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Interview mit Johann A. Saiger: "Dann fahren wir zur Hölle!"

11.04.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
V. R.: Guten Tag Herr Saiger. Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Wie schätzten Sie die aktuelle Lage an den Edelmetallmärkten ein?

J. A. Saiger: Generell muss ich dazu sagen, dass wir uns in einem Inflationsjahrzehnt befinden und dieses auf Grund meiner Erfahrungen vielen Parallelen zum letzten Inflationsjahrzehnt, den 1970ern, aufweist. Damals hat sich der Goldpreis von Mitte der 1960er bis Ende der 1970er verzwanzigfacht und der Silberpreis sich vervierzigfacht. Dies war unter anderem die Reaktion auf einen gestiegenen Rohölpreis. Der Ölpreis ist damals von 2,9 USD auf 39 USD angestiegen und hat sich somit mehr als verdreizehnfacht.

Wir haben in diesem Inflationsjahrzehnt ähnliche Entwicklungen: Afghanistan Krieg, Irak Krieg, Ölpreisversechsfachung. Der Ölpreis ist immerhin bereits von 11 USD auf in der Spitze 70 USD gestiegen. Im Gegenzug hat sich der Goldpreis gerade erst gut verdoppelt, Silber ist von seinem Doppelttief bei 3,5 USD bis heute um 200% gestiegen. Zu Ende dieses Jahrzehnts erwarte ich, dass sich der Goldpreis ähnlich wie in den 1970ern verzwanzigfachen könnte und das Silber sich wiederum vervierzigfacht.

Nun gibt es aber noch eine andere Komponente die man einberechnen muss, die so genannte Gold-Silber-Preis-Ratio (GSPR). Wir hatten im 20. Jahrhundert alle 30 Jahre ein Inflationshoch, 1920, 1950, 1980 und ich erwarte das nächste im Jahr 2010. Bei diesen Inflationshochs war folgendes feststellbar: 1920 betrug das GSPR 1:15. Die Welt befindet sich alle 15 Jahre am Rand der Hyperinflation, und 15 Jahre später wieder am Rand zur Deflation und genau während diesen Perioden hat die GSPR zwischen 1:100 und 1:15 geschwankt. Also zwei Mal im letzten Jahrhundert, als die Welt am Rand zu Hyperinflation stand, hatten wir eine GSPR von 1:15, genau jenes Verhältnis das über Jahrhunderte im Mittelalter vorhanden war. Diese 1:15 haben wir jedoch immer nur beim Höchststand der Inflation gesehen.

Beim Inflationshoch 1950 (1948 und 1952 bildete sich ein Doppelhoch aus) haben wir jedoch nur eine GSPR von 1:50 gesehen. Die Frage ist nun, ob wir bei diesem kommenden Inflationshoch das ich 2010 sehe eine GSPR von 1:15 oder 1:50 sehen werden. Ich gehe davon aus, dass sich der Goldpreis in dieser Hausse verzwanzigfachen wird. Diesmal hat die Goldhausse bei 250 USD begonnen, der Goldpreis sollte also bis auf 5.000 USD steigen. Bei einer Ratio von 1:50 würde dies einem Silberpreis von 100 USD entsprechen, also von jetzt weg noch eine gute Verzehnfachung. Silber würde also nur um eine Spur mehr steigen als Gold.

Zusammenfassend gehe ich davon aus das sich Gold verzwanzigfachen wird, die GSPR von 1:50 erreichen wird und Silber somit auf 100 USD steigen wird. Das ist jedoch das mindeste, es könnte auch kommen, dass wir ein Ratio von 1:15 bekommen wie es 1920 und 1980 war, dann wäre der Silberpreis entsprechend höher. Meine Prognose von Gold bei 5.000 USD und Silber 100 USD sehe im Zusammenhang mit dem was dann kommt: Einer kommenden Währungsreform.

Ich glaube jedoch nicht, dass diese Währungsreform aus der Not heraus geboren werden wird. Nein, diese steht schon längst fest. So wie ich überhaupt der Meinung bin, dass an den Kapitalmärkten zu ganz bestimmten Zeiten ganz bestimmte Korrelationen sind, so gehe ich davon aus, dass langfristig im Voraus geplant wird. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Wenn wir dann diese Währungsreform bekommen, dann ist meist ein Schnitt von 1:100 typisch. Betrachtet man nun, dass der offizielle Goldpreis im 20. Jahrhundert zuerst einmal 20,00 USD, dann 34,00 USD, dann 40 USD, dann 42,50 USD so wäre es gut vorstellbar, dass nächste wäre 50 USD als logischer offizieller Goldpreis, wenn wir wieder zu stabilen Währungen zurückkommen.


V.R.: Sie sprachen in der Vergangenheit immer davon, dass sich nach den exzessiven Anstiegen auf Grund der negativen Realverzinsung eine heftige Korrektur anschließen würde. Aktuell scheint der Markt noch nicht wirklich auf Tauchgang gehen zu wollen. Nun gibt es aber auch einige Marktbeobachter die von einer Korrektur über die Zeitachse ausgehen. Wie beurteilen Sie diese Möglichkeit?

J.A.S.: Zur Korrektur möchte ich folgendes sagen: Diese Korrektur fand tatsächlich auch Mitte der 1970er statt. Gold hat sich wie bereits angesprochen verzwanzigfacht, Silber vervierzigfacht, und etwa 1975 passierte es. Gold stieg von 40 USD auf 200 USD und steigt dann aber nicht einfach weiter, sondern fällt noch einmal von 200 USD auf 100 USD. Dies hat dazu geführt, dass der Financial Times Goldminenindex, der zuvor von 40 auf 480 explodiert ist, von 480 auf 80 zurückgefallen ist. Damals hatte ich ein Goldminendepot mit einer ähnlichen Gewichtung und das betrug 480.000 ATS, und plötzlich waren nur mehr 80.000 ATS da! Vor dem größten Goldpreisanstieg der Geschichte hat es einen finalen Sell-Off gegeben.

Man hat die Leute scharenweise beim Zwischenhoch in den Markt getrieben, dann hat man es noch einmal hinuntergeschickt, dann war der Durchschnittsanleger geheilt. Wer das erlebt hat, der hatte genug davon und ließ die Finger davon und genau dann ist der große Anstieg gekommen. Also gehen Sie davon aus, dass es auch diesmal vor dem großen Anstieg eine Falle geben wird. Wir haben bis dato aber erst eine Verdoppelung gesehen, es muss also noch nicht sein.

Es gibt ganz gewisse Phasen in denen innerhalb von zwei Monaten eine Verdoppelung möglich ist. Dies haben wir Ende der 1970er beim Gold erlebt und beim Silber Anfang der 1980er. Beim Silber war es sogar eine Verdreifachung in zwei Monaten. Ich würde nicht ausschließen, dass wenn nun Gold über 575 USD ausbricht, die Phase mit der Verdoppelung innerhalb der nächsten zwei Monate bevorstehen könnte. Allerdings wäre nur die Irankrise eine plausible Erklärung. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die US-Geldmenge ab sofort verstärkt ausgeweitet und nicht mehr veröffentlicht wird. Dies hat nur eine Grund: Man will inflationieren! Man wird jedoch wahrscheinlich die ersten drei vier Monate eher auf die Bremse steigen, damit die Leute letztendlich glauben, dass es doch nicht so ist.


V.R.: Die Goldminen, die ja allgemein als vorlaufender Indikator für den Goldpreis gesehen werden, zeigen in letzter Zeit vermehrt Schwäche. Ist dies bereits ein Anzeichen für einen kommenden Rückschlag beim Goldpreis?

J.A.S.: Die Goldminenschwäche hat mich in den letzten Wochen etwas verunsichert. Man darf nicht vergessen, dass der Goldpreis im Verlauf dieser Hausse von 250 USD auf 550 USD gestiegen ist, also sich gut verdoppelt hat, der HUI (Amex Gold Bugs Index) - den ich übrigens nachweislich von Anfang an empfohlen habe - ist von 35 auf 350 gestiegen, er hat sich also verzehnfacht. Was will man mehr? Die Minen haben immensen Vorlauf gezeigt. Am Ende eines massiven Anstieges vollzieht der Goldpreis oft das, was die Minen vorher gezeigt haben. Das heißt der Vorlauf der Minen ist am Beginn und in der Anfangsphase der Goldhausse bezeichnend, aber am Ende nicht mehr. Wenn nun also der Goldpreis definitiv stark ausbricht, dann werden die Minen auch weiter steigen. Jedoch sollte man die Minen nicht überbewerten und aus der letzten Schwäche der Minen ableiten, dass Gold nun einbrechen muss.





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