Der Tag der Abrechnung naht
12.06.2015 | Michael Shedlock
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Die Lage ist inzwischen so verzerrt, dass es eigentlich kaum noch darauf ankommt, was die Fed jetzt macht. Blasen werden mit einer 100%igen Garantie platzen - per Definition. Es ist zudem 100 %ig offensichtlich, dass es Blasen gibt. Die Fed kann sie trotzdem nicht sehen, so wie sie die Immobilienblase 2006 schon nicht sah und die Dotcom-Bubble des Jahres 2000. Die Moral von der Geschichte ist: Beim albernen Versuch, ordinäre Verbraucherpreisdeflation zu bekämpfen, haben die Zentralbanken gewaltige Blasen gezüchtet. Die Folge sind Vermögensblasen, die Schaden anrichten, wenn sie platzen.
Selbst die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gab zu, dass alltägliche Deflation nicht schädlich ist: Trotzdem wird sie von den Zentralbanken bekämpft, und diese Anstrengungen rufen schließlich massive Probleme mit Anlageblasen auf den Plan. Die unsinnige Bedrohung durch Verbraucherpreisdeflation habe ich auch einem Post diskutiert: http://globaleconomicanalysis.blogspot.de/2015/03/historical-perspective-on-cpi.html
Guillermo Barba: Was halten Sie von den Keynesianern und den Monetaristen? Sind deren Ideen und Theorien verantwortlich für das derzeitige Durcheinander in der Wirtschaft? Warum?
Mish: Keynesianer glauben, der Staat müsse mit Fiskalpolitik einschreiten, wenn die Wirtschaft unzureichend wächst. Monetaristen glauben, man müsse das Geldangebot bei unzureichendem Wachstum erhöhen. Beide Gruppen haben aber überhaupt keinen Begriff davon, was “unzureichendes Wachstum“ eigentlich ist.
Beide Gruppen gehen eher davon aus, dass die alltägliche Deflation bekämpft werden müsse. Ich hatte eben schon darauf hingewiesen, wie albern diese Ansichten sind.
Vielleicht kann ich es mit einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Würde die Fed jetzt ankündigen, sie wolle ab morgen den Preis von Orangensaft festsetzen, dann wären alle geschockt. Dann hieße es, das sei alles dämliche Zentralplanung im sowjetischen Stil, und damit hätte man Recht.
Doch die Fed versucht sich an etwas viel Schwererem. Im vergeblichen Glauben, die Wirtschaft steuern zu können, möchte sie das Geldangebots und die Zinssätze regeln.
Die Ergebnisse sprechen für sich selbst. Nach jahrzehntlanger Deflationsbekämpfung mittels keynesianischer und monetaristischer Geldpolitik hat Japan lediglich eine Schuldenstandsquote von ca. 250% vorzuweisen - die höchste in der industrialisierten Welt.
Was die restliche Welt von den keynesianischen und monetaristischen Albernheiten hat, ist eine Vermögensblase nach der anderen - mit zunehmendem Umfang. Und zudem noch eine von den Zentralbanken geförderte Einkommensungleichverteilung
Die Wirtschaft ist keine Sache, die sich wie ein Traktor fahren lässt. Sie braucht nicht gesteuert zu werden. Wenn man sie in Ruhe lässt, würde es ihr ganz gut gehen. Zentralbanken sind das Problem, nicht die Lösung.
Guillermo Barba: Im Kampf gegen die Deflation setzen die Zentralbanken auf “Gelddrucken“ und Zinssatzsenkungen. Einige Ökonomen warnen, dass dies letztlich zur Hyperinflation führen werde. Sie sind aber dennoch der Meinung, dass wir uns auf eine neue Phase geprägt von Kredit- und Vermögenwertdeflation gefasst machen sollten. Weshalb? Wie definieren Sie Deflation?
Mish: Meine Definition von Deflation ist eine Verringerung des Geld- und Kreditangebots, bei marktnaher Bewertung von Kredit - marked to market. Andere definieren sie bezüglich der Verbraucherpreise und wieder andere glauben, sie wäre ganz allein nur die Verringerung des Geldangebots.
Die, die sich auf Verbraucherpreise konzentrieren - das wäre z. B. die Federal Reserve - übersehen die Vermögenspreisinflation. Wie ich schon gesagt hatte, werden die Wirtschaften und die Banken durch Vermögenswertdeflation ruiniert, nicht aber durch die alltägliche Verbraucherpreisdeflation.
Vermögenswertdeflation schadet, weil die Banken zwangsläufig Kredite auf Grundlage inflationierter Vermögenswerte begeben. Wenn die Blase dann platzt, ist das Kapital der Banken geschädigt und sie können keine Kredite vergeben. Auf der anderen Seite stehen dann die Kreditnehmer, die sofort überschuldet sind.
Deswegen entgeht denjenigen, die dem KREDIT keine Bedeutung beimessen, etwas ganz Entscheidendes. Da Blasen nun einmal platzen müssen und zudem völlig klar ist, dass wir zahlreiche Vermögensblasen haben, folgt daraus, dass wir eine weitere Welle von Kredit- und Vermögenspreisdeflation zu erwarten haben.
Guillermo Barba: Was können Investoren tun, um sich vor dieser Vermögensdeflation zu schützen?