Realitäts-Verweigerung
20.04.2006 | Walter K. Eichelburg
Ein wesentlicher Grund, warum unser todkrankes globales Finanzsystem noch nicht kollabiert ist, liegt in der totalen Realitätsverweigerung sowohl der "Finanzexperten" als auch der "einfachen Leute". Die Situation ist ähnlich wie kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion, den auch praktisch niemand vorhergesehen hat.
Im Jahr 2000 ist die globale, ökonomische Welt in den sogenannten Kondratieff-Winter (nach Ian Gordon, www.thelongwaveanalyst.ca) eingetreten, eine 10 bis 20 jährige Abschwungphase, in der die seit dem Beginn des Zyklus (ca. 1949) aufgebaute, massive Verschuldung wieder abgebaut wird. Es hat bisher mehrere solcher Kondratieff-Zyklen gegeben, jeweils zwischen 50 und 65 Jahre, also etwa 2 Generationen lang. Sichtbares Merkmal war der Absturz, besonders der High-Tech-Börsenkurse Anfang 2000. Anschliessend haben die Staaten und Zentralbanken durch Krieg (ist inflationär) und Niedrigstzinsen versucht, die sich abzeichnende Deflation umzudrehen. Herausgekommen bei dieser Reflation ist die grösste Kredit-Bubble aller Zeiten, ohne jedoch die Wirtschaft in den USA und Europa wirklich anzukurbeln. Profitiert hat Asien, allerdings erkauft mit der grössten Lieferantenfinanzierung (der USA und anderer Länder) aller Zeiten. Soetwas ist natürlich nicht ewig durchzuhalten.
Warum es im Gegensatz zu früheren Reflationen zu keinem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung gekommen ist:
Heute (Anfang 2006) steht man eigentlich wieder da, wo man im Jahr 2000 war, allerdings mit einigen Schönheitsfehlern mehr:
Nichts hören, nichts sehen
In den Mainstream-Medien und in der Politik tut man weiterhin so, als sei alles Bestens. Im Untergrund dagegen braut sich die Volkswut zusammen. Man denke nur an die Ablehung der EU-Verfassung bei Referenden im Jahr 2005 in Frankreich und den Niederlanden. Trotzdem will man die Verfassung durch einen Trick durch die Hintertür wieder einführen und sogar die Türkei in die EU bringen. Die Politik und die grossen Medien sind total von der Realität abgehoben.
Es gibt aber sehr wohl genügend Informationen, man muss sich nur bemühen sie zu finden. Kleine Teile der Wirtschaftspresse und besonders Internet-Online-Medien berichten über den wahren Zustand.
Warum die Mainstram-Medien nicht berichten hat sicher damit zu tun, dass sie sich ihre Finanzierungsquellen (Inserate, Kredite) nicht abschneiden wollen, aber auch damit, dass das Publikum von konträren Ansichten eigentlich nichts wissen will. Hier sind wir am wahren Kern des Problems. Die Leute wollen nichts Negatives hören und lesen - aus Angst, dass daran doch etwas dran sein könnte?
Ich möchte im restlichen Teil dieses Artikels auf einige dieser Illusionen eingehen...
Die USA sind der Wachstumsmotor
Es sollte wohl jedem inzwischen klar sein, dass die Welt-Führungsmacht USA bankrott ist. Im letzten Jahr importierten sie um 805 Mrd. $ mehr als sie exportierten, Tendenz stark steigend. Der Irak-Krieg ist verloren, sodass die Möglichkeit schwindet, mit der Militärmacht noch mehr Kredite einzutreiben. Trotzdem wird deren unmässiger Konsum durch das Ausland, primär die Zentralbanken weiterfinanziert. Warum? Weil man weiter liefern möchte. Wie lange noch? Am Ende werden alle diese riesigen Berge an Dollar-Reserven, die es weltweit gibt, abgeschrieben werden müssen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Sitzung Anfang April 2006 ihre Niedrigzinsen auf 2,5% belassen - warum? um den US-Dollar zu stützen. Wir bezahlen dafür mit hohen Energie- und Rohstoff-Preisen.
Übrigens, die meisten Staaten sind eigentlich bankrott, die USA sind nur der volumensmässig grösste Pleitier. Inzwischen steigen überall die langfristigen Zinsen und besonders der Goldpreis - als Anzeichen, dass die Rückzahlung der Schulden doch nicht so sicher ist. Siehe auch meinen Artikel: Triple-A, wie lange noch.
Man tut so weiter, als wäre dieser Zustand nicht offenkundig - weil man Angst vor der Wahrheit hat.
Kreditnehmer, mit dem Kopf im Sand
Nicht nur läuft in den englischsprachigen Ländern die Privatverschuldung munter weiter, das eigene Haus als Geldautomat (Housing ATM = Equity loan) funktioniert wegen der sinkenden Immobilienwerte aber nicht mehr so gut. Aber die Banken überschwemmen immer noch die Leute mit neuen Kreditkarten, auch solche Personen, die Privatkonkurs anmelden mussten).
Die Staatsverschuldung explodiert überall. Besonders schlimme Beispiele sind Japan, Italien, etc.
Im deutschsprachigen Raum ist es besonders die Firmenverschuldung. Man baut etwa Wellness-Bäder in Hotels zu 5 Mio. €, primär weil der Hotelnachbar auch soetwas hat. In Deutschland (z.B. Berlin) gibt es einen Boom an 5-Sterne Hotels, trotz bereits sehr niedriger Zimmerpreise.
Speziell in Österreich gibt es das Phänomen der "endfälligen Schweizer Franken-Kredite" für Hausbauer/Käufer. Auch Hotels, etc. werden damit finanziert. Diese werden gerne von Finanzberatern verkauft, da sie hohe Speseneinnahmen bringen. Dabei werden vom variabel verzinsten Kredit nur die Zinsen bezahlt. Parallel dazu wird meist in einer fondgebundenen Lebensversicherung die Tilgungssumme angespart, womit am Ende der Kreditlaufzeit der Kredit zurückbezahlt wird. Der SFR wird genommen, weil dabei heute die Zinsen niedriger als im Euro sind. Ein österreichischer Banker hat mir gesagt, er weiss nicht was er tun soll, er bekommt seine Euro-Kredite nicht mehr los, weil alles auf diese SFR-Kredite zur Hausfinanzierung rennt. Man kann sich so "mehr Haus" leisten.
Diese Leute sind lebende Hedge-Fonds mit voller persönlicher Haftung und ohne eine Ahnung davon zu haben, was sie eigentlich machen.
Kein Hedgefond-Manager würde ein solches Risiko eingehen. Diese Leute dagegen sind völlig ahnungslos in Finanzfragen und machen den Yield-Carry-Trade in einer Fremdwährung, noch dazu mit sehr langen Laufzeiten. Wenn der Euro in die zu erwartende Krise kommt, werden die Fonds zur Anlage im Wert sinken, der SFR und die Kredit-Zinsen dagegen steigen.
Persönliche Beobachtungen dazu: Ich habe in letzter Zeit öfters mit Leuten gesprochen, die solche Kredite haben bzw. solche Verträge eingehen wollten. Man wollte die guten Ratschläge gar nicht hören, bzw. hat angebotene Literatur einfach abgelehnt. Mit dem Argument: lieber nicht anstreifen, es könnte etwas Unangehmes dabei sein. Vor allem will man nicht handeln.
Dazu kann ich den Artikel "Richard Russel’s Wisdom" empfehlen - absolut lesenswert. Darin legt der grosse Finanzguru Richard Russel dar, dass den "reichen" = erfolgreichen Investor vom Normalbürger primär zwei Dinge unterscheiden:
Daher ist der echte Investor reich: weil er Chancen und Risiken erkennt und danach handelt.
Noch etwas daraus:
Dass die Zinsen derzeit so niedrig sind, ist nicht normal und durch die inflationierenden Zentralbanken verursacht. Spätestens wenn die Normalisierung einsetzt, beginnt der Investor wieder kräftig zu kassieren, die Leute mit den oben genannten Krediten dagegen kommen in eine Dreifach-Klemme.
Was ist das wahre Geheimnis hinter diesen gefährlichen Krediten? Verkäufer (Strukturvertriebe), die hohe Provisionen kassieren, rechnen den Leuten vor, wie viel Monatsrate sie sich dabei (im Optimalfall) "ersparen" können, bzw. wieviel mehr Kreditsumme sie sich damit leisten können. Wesentlich ist jedoch, dass der Verkäufer den Kunden das eigene Denken und Handlen abnimmt.
Im Jahr 2000 ist die globale, ökonomische Welt in den sogenannten Kondratieff-Winter (nach Ian Gordon, www.thelongwaveanalyst.ca) eingetreten, eine 10 bis 20 jährige Abschwungphase, in der die seit dem Beginn des Zyklus (ca. 1949) aufgebaute, massive Verschuldung wieder abgebaut wird. Es hat bisher mehrere solcher Kondratieff-Zyklen gegeben, jeweils zwischen 50 und 65 Jahre, also etwa 2 Generationen lang. Sichtbares Merkmal war der Absturz, besonders der High-Tech-Börsenkurse Anfang 2000. Anschliessend haben die Staaten und Zentralbanken durch Krieg (ist inflationär) und Niedrigstzinsen versucht, die sich abzeichnende Deflation umzudrehen. Herausgekommen bei dieser Reflation ist die grösste Kredit-Bubble aller Zeiten, ohne jedoch die Wirtschaft in den USA und Europa wirklich anzukurbeln. Profitiert hat Asien, allerdings erkauft mit der grössten Lieferantenfinanzierung (der USA und anderer Länder) aller Zeiten. Soetwas ist natürlich nicht ewig durchzuhalten.
Warum es im Gegensatz zu früheren Reflationen zu keinem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung gekommen ist:
- a.) unglaubliche Schuldenlast auf Privatpersonen, Firmen und Staaten
- b.) überbordende Bürokratie in den westlichen Ländern
- c.) gegenüber Asien viel zu hoch angesetzte Währungen in Europa und den USA
- d.) Outsourcing aus Westeuropa und den USA nach Osteuropa und Asien
Heute (Anfang 2006) steht man eigentlich wieder da, wo man im Jahr 2000 war, allerdings mit einigen Schönheitsfehlern mehr:
- die Schuldenlast ist noch größer
- die Ungleichgewichte (Handelsbilanz Defizite/Überschüsse) sind noch grösser
- die Supermacht USA hat die Kriege verloren
- der US-Dollar wird in Kürze nicht mehr Welt-Reservewährung sein
- der Euro als Alternative zum Dollar droht an inneren Spannungen zu zerbrechen
Nichts hören, nichts sehen
In den Mainstream-Medien und in der Politik tut man weiterhin so, als sei alles Bestens. Im Untergrund dagegen braut sich die Volkswut zusammen. Man denke nur an die Ablehung der EU-Verfassung bei Referenden im Jahr 2005 in Frankreich und den Niederlanden. Trotzdem will man die Verfassung durch einen Trick durch die Hintertür wieder einführen und sogar die Türkei in die EU bringen. Die Politik und die grossen Medien sind total von der Realität abgehoben.
Es gibt aber sehr wohl genügend Informationen, man muss sich nur bemühen sie zu finden. Kleine Teile der Wirtschaftspresse und besonders Internet-Online-Medien berichten über den wahren Zustand.
Warum die Mainstram-Medien nicht berichten hat sicher damit zu tun, dass sie sich ihre Finanzierungsquellen (Inserate, Kredite) nicht abschneiden wollen, aber auch damit, dass das Publikum von konträren Ansichten eigentlich nichts wissen will. Hier sind wir am wahren Kern des Problems. Die Leute wollen nichts Negatives hören und lesen - aus Angst, dass daran doch etwas dran sein könnte?
Ich möchte im restlichen Teil dieses Artikels auf einige dieser Illusionen eingehen...
Die USA sind der Wachstumsmotor
Es sollte wohl jedem inzwischen klar sein, dass die Welt-Führungsmacht USA bankrott ist. Im letzten Jahr importierten sie um 805 Mrd. $ mehr als sie exportierten, Tendenz stark steigend. Der Irak-Krieg ist verloren, sodass die Möglichkeit schwindet, mit der Militärmacht noch mehr Kredite einzutreiben. Trotzdem wird deren unmässiger Konsum durch das Ausland, primär die Zentralbanken weiterfinanziert. Warum? Weil man weiter liefern möchte. Wie lange noch? Am Ende werden alle diese riesigen Berge an Dollar-Reserven, die es weltweit gibt, abgeschrieben werden müssen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Sitzung Anfang April 2006 ihre Niedrigzinsen auf 2,5% belassen - warum? um den US-Dollar zu stützen. Wir bezahlen dafür mit hohen Energie- und Rohstoff-Preisen.
Übrigens, die meisten Staaten sind eigentlich bankrott, die USA sind nur der volumensmässig grösste Pleitier. Inzwischen steigen überall die langfristigen Zinsen und besonders der Goldpreis - als Anzeichen, dass die Rückzahlung der Schulden doch nicht so sicher ist. Siehe auch meinen Artikel: Triple-A, wie lange noch.
Man tut so weiter, als wäre dieser Zustand nicht offenkundig - weil man Angst vor der Wahrheit hat.
Kreditnehmer, mit dem Kopf im Sand
Nicht nur läuft in den englischsprachigen Ländern die Privatverschuldung munter weiter, das eigene Haus als Geldautomat (Housing ATM = Equity loan) funktioniert wegen der sinkenden Immobilienwerte aber nicht mehr so gut. Aber die Banken überschwemmen immer noch die Leute mit neuen Kreditkarten, auch solche Personen, die Privatkonkurs anmelden mussten).
Die Staatsverschuldung explodiert überall. Besonders schlimme Beispiele sind Japan, Italien, etc.
Im deutschsprachigen Raum ist es besonders die Firmenverschuldung. Man baut etwa Wellness-Bäder in Hotels zu 5 Mio. €, primär weil der Hotelnachbar auch soetwas hat. In Deutschland (z.B. Berlin) gibt es einen Boom an 5-Sterne Hotels, trotz bereits sehr niedriger Zimmerpreise.
Speziell in Österreich gibt es das Phänomen der "endfälligen Schweizer Franken-Kredite" für Hausbauer/Käufer. Auch Hotels, etc. werden damit finanziert. Diese werden gerne von Finanzberatern verkauft, da sie hohe Speseneinnahmen bringen. Dabei werden vom variabel verzinsten Kredit nur die Zinsen bezahlt. Parallel dazu wird meist in einer fondgebundenen Lebensversicherung die Tilgungssumme angespart, womit am Ende der Kreditlaufzeit der Kredit zurückbezahlt wird. Der SFR wird genommen, weil dabei heute die Zinsen niedriger als im Euro sind. Ein österreichischer Banker hat mir gesagt, er weiss nicht was er tun soll, er bekommt seine Euro-Kredite nicht mehr los, weil alles auf diese SFR-Kredite zur Hausfinanzierung rennt. Man kann sich so "mehr Haus" leisten.
Diese Leute sind lebende Hedge-Fonds mit voller persönlicher Haftung und ohne eine Ahnung davon zu haben, was sie eigentlich machen.
Kein Hedgefond-Manager würde ein solches Risiko eingehen. Diese Leute dagegen sind völlig ahnungslos in Finanzfragen und machen den Yield-Carry-Trade in einer Fremdwährung, noch dazu mit sehr langen Laufzeiten. Wenn der Euro in die zu erwartende Krise kommt, werden die Fonds zur Anlage im Wert sinken, der SFR und die Kredit-Zinsen dagegen steigen.
Persönliche Beobachtungen dazu: Ich habe in letzter Zeit öfters mit Leuten gesprochen, die solche Kredite haben bzw. solche Verträge eingehen wollten. Man wollte die guten Ratschläge gar nicht hören, bzw. hat angebotene Literatur einfach abgelehnt. Mit dem Argument: lieber nicht anstreifen, es könnte etwas Unangehmes dabei sein. Vor allem will man nicht handeln.
Dazu kann ich den Artikel "Richard Russel’s Wisdom" empfehlen - absolut lesenswert. Darin legt der grosse Finanzguru Richard Russel dar, dass den "reichen" = erfolgreichen Investor vom Normalbürger primär zwei Dinge unterscheiden:
- a.) er kennt sich bei Werten aus
- b.) er ist nicht wie der Normalbürger mit seinen Krediten ein Getriebener
Daher ist der echte Investor reich: weil er Chancen und Risiken erkennt und danach handelt.
Noch etwas daraus:
"He who understands interest, earns it. He who doesn"t understand interest, pays it."
Übersetzung: Wer Zinsen versteht, kassiert sie, wer sich nicht versteht, bezahlt sie.
Übersetzung: Wer Zinsen versteht, kassiert sie, wer sich nicht versteht, bezahlt sie.
Dass die Zinsen derzeit so niedrig sind, ist nicht normal und durch die inflationierenden Zentralbanken verursacht. Spätestens wenn die Normalisierung einsetzt, beginnt der Investor wieder kräftig zu kassieren, die Leute mit den oben genannten Krediten dagegen kommen in eine Dreifach-Klemme.
Was ist das wahre Geheimnis hinter diesen gefährlichen Krediten? Verkäufer (Strukturvertriebe), die hohe Provisionen kassieren, rechnen den Leuten vor, wie viel Monatsrate sie sich dabei (im Optimalfall) "ersparen" können, bzw. wieviel mehr Kreditsumme sie sich damit leisten können. Wesentlich ist jedoch, dass der Verkäufer den Kunden das eigene Denken und Handlen abnimmt.