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Handel im Öl-Bullenmarkt 4

03.05.2006  |  Adam Hamilton
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Wir können nun die gleiche Methode verwenden, um das nächste, wahrscheinliche Zwischenhoch zu finden. Die 7 bisherigen, großen Aufschwünge erreichten durchschnittliche Kursanstiege von 50% über 106 Handelstage. Dies gibt uns einige wertvolle Einblicke in die Struktur unseres aktuellen Aufwärtstrends, verglichen mit den vorangehenden.

Bisher ist Öl seit seinen November-Tiefs nur um 28% gestiegen, nur knapp über die Hälfte seiner durchschnittlichen Kursgewinne in den 7 bisherigen, großen Anstiegen. Wenn wir den durchschnittlichen Anstieg um 50% auf die November-Tiefs anwenden, kommen wir auf ein Ziel für das nächste Zwischenhoch von knapp über 84 $. Dem säkularen Rhythmus dieses Öl-Bullenmarktes zufolge hat Öl also immer noch beträchtlichen Spielraum nach oben, auch wenn dieser Aufschwung sich als durchschnittlich herausstellen sollte. Dies sollte Investoren und Spekulanten veranlassen, ihre Long-Positionen in Ölaktien und Optionen zu halten.

Leider ist dieser Aufschwung von Öl an seiner Laufzeit gemessen bereits viel reifer als sein Preis vermuten ließe. Der durchschnittliche Öl-Aufschwung im bisherigen Bullenmarkt dauerte 106 Handelstage, wobei die meisten davon deutlich kürzer waren. Der einzig wirklich lange Aufschwung verlief von Ende 2003 bis Anfang 2004 und erst am Ende dieses 4. Aufschwungs begann Öl einen wirklich steilen Anstieg. Unser aktueller Öl-Aufschwung ist 102 Handelstage alt und somit an seiner Laufzeit gemessen bereits sehr reif.

Obwohl dies sicher ein Risiko ist, das man beachten sollte, ist es meiner Meinung nach dennoch durchaus möglich, dass dieser Anstieg länger andauern könnte als die meisten anderen seit 2001. Der wichtigste Grund dafür ist, dass wir uns derzeit nicht wirklich in einer Krise befinden. Krisen führen tendenziell zu schnellen Anstiegen und danach wieder zu schnellen Korrekturen. Es gibt zwar Rebellen in Nigeria, die Dinge in die Luft sprengen und der Iran will sich gegen nuklear bewaffnete Imperialisten verteidigen, aber die Ölversorgung ist nicht wirklich so sehr beschränkt. Heute bedrohen keine Hurrikans den Golf von Mexiko und keine Raketen den Persischen Golf.

Ich vermute, dass die Wall Street und Mainstream-Investoren langsam die Wahrheit erkennen, dass die hohen Ölpreise auf Grund der felsenfest stehenden Angebots- und Nachfragesituation bleiben werden. Jahrelang glaubten die meisten Investoren, dass der Ölpreis nur dann ansteigt, wenn ein Land im Persischen Golf beschließt, sich eines seiner Nachbarländer anzueignen. Tatsache ist aber, besonders durch den Wirtschaftsaufschwung in Asien, dass das weltweite Angebot von Öl nicht so schnell wachsen kann wie die Nachfrage. Dies würde auch in einer perfekten, friedlichen Welt so sein, in der jeder seinen Nachbarn bedingungslos liebt.

Interessanterweise gab die Regierung der USA erst im Dezember offiziell bekannt, dass sich der Ölpreis in realen Werten für das nächste Vierteljahrhundert über dem heutigen Niveau halten sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt sagte die Regierung der USA offiziell einen schnellen Rückgang des Ölpreises auf Niveaus von etwa 30 $ bis 40 $ in realen Werten für die nächsten 25 Jahre voraus. Ich glaube noch immer, dass diese offizielle Bekanntgabe der amerikanischen Regierung den Investoren hilft, langsam die Wahrheit zu erkennen.

Wenn Sie an die Mainstream-Anleger unter ihren Freunden denken, die diesem Rohstoff-Bullenmarkt seit Anfang 2001 nicht gefolgt sind, hatten viele von ihnen einfach keine Möglichkeit, die globalen, strukturellen Defizits in entscheidenden Rohstoffen zu erkennen. Jetzt, wo Mainstream-Medien wie CNBC diesem Rohstoff-Bullenmarkt mehr Zeit einräumen, beginnen sie langsam darauf aufmerksam zu werden. Der große Kapitalfluss der Mainstream-Anleger in Rohstoffe hat aber gerade erst begonnen. Daher scheint es durchaus möglich, dass dieser und zukünftige Aufwärtstrends von Öl, gemessen an Handelstagen, durch höhere Kapitalflüsse länger anhalten könnten.

In seinem säkularen Rhythmus ist Öl zurzeit also gerade erst über der Hälfte seines Aufschwungs, sollte dieser relativ zu seinen Vorgängern zumindest annähernd durchschnittlich ausfallen. Obwohl dieser Aufschwung verglichen mit dem Durchschnitt schon relativ alt wird muss dies nicht unbedingt ein Problem sein. Diese Analyse führt mich daher zu der Annahme, dass Öl und Ölaktien nicht gefährdet sind, in nächster Zeit ein Zwischenhoch zu erreichen. Der Aufwärtstrend sollte noch für ein paar Monate anhalten.

Bevor wir uns dem letzten Chart für diese Woche zuwenden, möchte ich noch eine Beobachtung in diesem Chart kommentieren. Ich hörte von Investoren, die sich Sorgen machen, dass der Ölpreis seit Anfang März zu schnell gestiegen wäre. Dies könnte tatsächlich der Fall sein und einen kleineren Rückgang erfordern, aber definitiv keine große Korrektur. Wenn Sie die 3 letzten Aufschwünge mit den Nummern 5, 6 und 7 genauer betrachten ist gut zu erkennen, dass alle Drei gleich schnelle Kursanstiege hatten wie unser aktueller Aufschwung.

Im strategischen Zusammenhang betrachtet passt dieser Aufwärtstrend genau in die bisherige Entwicklung dieses Bullenmarktes und erscheint keineswegs abnormal. Wenn Sie einen abnormalen Kursanstieg sehen wollen, werfen Sie doch einen Blick auf einen Silberchart. Wie ich nun bereits wochenlang gewarnt hatte, zeigte Silber kurzfristig einen parabolischen Verlauf und die Folgen solch einer unnachhaltigen Entwicklung sind niemals angenehm. Unsere Abonnenten können im geschlossenen Chart-Bereich unserer Website auf unsere letzten Silbercharts zugreifen.

Als nächstes möchte ich einen Blick auf unseren letzten Chart für relatives Öl werfen. Relatives Öl (rOil) ist der Ölkurs, dividiert durch seinen 200-Tages-Durchschnitt (200dma). Ergebnis ist die rote, horizontale Trading-Range in diesem Chart. Der relativen Handels-Theorie zufolge erreichen größere Aufschwünge in einem säkularen Bullenmarkt ihre Zwischenhochs tendenziell bei ähnlichen Werten wie ihre Vorgänger. Der heutige Wert für rOil kommt nicht annähernd an Werte über der neutralen Zone heran.
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Ich habe nun jahrelang einen relativen Ölkurs von 1,25 und höher, oder einen Ölkurs von 25% und mehr über seiner 200-Tages-Linie, als richtigen Zeitpunkt betrachtet, um Investitionen und Spekulationen in Öl abzugeben um sich auf die nächste größere Korrektur vorzubereiten. Dieser Chart zeigt ziemlich klar warum. Die blauen Ziffern in diesem Chart entsprechen denselben größeren Zwischenhochs die oben diskutiert wurden, und jedes einzelne trat in der Nähe dieser relativen, neutralen Zone ein. Der durchschnittliche Wert für rOil für die ersten sieben Zwischenhochs lag bei 1,286.

Während seines Hochs während der vergangenen Woche konnte der Ölkurs aber an Schlusskursen nicht mehr als das 1,148-fache seiner 200-Tages-Linie erreichen. Dies ist nicht nur ein Wert knapp über der Hälfte der relativen Trading-Range von Öl, sondern es gab in diesem Bullenmarkt auch noch keinen größeren Aufschwung der bei derart niedrigen Werten geendet hätte. Es gab zwar im Februar einen starken Rückgang, ausgehend von ähnlichen Werten, aber dies war nur ein Rückgang im Verlauf eines Aufwärtstrends und keine größere Korrektur zwischen zwei Aufschwüngen.

Relatives Öl bestätigt also fast perfekt den Verlauf des säkularen Rhythmus von Öl. In den Märkten ist alles möglich und Öl könnte hier scheitern, aber auf Grund dessen, was bisher in diesem Bullenmarkt geschah, ist dies äußerst unwahrscheinlich. Als kampferprobter Spekulant und Investor bleibe ich ohne Bedenken stark in Öl-verwandten Longpositionen engagiert, so lange eine positive Entwicklung wahrscheinlich ist.

Ein letzter Punkt über diesen Chart. Wir verwendeten einen Wert von 1,25 für relatives Öl lange Zeit als Maximum für unsere Trading-Range und 0,95 als Minimum. Als ich aber diesen Chart diese Woche analysierte, fiel mir auf, dass Öl das 0,95-fache seiner 200-Tages-Linie in den letzten Jahren bei wichtigen Zwischentiefs nur selten erreichte. So wie alle technischen Werkzeuge müssen auch Trading-Ranges regelmäßig angepasst werden und ich denke, dass ein Anheben der grünen Linie für starke Kaufempfehlungen vom 0,95-fachen auf das 0,98-fache der 200-Tages-Linie der Entwicklung des Ölkurses in den letzten Jahren besser entsprechen würde. Diese Änderung der Trading-Range wird auch in den kommenden Ausgaben des Newsletters und der Charts für unsere Abonnenten zu finden sein.


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