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Gold und Trübsal: Eigenartige Bettgenossen

02.04.2015  |  Dan Norcini
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In diesem Zusammenhang dann noch das GDXJ/ Gold-Verhältnis: Es entwickelt sich weiter in seine Lieblingsrichtung - nämlich nach unten.

An Rande noch ein paar lose Gedanken zum Gold und seinen Verfechtern: Wie die meisten von Ihnen wissen, betrachte ich Gold als Versicherung – nicht mehr und nicht weniger. Es ist einfach nur eine Anlageklasse unter anderen. Manchmal ist sie beliebt und läuft gut, und manchmal ist sie unbeliebt und läuft nicht so gut.

Viele Goldbugs vergessen, dass Gold manchmal lange, sehr lange Zeit rein gar nichts zur Verbesserung des eigenen Portfolios beiträgt. Man denke nur an die 20 Jahre zwischen 1980 und 2000/ 01, als das Metall nur den Weg nach unten kannte.

Zwanzig Jahre lang verpassten all jene, die ihre Anlagehoffnungen ausschließlich auf Gold aufgebaut hatten, riesige Chancen zum Vermögensaufbau durch Diversifizierung. Trotzdem glauben viele, die diese 20 Jahre über bullisch geblieben sind, dass sie für ihre Treue schließlich belohnt wurden. Um zu beweisen, wie lohnenswert Goldbesitz sei, verweisen sie auf die Tatsache, dass Gold von fast 250 $ auf über 1.900 $ im Jahr 2011 gestiegen ist.

Das wäre auch alles schön und richtig, allerdings stimmt es eben auch nur unter der Voraussetzung, dass man sein Gold tatsächlich dann auch VERKAUFT und die Gewinne mitgenommen hätte. Das Problem mit den Goldbugs ist, dass man sie nie, oder zumindest ganz selten, darüber reden hört, das sie genau das auch getan hätten.

Für sie heißt es permanent vorwärts und aufwärts zu den nächsten Höchstständen, selbst wenn es eben 20 Jahre dauert, bis man dort ist. Die Tatsache, dass die meisten nicht verkauften und keine Gewinne mitnahmen, bedeutet letztlich auch, dass sie fast die Hälfte aller Papiergewinne verloren, die sie 2011 vielleicht für sich zu verbuchen gehabt hätten.

Ich weiß nicht, wie Ihnen es geht, aber wenn man zusieht, wie eine Anlage 50 % ihres Wertes verliert, dann ist das doch eine todsichere Methode, große Fortschritte mit der eigenen langfristigen Anlagestrategie höchstwahrscheinlich zu vermeiden.

Ich will wohl Folgendes damit sagen: Aus irgendeinem Grund scheint Gold in allen von uns den pessimistischen Charakterzug zu betonen. Denken Sie mal darüber nach: Wenn jemand durch und durch Goldoptimist ist, dann heißt das auch, dass er negativ gegenüber dem gesamten Finanzsystem oder zumindest gegenüber dem US-Dollar eingestellt sein muss. Das führt dann genau zu dem, was meiner Meinung nach eine ungesunde Obsession mit schlechten Nachrichten ist.

Als ich heute in meinem Transporter unterwegs war, habe ich im Radio wieder eine dieser "beeilen Sie sich, raus hier, der Dollar-Crash kommt"-Werbungen gehört, die bestimmte Investment-Firmen so gerne über uns ausschütten. Dieses Mal drehte sich alles um "Alan Greenspans Warnungen vor Finanzinstabilität" – also schnell schnell, noch mehr Gold nachlegen.

Wenn man zu viele dieser Werbungen hört, überkommt einem das Gefühl von Übelkeit und Abscheu, weil von diesen Menschen immer und immer wieder - Jahr für Jahr - dasselbe kommt. “Die gesamte Welt wird morgen untergehen, also sehen Sie zu, dass große Mengen Ihres Geldes zum Kauf von Gold bei uns ausgeben werden.“

Das ist auch der Grund, warum einige Menschen, die auf den Mailinglisten dieser vielen im Internet anzutreffenden Goldkultmitglieder stehen, fast tagtäglich ihre Mailboxen mit Geschichten vollgestopft bekommen, in denen es darum geht, wie schlimm dieses ist und wie schlimme jenes ist, wie bald dieses zusammenbrechen wird und wie bald jenes zusammenbrechen wird. Jede Wirtschaftsnachricht, die auf eine Entschleunigung des Wirtschaftswachstums hinweist, wird demzufolge gleich so dargestellt, als wäre sie der Vorläufer eines garantiert in Kürze anstehenden Finanz-Armageddon.

Um ausgemachter Goldbulle zu sein, muss man – zwangsläufig – auf schlechte Nachrichten hoffen. Für mich persönlich wäre das ein besonders deprimierender Weg, durchs Leben zu gehen.

Bitte verstehen Sie meine Aussagen hier nicht falsch: Man kann durchaus Gold als Versicherung halten, ohne diesen deprimierenden morbiden Zukunftsausblick zu haben, von dem sich so viele Goldbugs anstecken lassen haben.

Immerhin haben doch auch die meisten von uns Versicherungen abgeschlossen – auf unsere Wohnungen und Häuser oder gegen katastrophale Gesundheitsprobleme sowie Autoversicherungen und Lebensversicherungen. Der Unterschied ist aber: Diejenigen die geistig stabil sind, werden NIEMALS, NIEMALS, NIEMALS wirklich diese Auszahlung herbeisehen. Wir erhoffen uns doch das genaue Gegenteil, nämlich dass wir sie NIE brauchen werden.

Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir die Gemütsverfassung eines rasenden Goldbugs auf unsere Häuser, Autos sowie unsere Lebens- und Krankenversicherungen übertragen würden? Das würde wohl bedeuten, sich zu wünschen, dass das Feuer im Nachbarhaus auch auf meins überspringen würde. Oder sich darauf zu freuen, dieselbe schlimme Krankheit zu bekommen, die unglücklicherweise ein Freund oder Bekannten befallen hat. Oder sich auf einen Totalschaden zu freuen, weil die Autoversicherung die Summe auszahlen würde. Ok, ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Trotzdem: Ist das nicht dämlich? […]

Ernsthafte Investoren/ Trader dürfen einer solchen Mentalität nicht verfallen. Man muss objektiv und besonnen bleiben und sich vor allen vor Effekthascherei in Acht nehmen, die die Welt der Goldbugs durchzieht.

Kaufen Sie Gold und behalten Sie es als Versicherung; anschließend kümmern Sie sich wieder um ihr Leben als Anleger. Sie werden um einiges glücklicher sein und viel mehr Freude mit ihrer Familie und Freunden haben.


© Dan Norcini



Dieser Artikel wurde am 31. März 2015 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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