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Rezession voraus? Droht der amerikanischen Wirtschaft der Absturz?

27.04.2015  |  Klaus Singer
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Zahlreiche Makrodaten in den USA zeigen seit Jahresbeginn fortgesetzt Schwäche. Die Akteure an Finanzmärkten ignorieren das mehr oder weniger und setzen umgekehrt darauf, dass weitere Schwäche dazu führen wird, den Beginn eines neuen Zinszyklus zu verschieben.

China ist für diese Haltung ein besonders prägnantes Beispiel: In deutlich nachlassendem Wachstum hat sich der chinesische Haupt-Aktienindex seit November verdoppelt. Die Finanzmarkt-Akteure spekulieren auf geldpolitische Lockerungen, die sie auch bekommen. Die zusätzlichen Mittel landen im Aktienmarkt und die chinesische Regierungs setzt offenbar auf einen durch steigende Aktienkurse initiierten Vermögenseffekt, der den Konsum ankurbeln soll.

Es gibt zahlreiche Indikatoren, die versuchen, so früh und sicher wie möglich eine heraufkommende Rezession zu erkennen. Rezessionen finden in Konjunkturabschwüngen statt, aber nicht jeder Abschwung ist eine Rezession.

Die folgende Darstellung zeigt den Verlauf der Zyklen im Finanz- und nicht-Finanzsektor (gelbe und rosa Linie) anhand des Verlaufs der Anteile der jeweiligen Gewinne am BIP (USA, bis Q4/2014). Technisch wird eine Bandpassfilterung vorgenommen. Der Gesamtzyklus ist in dunkelblau dargestellt. Es sieht so aus, als habe der Finanzzyklus sein lokales Topp im Herbst 2012 erreicht, während der nicht-Finanz-Sektor im Frühjahr nach einem Durchhänger wieder einen leichten Aufschwung zeigt. Der Gesamtzyklus zeigt gegenwärtig einen Abschwung, dessen Dynamik aber so gering ist, dass eine unmittelbar anstehende Rezession von hier aus zunächst unwahrscheinlich ist.

Die Auswertung der statistischen Häufigkeit bestimmter Merkmale der Zinslandschaft lieferte in der Vergangenheit recht zuverlässige frühe Signale hinsichtlich einer in den USA heraufziehenden Rezession, wie auch wirtschaftlicher Beschleunigung. Diese Auswertung zeigt aktuell zwar eine Tendenz hin zu einer höheren Eintrittswahrscheinlichkeit einer Rezession, mehr aber auch nicht.

Eine weitere Möglichkeit, die Rezessionswahrscheinlichkeit abzuschätzen, wird u.a. hier vorgestellt. Untersucht werden die Entwicklung von S&P 500, US-Ölpreis, US-Zins- und Kreditspreads, sowie der Zinsdifferenz zwischen dreimonatigen TBills und zehnjährigen TNotes. Der folgende Chart zeigt eine leichte Tendenz in Richtung einer Rezessionswahrscheinlichkeit größer Null, aber auch hier fehlt noch einiges.

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Wertet man die Zeitreihen von Industrieproduktion, realem verfügbarem persönlichen Einkommen, persönlichen Konsumausgaben und Zahl der Beschäftigten in den USA aus hinsichtlich ihrer Entwicklung über, bzw. unter dem Trend, so zeigt der daraus gebildete Index (rot im unteren Chartteil) bis Februar einen klaren Expansionskurs oberhalb der Scheidelinie bei 50%.

Für März liegen noch nicht alle Werte vor, aber es ist zu erwarten, dass der Index dann wieder nach unten tendiert. In der Vergangenheit hatte er mit einem Fall unter 50% regelmäßig recht zuverlässig Rezessionen angezeigt. Davon ist er aber noch um einiges entfernt.


Fazit

Unter dem Strich bleibt die Feststellung, dass die US-Konjunktur gegenwärtig an Tempo verliert, eine Rezession dürfte allerdings nicht unmittelbar vor der Türe stehen.

Da die Finanzmarkt-Akteure mittlerweile fest davon ausgehen, dass die Zentralbanken auf jeden konjunkturellen Abschwung mit noch mehr Liquiditätszufuhr reagieren, hat die Aussicht darauf eher den Effekt, die Preise von Finanzmarkt-Assets weiter steigen zu lassen.

Da die großen Notenbanken allesamt die gleiche Politik verfolgen und mit ziemlicher Sicherheit in der Abfolge ihrer Schritte abgesprochen vorgehen, dürfte nun die Fed wieder an der Reihe sein. Zuletzt hat die PBoC "geliefert", davor die EZB. Die Erwartungen, wann die Fed ihre erste Zinserhöhung durchführt, wandern schon nach hinten. Die nächste FOMC-Sitzung ist am 29. April. Ein Zinsschritt wird nicht erwartet, wohl aber weitere Andeutungen. Mittlerweile liegt nach Preisentwicklung bei Fed Funds Futures die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung (www.cmegroup.com) nicht einmal mehr für die FOMC-Sitzung im Oktober bei über 50%. Erst im Dezember beträgt sie 56%.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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