FOMC: Fed-Tauben stützen Aktien
22.06.2015 | Klaus Singer
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Der US-CPI hat im Mai um 0,4% zugelegt, auf Jahressicht ist die zuvor bestehende negative Preissteigerungsrate damit jetzt annulliert. Der CPI hatte im Januar ein lokales Tief markiert und steigt seitdem. Geht diese Steigerung weiter, würde das auch die Zinsen unterstützen. Bleibt der zuletzt gesehene Zusammenhang zwischen Renditen und Aktienkursen erhalten, würde das Aktien Auftrieb verschaffen.Die Entwicklung des Goldpreises untermauert gegenwärtig den Eindruck, dass die Preisentwicklung einen Boden gefunden hat. Die Unterstützung bei 1180 Dollar wurde zuletzt intensiv getestet, jetzt notiert das Edelmetall wieder bei knapp über 1200. Mit steigendem Zinsniveau dürfte sich die Aufwärtsdynamik bei Gold allerdings in Grenzen halten.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Inflationsrate vor Einsetzen einer Rezession noch ansteigt, teilweise sogar beschleunigt (siehe dazu den Verlauf des CPIy/y%chg im übernächsten Chart!). Die Erwartung einer am Horizont lauernden Rezession deckt sich mit der Einschätzung, dass die Wachstumskräfte weltweit erlahmen. Insbesondere ist hier ein Blick nach China, der globalen Wachstumslokomotive, wichtig - dort verschlechtern sich die Makrodaten in Serie.
Nachdem sich die chinesischen Aktienmärkte (siehe Chart!) bisher weigerten, von dieser Entwicklung Kenntnis zu nehmen und stattdessen massiv auf geldpolitische Anreize der PBoC vertrauten, scheint jetzt ein Absturz von ihrer Fahnenstange einzusetzen.
Eine galoppierende Inflation ist nicht in Sicht, aus überordneter Sicht ist aber mit einem Aufflackern zu rechnen, das wieder in sich zusammenfällt, wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter eintrüben. Zur Inflationsthematik ist dabei folgender Chart (siehe Chart!) interessant. Er zeigt mit der Differenz der jährlichen Wachstumsraten von PPI und CPI, dass das Preisszenario makroökonomisch aktuell "ungesund" ist.
Als "gesund" wird eine Preisentwicklung insbesondere dann angesehen, wenn die Inflation von der Verbraucherpreisentwicklung aus getrieben oder zumindest unterstützt wird. Lokalen Minima der PPI-Rate folgte seit Mitte der 1980er, insbesondere aber seit den 1990er Jahren ein Aufwärtsschub bei Aktien. Aktuell könnte sich wieder ein solcher Tiefpunkt herauskristallieren, womit sich die Preisentwicklung makroökonomisch inbesondere dann weniger "ungesund" entwickelt, wenn die CPI-Rate weiter zulegt. Das wäre ein Set-up für ein Szenario der Inflationsillusion.
Zusammenfassung:
Die Chance, dass Aktienkurse insbesondere in den USA jetzt zu einem nachhaltigeren, womöglich allerdings einem finalen Aufschwung ansetzen, ist aus meiner Sicht relativ hoch. Die Griechenland-Thematik wird aktuell dramaturgisch hochgekocht, eine Einigung "in letzter Minute" ist nach wie vor sehr wahrscheinlich. Das dürfte einen wichtigen Katalysator für die erwartete Entwicklung bieten.
Zudem gibt die in die Zukunft wandernde Erwartung des Zeitpunkts der ersten Leitzinserhöhung den Akteuren mehr Spielraum. Außerdem dürfte die der chinesischen Aktienblase gegenwärtig entweichende Luft relativ viel ausländisches Kapital frei setzen, das nun nach neuer Anlage sucht. Das lieferte zusätzlichen Treibstoff. Aufgrund der Sommermonate ist jedoch weiterhin mit erhöhter Volatilität zu rechnen
© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de
Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.