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Edelmetalle: Warten auf glanzvollere Zeiten

27.05.2015  |  Eugen Weinberg
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Europa verzeichnete dagegen einen Nachfrageanstieg um 12% gegenüber dem Vorjahr auf 73,5 Tonnen, wofür in erster Linie Barren und Münzen verantwortlich zeichneten. Offensichtlich hat die Zuspitzung der Griechenland-Krise und die Ankündigung des seit Anfang März laufenden Anleihekaufprogramms der EZB die physische Goldnachfrage in Europa angeheizt. Dass die physische Goldnachfrage in den USA im ersten Quartal rückläufig war, stellte angesichts der schwachen US-Münzabsätze keine große Überraschung dar.

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Silber

Vor gut vier Jahren erreichte der Silberpreis mit fast 50 USD je Feinunze sein Rekordhoch aus dem Jahr 1980. Seitdem hat Silber nahezu kontinuierlich an Wert verloren, anfangs heftiger, später etwas langsamer, aber bis Jahresbeginn fast immer stärker als Gold. Dass diese Schwäche auch einer geringeren physischen Nachfrage im vergangenen Jahr geschuldet war, zeigt der "World Silver Survey", den das Silver Institute kürzlich in Zusammenarbeit mit Thomson Reuters GFMS vorgelegt hat. Die physische Silbernachfrage lag demzufolge 4% niedriger als im Vorjahr bei 1.066,7 Mio. Unzen (33.177,5 Tonnen, Grafik 4).

Ausschlaggebend hierfür war vor allem die Münz- und Barrennachfrage, die das Rekordniveau des Vorjahres nicht halten konnte und um 19,5% zurückging. Vor allem in Europa und China hat das Interesse an Münzen und Barren deutlich nachgelassen. Da die indische Nachfrage nach dem massiven Anstieg im Vorjahr immer noch kräftig blieb, war die Nachfrage noch immer die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch die Industrienachfrage, die rund die Hälfte der physischen Nachfrage ausmacht, war mit 0,5% leicht rückläufig. Hierzu trug insbesondere der Bereich Elektrik und Elektronik bei, welcher knapp die Hälfte der Industrienachfrage stellt.

Die Photoindustrie fragte ebenfalls weniger Silber nach und setzte damit ihren seit Jahren andauernden Abwärtstrend fort. Die Nachfrage aus der Photovoltaik konnte dagegen erstmals seit drei Jahren wieder steigen. Die Nachfrage nach Schmuck und Silberwaren war sogar etwas höher als im Vorjahr. Dies konnte den starken Rückgang der Münz- und Barrennachfrage allerdings nicht wettmachen.

Der gesunkenen physischen Nachfrage steht ein weiter gestiegenes (Minen-)Angebot gegenüber. Die Silberminenproduktion stieg im letzten Jahr um 5% und erreichte mit 877,5 Mio. Unzen (27.290 Tonnen) ein neues Rekordniveau (Grafik 5). Vor allem als Nebenprodukt in Kupferminen wurde mehr Silber gefördert. Der starke Anstieg des Minenangebotes konnte sogar das um 13% gefallene Angebot an Altsilber kompensieren. Aufgrund der niedrigeren Preise wurde im letzten Jahr so wenig Altsilber bereitgestellt wie zuletzt 1996.

Zwar kam es 2014 zu keinen weiteren Verkäufen aus staatlichen Reserven, dafür aber erstmals seit 2011 wieder zu Terminverkäufen seitens der Minenproduzenten. Das gesamte Silberangebot stieg im letzten Jahr um 6% auf 1.061,8 Mio. Unzen (33.022 Tonnen), was dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2010 entspricht. Alles in allem reichte das physische Angebot fast aus, um die Nachfrage zu decken, nachdem im Vorjahr noch ein deutliches Defizit zu verbuchen war.

Der Silberpreis konnte sich im laufenden Jahr bislang besser entwickeln als der Goldpreis. Dafür gibt es neben dem im Vergleich zu Gold günstigen Preisniveau auch fundamentale Gründe. Die physische Silbernachfrage soll Thomson Reuters GFMS zufolge in diesem Jahr wieder steigen. Insbesondere bei Schmuck, Silberwaren, Münzen und Barren erwartet das auf Edelmetalle spezialisierte Researchunternehmen eine starke Nachfrage.

Auf der Angebotsseite erwartet GFMS, dass der seit 12 Jahren andauernde Trend einer steigenden Minenproduktion in diesem Jahr zu Ende geht und das Silberminenangebot um bis zu 4% zurückgeht. Die daraus resultierende Einengung der Marktbilanz spricht für einen höheren Silberpreis. Wir erwarten einen Preisanstieg auf 18 USD je Feinunze bis zum Jahresende.

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Platin / Palladium

Die Lage sowohl am globalen Platin- als auch am Palladiummarkt wird sich in diesem Jahr spürbar entspannen. Der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium, Johnson Matthey, schätzt, dass bei Platin das Angebot um 285 Tsd. Unzen hinter der Nachfrage zurückbleibt (Grafik 6). Im letzten Jahr betrug das Angebotsdefizit noch 1,11 Mio. Unzen. Vor allem eine stark steigende Minenproduktion in Südafrika (+19% auf 4,24 Mio. Unzen) trägt zur entspannteren Lage bei.

Zum einen kommt es zu einer Erholung vom fünfmonatigen Streik im letzten Jahr. Zum anderen dürfte sich auch der schwache Südafrikanische Rand angebotssteigernd auswirken. Daneben steht mit 2,21 Mio. Unzen auch 6,8% mehr Platin aus Recycling zur Verfügung. Dies führt dazu, dass das Angebot insgesamt um gut 11% auf 8,02 Mio. Unzen ausgeweitet wird. Die gesamte Nachfrage soll nahezu unverändert bei 8,31 Mio. Unzen verharren. Zwar dürfte die Nachfrage aus der Automobilindustrie um 10% auf 3,70 Mio. Unzen steigen, dies soll aber vor allem durch eine negative Investmentnachfrage kompensiert werden.

Demnach sollen aus den Platin-ETFs in diesem Jahr 88 Tsd. Unzen netto verkauft werden, nach Netto-Käufen von 272 Tsd. Unzen 2014. Die Schmucknachfrage soll moderat auf 2,86 Mio. Unzen sinken, was angesichts des im Vergleich zu Gold niedrigeren Platinpreises enttäuschend ist. Die industrielle Nachfrage außerhalb der Automobilindustrie soll dagegen leicht auf 1,84 Mio. Unzen steigen.



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