tapferen Antizykliker (eng.: contrarians) schon enorme Gewinne gemacht haben. Im letzten sekulären Bullenmarkt, von November 2001 bis April 2011, schoss Silber mit 1.105% in die Höhe! Im selben 9,4 Jahre-Zeitraum konnte der Aktienleitindex S&P 500 seine Gewinne gerade einmal um 20% ausbauen. Doch seither hängt Silber in einem brutalen Bärenmarkt, wo es in den schlimmsten Zeiten 68% in die Tiefe krachte. Das Metall ist somit ganz offensichtlich unbeliebt geworden.

Da der Silbermarkt klein ist, werden die Silberkurse vollkommen von Investment- und Spekulativkapitalflüssen dominiert. Wenn die Trader wieder an den Markt zurückkehren, werden ihre Käufe wie ein Kurskatapult wirken. Diese kräftigen, so charakteristischen Gewinne locken dann noch mehr Trader an, und deren aggressive Kaufhaltung wird selbsttragend. Der Startschuss, der die fantastisch lukrativen Silbersprints auslöst, ist der Goldpreis. Die Goldkurse versetzen die Silberkurse in Schwung, denn dort schauen die Trader hin, um ihr Vorgehen am Silbermarkt zu koordinieren.

Beim Gold steht eine neue, große Aufwärtsbewegung an. Die euphorischen, überbewerteten und überhebelten US-Aktienmärkte werden zwangsläufig erschlaffen, und in einem solchen Umfeld werden jene Investments, die gegen den Aktienmarkt laufen, wieder beliebter. Die anstehenden Goldkäufe werden durch die überfällige Korrektur des parabolisch verlaufenden US-Dollars noch richtig verstärkt. Sobald die Trader überzeugt sind, dass die Gold-Rally rechtens und tragend ist, werden sie in den Markt stürmen.

Sicher gibt es immer auch antizyklisch denkende Investoren, die gerne physisches Silber kaufen, allerdings ist das nur eine zweitrangige Triebkraft für den Silberkurs, weil dieser Prozess langsamer Wirkung zeigt. Die Silberkursbewegungen werden hauptsächlich durch Zu- und Abflüsse in/ aus zwei großen Kapitalquellen befeuert - und das sind die US-amerikanischen Aktienmärkte und die US-amerikanischen Terminmärkte. Einer der Hauptgründe für die positiven Aussichten am Silbermarkt ist nun das enorme Kaufvolumen dieser Kapitalpools.

Über das Silber-ETF-Flaggschiff iShares Silver Trust (Symbol SLV) fließt dieses Aktienmarktkapital dann in physisches Silber oder auch raus. Der ETF möchte in erster Linie den Silberkurs nachbilden; das ist nur dann möglich, wenn aufkommender Kauf- und Verkaufsdruck auf SLV-Anteile so schnell wie möglich auch in den zugrundliegenden Metallbeständen nachvollzogen wird. Der SLV funktioniert praktisch wie ein Kanal zwischen Börsenkapital und physischem Silber.

Kaufen Börsenhändler schneller SLV-Anteile an, als der ETF in Form von Silber nachkaufen kann, besteht die Gefahr, dass sich der Kurs dieses ETFs nach oben entkoppelt. Damit seine Nachbildungsfunktion nicht verloren geht, müssen die SLV-Treuhänder diese Übernachfrage in physisches Silber transferieren. Sie emittieren also neue SLV-Anteile, um die aufkommende Nachfrage zu decken, damit halten sie den SLV-Kurs auf der Höhe des Silberkurses, anschließend schieben sie die gesamte neue Liquidität direkt ins physische Silber.

Stoßen Börsenhändler hingegen SLV-Anteile schneller ab, als physisches Silber verkauft wird, beginnt der SLV-Kurs kurz darauf zu sinken. Dieser Verkaufsdifferenz muss wiederum in physischem Silber Rechnung getragen werden. Das erreichen die SLV-Treuhänder, indem sie genügend SLV-Anteile zurückkaufen, um das entstehende Überschussangebot aufzusaugen. Das dazu nötigte Kapital bringen sie durch den Verkauf von physischen SLV-Beständen auf, das sie für ihre Anteileigner treuhänderisch verwahren. Dieser ETF ist also nur ein Durchgang, ein Kanal.

Die Treuhänder des SLV sind immer sehr transparent hinsichtlich dieser Kapitalflüsse gewesen: Die im SLV physisch lagernden Gesamtbestände werden jeden Tag veröffentlicht. Steigen sie, fließt Börsenkapital in physisches Silber. Fallen sie, steigen die Börsenhändler aus Silber aus. Angesichts der düsteren Silberstimmung überrascht es kaum, dass die SLV-Bestände ein Abbild der Unterpositionierung amerikanischer Börsenhändler beim Silber sind.

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