Edelmetalle: Warten auf glanzvollere Zeiten
27.05.2015 | Eugen Weinberg
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Bei Palladium soll laut Johnson Matthey das erwartete Angebotsdefizit von 1,83 Mio. Unzen 2014 auf nur noch 100 Tsd. Unzen schrumpfen (Grafik 7). Auf der Angebotsseite sind hierfür dieselben Faktoren verantwortlich wie bei Platin. So soll die südafrikanische Minenproduktion um 17% auf 2,48 Mio. Unzen steigen und das russische Angebot mit 2,60 Mio. Unzen nahezu konstant bleiben. Das Recyclingangebot wächst um 4,5% auf 2,87 Mio. Unzen, so dass insgesamt knapp 5% mehr Angebot (9,28 Mio. Unzen) zur Verfügung steht. Dem steht ein Rückgang der gesamten Nachfrage um 12% auf 9,38 Mio. Unzen gegenüber. Dies ist in erster Linie den erwarteten ETF-Verkäufen von netto 400 Tsd. Unzen geschuldet. 2014 wurden die ETF-Bestände netto noch um 932 Tsd. Unzen aufgestockt. Der negative Effekt durch die Investmentnachfrage beträgt somit gut 1,3 Mio. Unzen. Der moderate Anstieg der Nachfrage aus der Automobilindustrie auf ein neues Rekordhoch von 7,46 Mio. Unzen kann dies nicht auffangen. Außerhalb der Automobilindustrie soll die industrielle Nachfrage leicht auf 2,07 Mio. Unzen sinken, die Schmucknachfrage soll nur noch 245 Tsd. Unzen betragen.
Die Platin- und Palladiummärkte sind 2015 zwar nicht mehr so angespannt wie noch im letzten Jahr. Dennoch werden sie voraussichtlich jeweils das vierte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweisen (Grafiken 6 und 7). Wir hatten bereits zu Jahresbeginn darauf hingewiesen, dass die hohe Investmentnachfrage des Vorjahres bei Palladium in diesem Jahr wohl kaum wiederholt werden kann. Johnson Matthey hat hier nun eine noch pessimistischere Position eingenommen. Die unterstellten ETF-Abflüsse von 400 Tsd. Unzen scheinen allerdings zu hoch, da seit Jahresbeginn bislang "lediglich" gut 100 Tsd. Unzen abgeflossen sind. Von daher könnte das Angebotsdefizit bei Palladium etwas höher ausfallen.
Bei Platin könnten die Annahmen zur südafrikanischen Minenproduktion zu optimistisch sein. Denn die labile Stromversorgung und das latente Risiko von Arbeitskämpfen könnten jederzeit Produktionsausfälle zur Folge haben. Wir sehen daher für die Platin- und Palladiumpreise im Jahresverlauf Aufwärtspotenzial. Platin dürfte am Jahresende 1.250 USD je Feinunze und Palladium 850 USD je Feinunze kosten.
Auf einen Blick