Öl und Metalle auf mehrmonatigen Höchstständen
06.05.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise setzen ihren Höhenflug nach kurzer Verschnaufpause fort. Brentöl stieg gestern erstmals seit Anfang Dezember über die Marke von 68 USD je Barrel. WTI kostet am Morgen mehr als 61 USD je Barrel, was ebenfalls zuletzt vor fast fünf Monaten der Fall war. Vom 6-Jahrestief Mitte Januar hat sich Brent mittlerweile um 50% verteuert.
Auftrieb gaben gestern gleich mehrere Faktoren. Zu nennen ist der deutliche Rückgang des US-Dollar nach enttäuschenden US-Handelsbilanzdaten. Zudem hat Saudi-Arabien seine offiziellen Verkaufspreise für Europa und die USA im Juni zu den Benchmarks erhöht und für Asien unverändert belassen. Dies deutet auf eine robuste Nachfrage nach saudi-arabischem Öl hin.
Am Abend berichtete das API außerdem einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 1,5 Mio. Barrel. Dies war der erste Lagerabbau seit Anfang Januar und dürfte von einigen Marktteilnehmern als Anzeichen einer beginnenden Markteinengung interpretiert werden. Wir erachten das Ausmaß des Preisanstiegs und das aktuelle Preisniveau dennoch als übertrieben, da der Ölmarkt nach wie vor deutlich überversorgt ist. OPEC-Delegierte deuteten bereits an, dass auf der Sitzung Anfang Juni keine Änderung der Förderpolitik zu erwarten ist, die OPEC also weiterhin über Bedarf produzieren wird.
Der CO2-Preis klettert heute Morgen mit 7,7 Euro je Tonne fast auf sein 2015-Hoch. In den gestrigen Trilogverhandlungen konnte man sich dank des Einlenkens Tschechiens auf eine frühe Einführung der Marktstabilitätsreserve im Jahr 2019 sowie die Überführung von zurückgehaltenen und nichtzugeteilten Zertifikaten in eben diese einigen. Dank der Aussicht auf den (künstlich ) knapperen Emissionshandel und weiterer Reformvorschläge durch die EU-Kommission noch vor der Sommerpause dürfte der Aufwärtstrend intakt bleiben.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist gestern auf 1.200 USD je Feinunze gestiegen, hat es bislang aber nicht geschafft diese Marke zu überwinden. Rückenwind gab ein merklich schwächerer US-Dollar, welcher nach der Veröffentlichung eines überraschend hohen US-Handelsbilanzdefizits für März unter Druck geriet. Denn dadurch dürfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal voraussichtlich geschrumpft sein, was den Zeitpunkt für die erste Fed-Zinserhöhung unsicherer macht. Dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag kommt nun große Bedeutung zu. Denn dieser muss zeigen, ob die Schwäche der US-Wirtschaft im ersten Quartal nur vorübergehend war, wie dies von der Fed gesehen wird. Bis zu den Daten dürfte Gold bei 1.200 USD gedeckelt bleiben.
Einem weiteren Goldpreisanstieg steht momentan der anhaltende Anstieg der Anleiherenditen entgegen. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen liegt mittlerweile bei 2,2% und ist damit so hoch wie zuletzt vor zwei Monaten. Höhere Zinsen verringern die Attraktivität von Gold, welches selbst keine Zinsen abwirft. Der festere Euro führt unterdessen dazu, dass der Goldpreis in Euro unter Druck steht und am Morgen auf 1.060 EUR je Feinunze fällt, nachdem gestern zwischenzeitlich 1.075 EUR je Feinunze erreicht wurden. Wir earchten die derzeitige Schwäche nur als vorübergehend und rechnen schon in Kürze mit steigenden Goldnotierungen in Euro.
Industriemetalle
Im Aufwind steigender Ölpreise und dank eines schwächeren US-Dollar legte der Index der Londoner Metallbörse gestern abermals zu und zog damit binnen der letzten sieben Handelstage um 9,4% an. Nickel verteuerte sich als Spitzenreiter um weitere 4%. Offensichtlich wiegen die Sorgen vor einer Verknappung der chinesischen Nickelgußeisenproduktion weiterhin stärker als hohe LME-Lagerbestände (siehe dazu Tagesinfo gestern).
Zink kostete gestern mit 2.400 USD je Tonne so viel wie zuletzt vor acht Monaten. Vor allem die Spekulanten hatten hier in den letzten Wochen den Aufwärtstrend verstärkt. Ob die Netto-Long Positionen in der letzten Woche ein neues Hoch erreicht haben, veröffentlicht die LME wegen des Bankfeiertags am Montag erst heute.
Der Kupferpreis, der zuletzt sogar ohne die "Hilfe" spekulativer Anleger zulegen konnte, kletterte mit 6.480 USD je Tonne auf das höchste Niveau seit letzten Dezember. Hier helfen die Fundamentaldaten. Denn das Kupferangebot bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück. So berichtete gestern das Handels- und Minenunternehmen Glencore, das zu den führenden Kupferminenbetreibern zählt, dass die eigene Kupferproduktion im ersten Quartal mit gut 350 Tsd. Tonnen u.a. aufgrund der schlechteren Erzqualität in südamerikanischen Minen 9% niedriger war als im Vorjahr.
Ob der heutige Rücksetzer in der Rallye nur temporär ist, dürfte unter anderem von den chinesischen Handelsdaten am Freitag abhängen.
Agrarrohstoffe
Auf den Weizenpreisen lastet weiterhin die Erwartung hoher Ernten 2015 - etwa in der EU und den USA, wo sich die Witterungsbedingungen in den letzten Wochen verbessert haben. Niedriger als derzeit waren die Preise zuletzt Mitte 2010. Am Morgen steigt der Preis allerdings leicht, da erste Ergebnisse einer Experten-Tour durch den wichtigsten US-Anbaustaat Kansas ein gemischtes Bild zeigen. In einigen Regionen werden die Erträge höher, in anderen dagegen niedriger als im Vorjahr geschätzt, als der Durchschnittsertrag in Kansas auf ein 19-Jahrestief gefallen war.
Die lange Trockenheit in der frühen Wachstumsperiode hat auch für 2015 das Ertragspotenzial geschmälert, und der in der letzten Zeit gefallene Regen bringt neben positiven Effekten auch die Gefahr einer Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten mit sich. Erst morgen soll eine Ertragsschätzung für ganz Kansas veröffentlicht werden. Für die US-weite Winterweizenernte zeigen sich die von Bloomberg befragten Analysten optimistisch und erwarten einen Anstieg um 6% gegenüber 2014 - und dies bei einer nach USDA-Angaben um 4% kleineren Winterweizenfläche.
Ein ghanaischer Regierungsvertreter hat die Schätzung zur laufenden Kakaoernte des Landes drastisch reduziert - von 850 Tsd. Tonnen auf maximal 700 Tsd. Tonnen. Die Preise in London und New York reagierten darauf mit einem Plus von jeweils rund 2%. Die Preisreaktion blieb vergleichsweise moderat, weil am Markt ähnliche Zahlen bereits seit Wochen kursieren.
Die Ölpreise setzen ihren Höhenflug nach kurzer Verschnaufpause fort. Brentöl stieg gestern erstmals seit Anfang Dezember über die Marke von 68 USD je Barrel. WTI kostet am Morgen mehr als 61 USD je Barrel, was ebenfalls zuletzt vor fast fünf Monaten der Fall war. Vom 6-Jahrestief Mitte Januar hat sich Brent mittlerweile um 50% verteuert.
Auftrieb gaben gestern gleich mehrere Faktoren. Zu nennen ist der deutliche Rückgang des US-Dollar nach enttäuschenden US-Handelsbilanzdaten. Zudem hat Saudi-Arabien seine offiziellen Verkaufspreise für Europa und die USA im Juni zu den Benchmarks erhöht und für Asien unverändert belassen. Dies deutet auf eine robuste Nachfrage nach saudi-arabischem Öl hin.
Am Abend berichtete das API außerdem einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 1,5 Mio. Barrel. Dies war der erste Lagerabbau seit Anfang Januar und dürfte von einigen Marktteilnehmern als Anzeichen einer beginnenden Markteinengung interpretiert werden. Wir erachten das Ausmaß des Preisanstiegs und das aktuelle Preisniveau dennoch als übertrieben, da der Ölmarkt nach wie vor deutlich überversorgt ist. OPEC-Delegierte deuteten bereits an, dass auf der Sitzung Anfang Juni keine Änderung der Förderpolitik zu erwarten ist, die OPEC also weiterhin über Bedarf produzieren wird.
Der CO2-Preis klettert heute Morgen mit 7,7 Euro je Tonne fast auf sein 2015-Hoch. In den gestrigen Trilogverhandlungen konnte man sich dank des Einlenkens Tschechiens auf eine frühe Einführung der Marktstabilitätsreserve im Jahr 2019 sowie die Überführung von zurückgehaltenen und nichtzugeteilten Zertifikaten in eben diese einigen. Dank der Aussicht auf den (künstlich ) knapperen Emissionshandel und weiterer Reformvorschläge durch die EU-Kommission noch vor der Sommerpause dürfte der Aufwärtstrend intakt bleiben.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist gestern auf 1.200 USD je Feinunze gestiegen, hat es bislang aber nicht geschafft diese Marke zu überwinden. Rückenwind gab ein merklich schwächerer US-Dollar, welcher nach der Veröffentlichung eines überraschend hohen US-Handelsbilanzdefizits für März unter Druck geriet. Denn dadurch dürfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal voraussichtlich geschrumpft sein, was den Zeitpunkt für die erste Fed-Zinserhöhung unsicherer macht. Dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag kommt nun große Bedeutung zu. Denn dieser muss zeigen, ob die Schwäche der US-Wirtschaft im ersten Quartal nur vorübergehend war, wie dies von der Fed gesehen wird. Bis zu den Daten dürfte Gold bei 1.200 USD gedeckelt bleiben.
Einem weiteren Goldpreisanstieg steht momentan der anhaltende Anstieg der Anleiherenditen entgegen. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen liegt mittlerweile bei 2,2% und ist damit so hoch wie zuletzt vor zwei Monaten. Höhere Zinsen verringern die Attraktivität von Gold, welches selbst keine Zinsen abwirft. Der festere Euro führt unterdessen dazu, dass der Goldpreis in Euro unter Druck steht und am Morgen auf 1.060 EUR je Feinunze fällt, nachdem gestern zwischenzeitlich 1.075 EUR je Feinunze erreicht wurden. Wir earchten die derzeitige Schwäche nur als vorübergehend und rechnen schon in Kürze mit steigenden Goldnotierungen in Euro.
Industriemetalle
Im Aufwind steigender Ölpreise und dank eines schwächeren US-Dollar legte der Index der Londoner Metallbörse gestern abermals zu und zog damit binnen der letzten sieben Handelstage um 9,4% an. Nickel verteuerte sich als Spitzenreiter um weitere 4%. Offensichtlich wiegen die Sorgen vor einer Verknappung der chinesischen Nickelgußeisenproduktion weiterhin stärker als hohe LME-Lagerbestände (siehe dazu Tagesinfo gestern).
Zink kostete gestern mit 2.400 USD je Tonne so viel wie zuletzt vor acht Monaten. Vor allem die Spekulanten hatten hier in den letzten Wochen den Aufwärtstrend verstärkt. Ob die Netto-Long Positionen in der letzten Woche ein neues Hoch erreicht haben, veröffentlicht die LME wegen des Bankfeiertags am Montag erst heute.
Der Kupferpreis, der zuletzt sogar ohne die "Hilfe" spekulativer Anleger zulegen konnte, kletterte mit 6.480 USD je Tonne auf das höchste Niveau seit letzten Dezember. Hier helfen die Fundamentaldaten. Denn das Kupferangebot bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück. So berichtete gestern das Handels- und Minenunternehmen Glencore, das zu den führenden Kupferminenbetreibern zählt, dass die eigene Kupferproduktion im ersten Quartal mit gut 350 Tsd. Tonnen u.a. aufgrund der schlechteren Erzqualität in südamerikanischen Minen 9% niedriger war als im Vorjahr.
Ob der heutige Rücksetzer in der Rallye nur temporär ist, dürfte unter anderem von den chinesischen Handelsdaten am Freitag abhängen.
Agrarrohstoffe
Auf den Weizenpreisen lastet weiterhin die Erwartung hoher Ernten 2015 - etwa in der EU und den USA, wo sich die Witterungsbedingungen in den letzten Wochen verbessert haben. Niedriger als derzeit waren die Preise zuletzt Mitte 2010. Am Morgen steigt der Preis allerdings leicht, da erste Ergebnisse einer Experten-Tour durch den wichtigsten US-Anbaustaat Kansas ein gemischtes Bild zeigen. In einigen Regionen werden die Erträge höher, in anderen dagegen niedriger als im Vorjahr geschätzt, als der Durchschnittsertrag in Kansas auf ein 19-Jahrestief gefallen war.
Die lange Trockenheit in der frühen Wachstumsperiode hat auch für 2015 das Ertragspotenzial geschmälert, und der in der letzten Zeit gefallene Regen bringt neben positiven Effekten auch die Gefahr einer Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten mit sich. Erst morgen soll eine Ertragsschätzung für ganz Kansas veröffentlicht werden. Für die US-weite Winterweizenernte zeigen sich die von Bloomberg befragten Analysten optimistisch und erwarten einen Anstieg um 6% gegenüber 2014 - und dies bei einer nach USDA-Angaben um 4% kleineren Winterweizenfläche.
Ein ghanaischer Regierungsvertreter hat die Schätzung zur laufenden Kakaoernte des Landes drastisch reduziert - von 850 Tsd. Tonnen auf maximal 700 Tsd. Tonnen. Die Preise in London und New York reagierten darauf mit einem Plus von jeweils rund 2%. Die Preisreaktion blieb vergleichsweise moderat, weil am Markt ähnliche Zahlen bereits seit Wochen kursieren.