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Währungen brauchen Vertrauen, Gold nicht

15.08.2015  |  Peter Schiff
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Die US-Regierung hat nichts unternommen, um die seit Langem bestehende Schuldenkrise zu lösen. Selbst das Congressional Budget Office räumt ein, dass das Defizit des Bundes bis Ende des Jahrzehnts mit durchschnittlich 35 Milliarden $ pro Jahr wachsen wird. Ab 2025 werden Defizite von einer Billion oder mehr die Regel sein (und diese Hochrechnungen gehen von einem Wirtschaftswachstum aus, das sich aktuell als zu optimistisch herausstellt).

Allem zum Trotz schnellte der Dollar fast auf ein 10-Jahre-Hoch, wie Bloombergs Dollar Spot Index zeigt. Die Wall Street erklärt diese Dominanz mit den Problemen in Europa und Asien. Auch der Dollar habe seine Probleme, allerdings sei er noch das “sauberste Hemd im Wäschekorb“. Analysten verweisen auf die erwarteten Zinserhöhungen der Fed. Sie werde die Dollar-Nachfrage untermauern, während andere Zentralbanken weltweit die Zinsen senkten. Sowie muss es aber erstmal kommen.

Ende 2014 waren die meisten Investoren der Auffassung, die Fed werde im ersten Quartal 2015 mit Zinssatzerhöhungen beginnen. Enttäuschende Wirtschaftsdaten führten aber dazu, dass die Fed diese Erhöhung immer wieder aufschob. Nichtsdestotrotz glauben Investoren weiterhin daran, dass Zinssatzerhöhungen unmittelbar bevorstünden.

Mit dieser Ansicht akzeptieren sie blindlings, dass die US-Wirtschaft steigende Zinssätze überleben könnte. Auch wenn alle objektiven Indizien eine gegenteilige Einschätzung stützen.

In Wirklichkeit stützt sich das Vertrauen in den US-Dollar alleine auf den Glauben, dass die US-Dominanz in der Weltwirtschaft für immer und ewig sein wird - ganz gleich wie hochverschuldet das Land ist, ganz gleich wie niedrig die Zinssätze bleiben werden und ganz gleich wie unausgeglichen unsere Handelsbilanzen sein werden.

Das ist ganz und gar nichts Neues: Wenn das Vertrauen in die Unfehlbarkeit der Zentralbanken hoch ist, neigen die Leitmedien dazu, vom Gold Abstand zu nehmen und menschlichen Entscheidungen zu vertrauen. 1999 verfasste der New-York-Times-Kolumnist Floyd Norris einen Artikel mit dem Titel "Wir haben Alan Greenspan, wer braucht noch Gold". In Wirklichkeit lautete die Antwort - “alle brauchen es“. In den folgenden 12 Jahren stieg Gold, bis zum Kurshoch, um 650%.

Aus meiner Sicht schenken die Märkte der Weisheit Janet Yellens derzeit noch mehr Vertrauen als damals Alan Greenspan. Das heißt auch, dass Gold wie schon damals 1999 wieder gemieden wird.

Alan Greenspans Hang zu lockerer Geldpolitik zur Finanzmarktstützung ließ zwei gefährliche Blasen entstehen - die erste am Aktienmarkt im Jahr 2000 und die zweite am Markt für Immobilien, die schließlich 2007 platzte und zur Großen Rezession führte. Da Greenspans Nachfolger noch viel stärker auf lockere Geldpolitik setzten, kann man nur mutmaßen, wie immens das zukünftig drohende ökonomische Desaster ausfallen wird.

Ich gebe zu, dass auch meine Anlageentscheidungen auf Vertrauen basieren. Allerdings nicht jenes Vertrauen, das von der Wall Street Journal propagiert wird. Ich vertraue darauf, dass Regierungen und Zentralbanken weiterhin Schulden anhäufen und Währungen entwerten werden, bis eine Krise dem gesamten Experiment ein desaströses Ende setzt. Die historischen Beispiele lassen einfach keine andere Schlussfolgerung zu.

Ich vertraue auch darauf, dass den Menschen ein Stück Gold am Ende lieber ist als ein Stapel Papier. Trennt man eine Papierwährung von ihren wahrgenommenen Wert, dann bleibt nichts anderes übrig als Papier und Tinte. Würde man auf weicherem und saugstärkerem Papier drucken und es dann aufrollen, ergäbe sich vielleicht ein intrinsischer Wert - im Fall uns ginge das Toilettenpapier aus.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 22.07.2015 auf www.24hgold.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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