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Echtes Silber: 1 Mrd. in 5 Mrd. verwandeln?

01.09.2015  |  Theodore Butler
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Der Trick beim physischen Silberkauf im Gegenwert von 1 Milliarde Dollar ist folgender: Man kauft das Silber nicht gleich direkt physisch. Zuerst sichert man sich dieses Silber zu einem bestimmten Preis - durch den Kauf von Futures-Kontrakten und anderen Derivaten.

Ja, ich weiß. Ich hatte mich abgerackert, um meine Leser dazu zu bewegen, Silber NICHT auf Margin zu kaufen, sondern immer physisch! Und jetzt schlage ich vor, ein sehr großer Käufer solle doch Futures und andere Derivate einsetzen? Wie bitte??

Die nackte Wahrheit ist aber folgende: Der Versuch, eine Milliarde Dollar direkt in Silber zu konvertieren, ist zum Scheitern verurteilt, weil man dabei den Kurs drastisch in die Höhe drücken würde.

Beim Investieren geht es, ungeachtet der Mengen, immer auch darum, zum tiefstmöglichen Preis zu kaufen und den Preis solange nicht steigen zu lassen, bis die eigenen Investitionen abgeschlossen sind. Zugegeben: Für die meisten Investoren stellt sich dieses Problem so gut wie nie. Ein Investor, der 1 Milliarde Dollar in physisches Silber stecken möchte, hat dieses Problem aber.

Sie haben Recht: Ich behaupte ja auch, dass JP Morgan ca. 400 Millionen Unzen physisches Silber auf einer Kostenbasis von knapp 10 Milliarden $ gekauft hat. Stimmt, allerdings musste die Bank dafür auch viereinhalb Jahre lang konstant die Kurse lenken. Die wenigsten haben die Fertigkeiten und die betrügerische Energie diese Bank. Sie könnten so etwas unmöglich wiederholen.

Also: Wie würde mein spezieller Spielplan für den Kauf von echtem Silber im Gegenwert von einer Milliarde Dollar (65 Millionen Unzen) aussehen?

Als erstes würde ich 7.500 COMEX-Silber-Futures-Kontrakte kaufen (das Äquivalent zu 37,5 Millionen Unzen) und zudem noch das Äquivalent zu 6.000 COMEX-Futures (also weitere 30 Millionen Unzen) in Form von Call-Optionen auf COMEX-Futures und/ oder auf SLV-Anteile, die leicht “aus dem Geld“ liegen (“out of the money“).

Damit wäre praktisch der Kaufkurs fixiert. Sicher könnten kleinere Kursverschiebungen (slippage) stören, aber auch das wäre, angesichts des Ziels einer Gewinnverfünffachung nicht weiter kritisch. Selbst wenn man für eine Milliarde letztlich nur 60 Millionen Unzen bekäme, würde das die Gesamtrechnung nicht ändern.

Warum aber nur 7.500 COMEX-Futures-Kontrakte - plus Optionen? Warum nicht gleich 13.000 Futures-Kontrakte?

Auch wenn die vier größten Leerverkäufer von COMEX-Silber-Futures im Durchschnitt je 12.000 Kontrakte halten, so sind es bei den vier größten Longs im Durchschnitt nur je 7.500 Kontrakte! Die Idee dahinter ist also, den Aufsichtsbehörden keinen Grund zum Eingreifen zu geben.

2004 und 2008 hatte die CFTC, als sie die Existenz von Silberkursmanipulation abstritt, auch sehr deutlich gemacht, dass es für Long-Positionskäufer keine Grenzen bei der physischen Auslieferung von Terminpositionen gäbe (abgesehen von einem Monatslimit von 1.500 Kontrakten).

Werden beim Kontraktkauf die durchschnittlichen Kontraktmengen (der derzeit aktiven großen Longs) nicht überschritten, so dürfte eigentlich keine Positionsgröße zusammenkommen, über die sich die Aufsichtsbehörden echauffieren sollten.

Wenn diese Futures- und Optionspositionen für Silber etabliert worden sind, geht es im zweiten Schritt um die Konvertierung dieser Derivate in echtes Metall. Und das geschieht per Auslieferung und durch Arbitrage.

Gemäß den CME-Bestimmungen würde sich bei der Konvertierung von 1.500 Futures pro Monat eine physische Liefermenge von monatlich 7,5 Millionen oz echtes Silber ergeben. Wenn man diese Lieferungen nun noch über die fünf traditionellen COMEX-Liefermonate des Jahres verteilt, würde es ein ganzes Jahr dauern, bis man alle 37,5 Millionen Unzen besitzt - allerdings zu einem sicheren Preis.

Pro (traditionellem Auslieferungs-) Monat würden man sich also 1.500 Kontrakte ausliefern lassen. Die ausgelieferten Kontrakte könnten dann durch neue Futures-Kontrakte ersetzt werden, oder eben durch die Umwandlung der Optionspositionen in die entsprechenden Futures-Kontrakte - auf der Rechenbasis: 65 Millionen Unzen minus die schon gelieferten Metallmengen.

Zusätzlich ließe sich dieser Prozess durch Arbitrage-Gelegenheiten beschleunigen. Dabei werden schon gekaufte COMEX-Futures-Kontrakte sowie Optionen auf Futures und SLV-Anteile in Metall und/ oder SLV-Anteile konvertiert.

Jeder autorisierte SLV-Teilnehmer (authorized participant, AP) kann solche Arbitrage-Geschäfte im Auftrag vornehmen und Futures oder Optionen in SLV-Anteile verwandeln. Dabei gäbe es kaum wirkliche Slippage-Probleme, da dieser Prozess etwas ganz anderes ist, als der Kauf ganz neuer Terminpositionen.

Ein zusätzlicher Vorteil für einen großen SLV-Käufer ist der einzigartige Überblick, den man als großer Käufer genießt. So lässt sich schnell feststellen, ob die neu gekauften Anteile auch durch die entsprechenden Metallmengen gedeckt wurden. Wer 10 Millionen Anteile oder mehr kauft, würde sofort wissen, wenn das erforderliche Metall nicht hinterlegt wurde (auch bei wachsender Short-Position).

Diese Käufer könnten in einem solchen Fall auf die Hinterlegung des Metalls bestehen und sogar aus Sicherheitsgründen Anteile in Metall konvertieren, ohne zusätzliche Lagerkosten.

Die Idee dahinter ist, den COMEX-Terminmarkt gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung zu nutzen: zum individuellen Fixieren von Preisen aber eben nicht zur Kursmanipulation, wie sie heute praktiziert wird.


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