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Portfoliodesign im Rohstoff-Bullenmarkt

27.03.2006  |  Adam Hamilton
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Rohstoffaktien zur Hauptkomponente des Bullenmarkt-Portfolios zu machen beschränkt uns aber einerseits und erhöht andererseits Risiken, gegen die man sich absichern muss. Generell werden nur die Produzenten von sehr kapitalintensiven Rohstoffen an der Börse gehandelt. Es erfordert hunderte Millionen Dollars um Erdöl oder Metalle zu fördern, und die Ausgabe von Aktien ist praktisch die einzige Möglichkeit, soviel Kapital aufzubringen. Die meisten der verfügbaren Rohstoffaktien sind also in der Produktion von Rohstoffen wie Energie und Metall, die sehr hohe Markteintrittsbarrieren aufweisen.

Ein auf Aktien basierendes Bullenmarktportfolio wird also notwendigerweise zum Großteil aus Energie- und Metallproduzenten bestehen, und diese Rohstoffe bieten auch die besten Gewinnchancen. So genannte Soft Commodities, wie etwa Weizen, reagieren mit niedrigen Markteintrittsbarrieren viel schneller auf Preisdifferenzen. Wenn die Weizenpreise so wie die Kupferpreise auf fast das Vierfache gestiegen wären, würde jeder Farmer in Amerika, Europa und Russland im nächsten Jahr Weizen anbauen und das neue Angebot wäre nach ungefähr einem Jahr auf dem Markt, nicht erst nach einem Jahrzehnt.

Je kapitalintensiver die Produktion eines Rohstoffs ist, desto schwieriger kann das Angebot auf die Preise reagieren. Deshalb sind Rohstoff-Investoren wirklich gut beraten, wenn sie sich anstatt leicht produzierbarem Getreide in schwierig zu fördernden Energie- und Metallressourcen engagieren. Als zusätzlichen Bonus neigen Regierungen dazu, die Produktion von Energie und Metallen nicht zu unterstützen, während sie ihre Farmer regelmäßig subventionieren. Diese Unterstützung der Farmer fügt einem Bullenmarkt verheerende Schäden zu und reduziert schließlich das Potential der subventionierten und dadurch überproduzierten Rohstoffe drastisch.

Anders als bei einem Öl-Future, der ausschließlich vom Ölpreis abhängig ist, birgt der Kauf von Aktien eines Ölproduzenten einige bedeutende Risiken, gegen die man sich absichern muss. Die Rohstoffindustrie ist eine harte Branche und das firmenspezifische Risiko ist hoch. Rohstoffreserven sind ortsgebunden und können nicht verlagert werden, das heißt Rohstoffproduzenten sind auf die Regierung des jeweiligen Landes angewiesen. Wenn nun eine anti-kapitalistische Regierung an die Macht kommt, so wie vor kurzem in Bolivien, kann eine Firma mit großen Investitionen in diesem Land drastische Verluste erleiden. Zusätzlich zu den politischen Risiken besteht auch immer die Gefahr von Naturkatastrophen. Minen können überflutet werden, Ölfelder können brennen und Bestände können schneller erschöpft sein als erwartet.

Zum Glück kann dieses firmenspezifische Risiko durch geschickte Streuung leicht vermieden werden. Der beste Rat für Investitionen kam vor einigen Jahrtausenden vom israelischen König Salomon, einem der weisesten Männer den die Weltgeschichte kennt. Im 11. Kapitel des Buches Kohelet im Alten Testament sagt er:

"Leg dein Brot auf die Wasserfläche, denn noch nach vielen Tagen wirst du es wieder finden - verteil dein Kapital auf sieben oder gar auf acht; denn du weißt nicht, welches Unglück über das Land kommt" - Koh 11,1-2

Wie König Salomon weise erklärt, sind Sie und ich einfache Sterbliche, und wir können weder in die Zukunft sehen, noch können wir wissen, welche Firmen in welchen Ländern oder Regionen eine Naturkatastrophe erleben werden. Wir sollten also unser Kapital aufteilen, auf mindestens 7 oder 8, so dass unser Portfolio nicht völlig verloren ist, wenn eine dieser Aktien plötzlich einen drastischen Verlust bringt. Bei allem Respekt vor Salomon, einem meiner großen Helden, denke ich aber, dass im riskanten Rohstoffsektor sogar eine 20-fache Diversifikation angebracht ist.

Seit 2000 gab ich durch Handelsstopps viele Rohstoffaktien ab, auf Grund verschiedenster, unvorhersehbarer Ereignisse. Ich habe Goldaktien verloren als ihre wichtigsten Minen überflutet wurden und ich habe großartige Firmen blitzartig fallen gesehen, als marxistische Regierungen jene Länder übernahmen, in denen diese Firmen ihre wichtigsten Projekte durchführten. Ich habe auch erlebt wie unerwartete Kosten die Quartalsberichte torpedierten und zu panischen Verkäufen führten.

Aus den oben genannten Gründen bin ich fest davon überzeugt, dass man nie mehr als 5% seines gesamten Kapitals in eine einzige Firma investieren sollte. Wenn Sie nicht so risikoscheu sind wie ich, und denken, dass dies viel zu konservativ ist, so legen Sie zumindest unter keinen Umständen jemals mehr als 10% in einer bestimmten Aktie an.

Die Gründe dafür sind auch psychologischer Natur. Sobald ein Investor mehr als 10% seiner Anlagen in eine einzelne Firma investiert, verliebt er sich in diese Firma und trifft über diese Investition keine rationalen Entscheidungen mehr. Wenn dieser Investor aber nicht mehr rational entscheidet, macht er unweigerlich Fehler. Sie sollten sich zwar als Besitzer ihrer Aktien fühlen, aber wenn die Positionen zu groß werden, kann es sein dass stattdessen die Aktien von Ihnen Besitz ergreifen. Solange Sie unter 10% bleiben, ist es eher unwahrscheinlich dass Sie zu sehr an einer Firma hängen.

Der nächste Schritt ist, zu entscheiden ob Sie primär Investor oder Spekulant sind. Wir alle haben ein bisschen von beidem in uns, aber in verschiedenen Abschnitten unseres Lebens wird unvermeidlich eines der beiden stärker sein. Investoren sind geduldige Langzeit-Anleger, die ihr Kapital in starken Firmen anlegen, so dass es über viele Jahre stetig und sicher wachsen kann. Kapital für die Rente, für die Ausbildung der Kinder oder für den Kauf eines Hauses sollte investiert werden. Die Regel ist, dass man mit jenem Kapital, auf das man angewiesen ist, nicht spekulieren sollte!

Spekulanten lieben den Nervenkitzel in kurzfristigen Anlagen und hoffen auf große Gewinne durch das Engagement in großen, 6-12 Monate langen Aufschwüngen während dieses Rohstoff-Bullenmarktes. Spekulanten spielen nur mit Risikokapital, das sie nicht für ihre Zukunftspläne benötigen, und haben deshalb auch keine Angst vor den unvermeidlichen Verlusten zwischen großen Gewinnen. Die besten Spekulanten lieben nicht so sehr das Geld, sondern viel mehr das Spiel, und deshalb werden sie auch reich damit.

Das wirklich interessante an diesem Zwiespalt ist meiner Meinung nach, dass Investoren trotz allem ein paar Spekulationen brauchen, und dass Spekulanten trotz allem ein paar Investments brauchen. Investoren brauchen ihre Spekulationen weil sie dadurch während den langen Jahren, in denen ihr Kapital heranreift, etwas zu tun haben. Sogar wenn sie 95% Ihres Portfolios in Investments angelegt haben ist es gut, 5% aktiv zu handeln, um auf dem Laufenden zu bleiben und Ihr Kern-Investmentkapital nicht unnötig viel zu handeln.

Andererseits brauchen Spekulanten einige Investments. Ich war jahrzehntelang ein Spekulant und Spekulationen sind unendlich unterhaltsam und lohnen sich auf unterschiedlichste Arten. Aber es kann ein brutales Spiel sein, das keinen Fehler verzeiht. Das schlimmste Szenario für einen Spekulanten ist, das alle seine Spekulationen gleichzeitig abstürzen und er kein Kapital mehr zur Verfügung hat. Daher sollte jeder Spekulant ein gewisses Grundkapital in Investments haben, so dass er nicht sein gesamtes Kapital verliert, wenn all seine spekulativen Positionen abstürzen.

Was das Portfoliodesign im Rohstoff-Bullenmarkt betrifft ergibt sich die Frage, ob man sich zu den Investoren oder Spekulanten zählt, durch die Anteile der jeweiligen Positionen. Es gibt vier Hauptgruppen in die man sein Kapital anlegen kann; die Basis, Investments, spekulative Investments, und pure Spekulationen. Während Investoren viel mehr Kapital in den Erstgenannten anlegen, investieren Spekulanten zum Großteil in den Letztgenannten.

Die untenstehende Pyramide veranschaulicht dieses Konzept, und bietet auch Vorschläge für die Portfoliobildung, sowohl für konservative Investoren als auch für aggressive Spekulanten. Je höher man auf der Pyramide geht, desto höher sind das Risiko und die potentiellen Gewinne. Nachdem Sie sich mit diesem Modell vertraut gemacht haben, werde ich jede einzelne dieser Kategorien genauer behandeln, angefangen vom geringsten Risiko bis hin zu jener mit dem höchsten Risiko. Natürlich sollten Sie danach Ihre eigene Feinabstimmung dieser generellen Aufteilungen finden, entsprechend ihrer persönlichen Risikoeinstellung.

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