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Silbers nervenaufreibender Schlummer

16.09.2015  |  Adam Hamilton
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Der größte Fehler, den die Trader zur Zeit machen, ist anzunehmen, dass die außergewöhnliche Schwäche des Silberkurses ganz normal und gerechtfertigt sei. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! 2013 weitete die US-Notenbank Fed die dritte Runde der quantitativen Lockerungen (QE3) zusätzlich aus. Im Gegensatz zu QE1 und QE2 hatte QE3 weder einen vorher festgelegten Umfang noch ein absehbares Ende. Die Fed nutzte diese strategische Unklarheit, um die Psychologie der Trader zu manipulieren.

Wann immer sich an den Aktienmärkten ein beginnender Ausverkauf bemerkbar machte, sprang die Notenbank ein und versicherte, dass sie den Umfang der Geldmengenausweitung wenn nötig noch erhöhen könne. Bei jedem noch so kleinen Tief kauften die Investoren also schnell wieder und das normale Marktverhalten wurde außer Kraft gesetzt. Dies führte zu enormen Verzerrungen an allen möglichen Märkten, einschließlich der Aktienmärkte und dem Goldmarkt, der sich als führende alternative Investitionsoption entgegengesetzt zu den Aktienkursen bewegt. Da diese wie von Zauberhand immer höher kletterten, wurde Gold aufgegeben.

Und natürlich folgte Silber Gold auf dem Weg nach unten. Im Jahr 2012, bevor die manipulative, als QE3 bekannte Schuldenmonetarisierungskampagne der Fed alles durcheinander brachte, lag der durchschnittliche Silberpreis bei 31 US-Dollar! Angesichts der extremen Marktbedingungen während der Zeit von QE3 stellen die Silberpreise, die zuvor üblich waren, viel eher ein fundamental gerechtfertigtes Preisniveau dar, als der aktuelle Kurs. Wenn der enorme, marktverzerrende Einfluss von QE3 abnimmt, wird Silber zur Normalität zurückkehren.

Eine Hauptantrieb des starken Aufwärtstrends wird die Rückkehr der Aktien-Investoren mittels des SLV sein. 2012, bei einem mittleren Silberpreis von 31 Dollar, beliefen sich die Bestände des SLV im Schnitt auf 313,2 Mio. Unzen. Das bedeutete für die Aktien-Investoren ein tägliches Exposure gegenüber Silber im Wert von durchschnittlich 9,8 Milliarden Dollar. Während der Manipulationen der Fed in den letzten Jahren ist der Umfang der Silberbestände des SLV zwar gestiegen, die Höhe der Kapitalinvestitionen ist jedoch insgesamt zurückgegangen.

Der Silber-Bärenmarkt drückt das vorherrschende Preisniveau nach unten, daher sind liegt der Wert der SLV-Bestände in diesem Jahr viel niedriger als 2012. Bisher beträgt die Höhe der Bestände in diesem Jahr durchschnittlich 324,6 Mio. Unzen oder 3,6% mehr als 2012. Doch mit einem mittleren Preis knapp über 16 Dollar ist der Wert des Edelmetalls 48,4% niedriger. Damit liegt der Gesamtwert der Silberinvestitionen der amerikanischen Aktienhändler 2015 im Schnitt bei 5,2 Milliarden Dollar - das ist nur etwas mehr als die Hälfte der Kapitalinvestitionen im Jahr 2012, vor QE3.

Die Silberinvestitionen sind zur Zeit also unbestreitbar sehr gering, was angesichts der entmutigenden Kursbewegung in den letzten Jahren auch nicht verwunderlich ist. Das bedeutet aber auch, dass ein enormes Potential für Investitionen besteht, wenn Gold wieder einen Aufschwung erlebt und der Silber dem gelben Metall nachfolgt. Der Wert der SLV-Bestände mag zwar zusammen mit dem Silberkurs gefallen sein, aber mengenmäßig konnten sie in den letzten Jahren trotz des niedrigen Preisniveaus einen starken Aufwärtstrend verzeichnen.

2013 und 2014, inmitten der extremen Verschiebungen an den Märkten, die von der expansiven Geldpolitik der Fed hervorgerufen waren, erwarben die Investoren mehrmals genügend SLV-Aktien, um die Bestände an physischem Silber weit über die im Chart eingezeichnete Widerstandslinie zu katapultieren. Es gibt keinen Grund, nicht auch einen erneuten plötzlichen Anstieg bis zur Widerstandslinie zu erwarten, die im Moment bei fast 351 Mio. Unzen liegt. Da die Bestände derzeit etwa 322 Mio. Unzen umfassen, müssten für einen solchen Anstieg 29 Mio. Unzen zusätzlich gekauft werden.

Das wäre ein enormer Anstieg der Silbernachfrage! Nach Angaben des geschätzten Silver Institute belief sich die Nachfrage nach Silbermünzen und -barren 2014 auf 196 Mio. Unzen bzw. knapp über 16 Mio. Unzen im Monat. Die Aktienanleger könnten die Nachfrage also im Prinzip verdoppeln, wenn sie in den kommenden Monaten wieder in den SLV investieren! Meist dauert es nur einige Monate, bis die Silberbestände des SLV von der Unterstützungslinie wieder bis zur Widerstandslinie ansteigen.

Der SLV ist ein Tracking-ETF, d. h. er vollzieht den Kursverlauf des Metalls exakt nach. Kauf- oder Verkaufsdruck muss daher direkt auf die Bestände an physischem Silber übertragen werden, die die Basis für den ETF bilden. Wenn die Anleger schneller SLV-Aktien kaufen, als Silber nachgekauft wird, besteht die Gefahr, dass der Kurs des ETF sich nach oben entkoppelt und ein Tracking Error entsteht. Die Verantwortlichen des SLV müssen also neue ETF-Aktien ausgeben, um dem Nachfrageüberhang zu begegnen und ihn auszugleichen. Die Erlöse verwenden sie, um Silber zu kaufen.

Wenn die Bullionbestände des SLV steigen, schlägt sich das also direkt in einem Anstieg der globalen Investitionsnachfrage nach Silber nieder. Und da diese der hauptsächliche Faktor hinter den Kursbewegungen ist, steigt der Silberpreis in dem Fall natürlich stark an. Selbst wenn die SLV-Bestände wieder ihr Widerstandsniveau bei 351 Mio. Unzen erreichen, beträgt ihr Wert bei einem Durchschnittspreis von etwas über 16 Dollar dennoch nur 5,6 Milliarden US-Dollar. Das wäre noch immer weit unter dem durchschnittlichen Wert von 9,8 Milliarden Dollar im Jahr 2012 vor QE3.

Um diesen Wert bei Silberbeständen in Höhe von 351 Mio. Unzen zu erreichen, müsste der Silberpreis ausgehend vom Durchschnittskurs dieses Jahres um unglaubliche 73% ansteigen! Dann läge er wieder bei 28 Dollar, was verglichen mit dem Preisniveau vor QE3 sicherlich nicht ungewöhnlich hoch ist. Im April 2011, als Silber sich noch großer Beliebtheit erfreute, stieg es schließlich sogar bis auf über 48 Dollar! Dieses Metall hat mit Sicherheit das Potential zu enormen Kursgewinnen, wenn die Investoren und Spekulanten in großer Zahl zurückkehren.


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