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Immer seltsamer…

05.06.2015  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Laut des jüngsten COT-Berichts ist die Situation aber so eklatant, dass man praktisch schon keine Anschuldigungen mehr erheben muss, sondern ganz einfach nur Klärungsbedarf einzufordern braucht. Und zwar bezüglich folgender Fragen:

Warum sollte der Austausch von 53 bzw. 61 Tagen der äquivalenten Weltproduktion innerhalb einer Woche (so viele waren es noch nie) zwischen zwei Spekulantengruppen noch durch US-Rohstoffmarktgesetze sowie das US-Bundesgesetz für zwischenstaatlichen Handel und Warenverkehr gedeckt seien? Zudem stellt sich die Frage, warum der COMEX-Silbermarkt die größte konzentrierte Short-Position unter allen Rohstoffmärkten haben kann, obgleich der Kurs schon 70% unter den vor 4 Jahren erreichten Hochs liegt?

Kein Silberproduzent muss irgendwelche Beschuldigungen erheben. Sie sollen schlicht und einfach eine Antwort auf Fragen einfordern, die sie sich schon längst hätten selbst stellen müssen. Von der Behörde werden hingegen keine guten Antworten kommen; und das ist auch ein ganz wichtiger Grund, warum man diese Fragen stellen sollte. Denn es stehen keine guten, legitimen Antworten zur Verfügung!

Bei diesen Fragen der Silberproduzenten geht es übrigens gar nicht um die möglichen Aussagen der CFTC. Es geht um die möglichen Reaktionen der Silberinvestoren. Das ist der entscheidende Punkt.

Wir haben alle schon einmal Anschuldigungen und Streit in Bezug auf Handelspraktiken erlebt (so beispielsweise beim Thema Dumping beim Stahl oder Solarkollektoren). Outsider können sich hier aber überhaupt nicht einmischen - abgesehen von Marktbeobachtern. Da Silber eine Investitionsanlage ist, die potentiell allen Anlegern der Welt zur Verfügung steht, könnte nun ein öffentlicher Hinweis auf die künstliche Kursdrückung sehr leicht zu verstärkten Investorenkäufen führen.

Da zudem kein Zweifel daran besteht, dass die Investitionsnachfrage eine wichtige Triebkraft der Silbernachfrage ist, ist es nur schwer vorstellbar, inwieweit eine solche Anfrage an die wichtigste Aufsichtsbehörde den Produzenten irgendwie schaden könnte. Im Gegenteil: Sie könnte potentiell viel Gutes für sie bewirken.

Die Idee dahinter ist schlichtweg folgende: Investoren sollen dazu gebracht werden, die Entwicklungen am Silbermarkt in den Fokus zu nehmen; die Produzenten sollen dazu gebracht werden, nachzufragen, wie die Preise am Silbermarkt eigentlich bestimmt werden.

Es folgt jetzt ein Musterbrief:


Sehr geehrter Vorsitzender Massad

tmassad@cftc.gov

Der Commitments of Traders Report (COT) vom 19. Mai 2015 zeigt einen Rekordpositionswechsel von mehr als 28.200 Nettokontrakten am COMEX-Markt für Silber-Futures, die von Tradern aus der Kategorie ‘Managed Money‘ gekauft wurden. Das ist das Äquivalent zu 141 Millionen Unzen Silber und 61 Tagen globaler Bergbauproduktion. Wie aus dem COT-Bericht ebenfalls hervorgeht, wurden 24.400 Nettokontrakte durch Trader verkauft, die als ‘Commercials‘ eingestuft werden. Das ist das Äquivalent zu 122 Millionen Unzen Silber oder 53 Tagen globaler Bergbauproduktion.

Der Bericht weist zudem aus, dass 8 COMEX-Silberterminmarkt-Trader zusammen eine Netto-Short-Position hielten, die umgerechnet 376 Millionen Unzen Silber entspricht. Diese Position ist verglichen mit anderen Rohstoffmärkten die mit Abstand größte im Verhältnis zur Weltproduktion (163 Tage der globalen Produktion). Angesichts der aktuell so niedrigen Kursstände ist es rätselhaft, warum diese konzentrierte Short-Position so groß sein sollte.

Da die Kommission die ‘Managed Money‘-Trader als Spekulanten einstuft (und nicht als “Hedger“) und da es mit Blick auf die öffentlichen Finanzberichte kaum Hinweise darauf gibt, dass Silberproduzenten in dieser Kategorie tatsächlich vertreten sind, müssen die großen Positionswechsel an der COMEX wohl im Zusammenspiel von Spekulanten und Commercials zustande gekommen sein, wobei die Letzteren allerdings als Spekulanten agieren und keinen angemessenen, echten Absicherungshandel betreiben.

Ich habe den Eindruck, dass eine solch massive Spekulation mit COMEX-Silber-Terminkontrakten wahrscheinlich nicht im Sinn der Rohstoffmarktgesetze ist. Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam machen, dass im Preisfindungsprozess möglicherweise etwas falsch läuft, da er allem Anschein nach nicht unter Beteiligung der realen Silberproduzenten und -verbraucher stattfindet.

Vor dem Hintergrund der aktuell so niedrigen Kursniveaus bitte ich um eine Überprüfung dieser strittigen Punkte.

Mit freundlichen Grüßen

Ein Silberproduzent



Ich muss an diesem Punkt noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass die CFTC eine solche Anfrage jemals beantworten wird, so berechtigt diese auch sei. Der allerwichtigste Punkt ist aber, dass alle Silberproduzenten, die einen solchen Brief an die Behörde schicken, diesen auch veröffentlichen sollten, denn nur auf diesem Weg können Aktionäre und Marktoutsider davon erfahren. Es hat keinen Sinn, einen solchen Brief abzuschicken und ihn dann privat zu halten.

Falls Sie mögen, senden Sie diesen Artikel bitte an alle für Sie interessanten Silberproduzenten und beschränken Sie sich dabei nicht auf die Primärproduzenten. Das Problem erstreckt sich auch auf Kupfer, Gold und die Platingruppenmetalle; alles, was Aufmerksamkeit auf diese Angelegenheit zieht, kann wohl kaum kontraproduktiv sein.

Einer Sache bin ich mir sicher: Wer als Vorstand eines Bergbauunternehmens einen solchen Brief abschickt und ihn dann veröffentlicht, wird große persönliche Anerkennung seitens der Aktionäre als auch potentieller Aktionäre ernten. Wenn Manager von Bergbauunternehmen überhaupt in den Genuss von Win-Win-Situationen kommen können, dann doch mit Sicherheit hier.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 28.05.2015 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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