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Edelmetalle: Übertriebene Preisschwäche

27.07.2015  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Auch bei Platin und Palladium waren vor allem Verkäufe über den Futuresmarkt für die akute Preisschwäche verantwortlich. Auslöser hierfür dürften Konjunktursorgen in China gewesen sein, welche insbesondere den für Platin und Palladium wichtigen Automarkt betreffen. Im Juni gingen die Autoabsätze in China erstmals seit mehr als zwei Jahren im Vorjahresvergleich zurück. Der chinesische Automobilproduzentenverband rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Verkaufsplus von 3%. Das wäre der geringste Anstieg seit mindestens zehn Jahren.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Platin fielen daraufhin Mitte Juli auf das niedrigste Niveau seit mehr als drei Jahren, bei Palladium erreichten sie den niedrigsten Stand seit November 2012 (Grafik 7). Bei Platin entspricht der Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen seit Ende Mai Verkäufen von gut 600 Tsd. Unzen. Bei Palladium wurden auf diese Weise über den Futuresmarkt seit Anfang Juni knapp 800 Tsd. Unzen verkauft. Das ist jeweils deutlich mehr als die für dieses Jahr prognostizierten Angebotsdefizite auf dem physischen Markt.

Auch kräftige Zuflüsse in die Platin-ETFs in den letzten Wochen konnten dies nicht wettmachen. Seit Anfang Juli summieren sich diese auf 85 Tsd. Unzen, womit seit Jahresbeginn Netto-Zuflüsse von 45 Tsd. Unzen zu Buche stehen. Bei Palladium stagnieren die ETF-Bestände seit Ende Mai dagegen weitgehend. Seit Jahresbeginn stehen hier Netto-Abflüsse von gut 100 Tsd. Unzen zu Buche, welche vor allem aus dem ersten Quartal herrühren.

Wir erachten die gegenwärtigen Preise von Platin und Palladium als deutlich zu niedrig und fundamental nicht gerechtfertigt. Insbesondere Platin kann bei derzeitigen Preisen von weniger als 1.000 USD je Feinunze kaum noch kostendeckend produziert werden. Laut Angaben aus der südafrikanischen Minenindustrie - Südafrika ist für rund 75% der weltweiten Platinminenproduktion verantwortlich - liegen die Grenzproduktionskosten bis zu 40% höher als der aktuelle Preis.

Bei gegenwärtigen Preisen würde mehr als die Hälfte der Minen sogar operative Verluste schreiben. Dies dürfte sich in einer Verknappung des Angebots niederschlagen, wenn die derzeit noch verfügbaren Lagerbestände bei den Produzenten und Konsumenten aufgebraucht sind und zu höheren Preisen abgeschlossene Absicherungsgeschäfte auslaufen. Bei Palladium dürfte die Nachfrage unterschätzt werden. Der benzinlastige Automarkt in den USA läuft weiterhin auf Hochtouren.

Auch in China werden trotz geringerer Dynamik der Nachfrage noch immer mehr Autos verkauft. Laut dem unabhängigen Researchunternehmen Capital Economics beträgt der Palladiumgehalt pro Katalysator in den USA 2,9 Gramm und in China 2,0 Gramm. In den USA werden aufgrund der gesunkenen Benzinpreise mehr SUVs verkauft, welche mehr Palladium benötigen als kleinere Wagen. In China dürfte der Palladiumgehalt aufgrund strengerer Umweltvorschriften steigen.

Auch ohne diesen Faktor rechnet Capital Economics damit, dass der Palladiumbedarf in China um 550 Tonnen steigen wird, wenn der Fahrzeugbesitz zu dem in Russland aufschließt. Dies entspricht mehr als dem Doppelten der globalen Nachfrage der Autoindustrie im letzten Jahr.

Wir tragen der gegenwärtigen Preisschwäche dennoch Rechnung und reduzieren unsere Jahresendprognose für Platin auf 1.100 USD je Feinunze und die für Palladium auf 700 USD je Feinunze. Aus den oben genannten Gründen dürfte dieses Preisniveau jedoch nicht für längere Zeit Bestand haben, so dass wir für 2016 von deutlich steigenden Notierungen ausgehen. Platin dürfte bis Ende 2016 auf 1.300 USD je Feinunze steigen, Palladium auf 850 USD je Feinunze.

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