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Die kommende Silberknappheit

18.09.2015  |  Theodore Butler
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Auf Gold trifft das nicht zu, weil die in der Industrie verbrauchten Goldmengen einfach so gering sind, dass die Gesamtnachfrage buchstäblich reine Investitions- oder Schmucknachfrage ist. Sicherlich könnte auch der Goldpreis auf jedes Niveau steigen, auf das sich Käufer und Verkäufer einigen wollen; da es aber nicht industriell verbraucht wird, kann ich mir nur schwer vorstellen, wie sich beim Gold eine echte Rohstoffknappheit ausbilden sollte.

Wann immer es zu einer Knappheit kommt - und das betrifft alle Verbrauchsrohstoffe - lassen sich die Ursachen dieser Knappheit immer auf irgendeine Art Störungsprozess auf der Angebotsseite zurückzuführen. Beispiele wären eine Rohölknappheit infolge einer unilateralen Drosselung der OPEC-Förderquoten, eine wetterbedingte Getreidemissernte oder aber andere unvorhergesehene Produktionseinschränkungen.

Vor vielen Jahren hatte ich zum Beispiel selbst mit einem großen Positionsgeschäft für Orangensaft zu tun - infolge eines unerwarteten Kälteeinbruchs. Und erst vor wenigen Tagen war im Wall Street Journal zu lesen, dass das Glas für Wolkenkratzer knapp werde, weil viele Glashersteller im Immobiliencrash dicht gemacht hatten.

Dass die Knappheit eines Industrierohstoffs nur selten vorrangig auf der Nachfrageseite entsteht, sondern viel eher auf der Angebotsseite, hat einen Grund: In der Regel steigt die Nachfrage nach einem Rohstoff nicht ohne Vorwarnung. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee wird sich wahrscheinlich nicht so radikal ändern, wie beispielsweise das Angebot im Fall eines zerstörerischen Frosteinfalls in Brasilien oder Kolumbien.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es auf der Angebotsseite eines Rohstoffs zu Störungen kommt, ist also höher als die Wahrscheinlichkeit von Störungen auf der Nachfrageseite.

Beim Silber ist das nicht der Fall. Das ist schließlich auch die Grundvoraussetzung für eine kommende physische Knappheit. Einfach ausgedrückt: Bei Silber sorgt diese so außergewöhnliche duale Nachfragestruktur - essentieller Industrierohstoff UND universelle Vermögensanlage - dafür, dass die Möglichkeit eines schlagartigen Nachfrageschubes, der eine physische Knappheit auslösen kann, gegeben ist. Bei allen anderen Rohstoffen ist das nicht gegeben.

Sicherlich könnten auch beim Silber Angebotsstörungen auftreten, so wie bei allen anderen Rohstoffen. Doch NUR beim Silber können zudem noch Störungen auf der Nachfrageseite auftreten.

Das zeigt sich gerade anhand der Engpässe bei zahlreichen Silberformen, die im Einzelhandel angeboten werden. Nicht, dass die US-Münzprägeanstalt (US Mint) plötzlich die Produktion ihrer Silver Eagles eingeschränkt hätte, nachdem sie in den vergangenen fünf Jahren mehr solcher Münzen produziert hat (200 Millionen) als in den in den ersten 24 Jahren dieses Münzprägeprogramms (150 Millionen).

Schon jetzt hat die US Mint in diesem Jahr schon mehr Silver Eagles produziert als in allen vorhergehenden Jahren. Trotzdem sind die Silver Eagles knapp geworden. Diese Knappheit bei Silver Eagles ist ganz klar Ergebnis der steil steigenden Investitionsnachfrage, nicht aber von Störungen auf der Angebotsseite.

Moment mal, uns wird gesagt, die steil steigende Investitionsnachfrage nach Silber-Einzelhandelsformen wäre etwas völlig anderes als die steil steigende Nachfrage nach 1.000 oz-Barren? Stimmt das denn? Ich denke nicht.

Sicher, beim Soja, Rohöl, Kupfer oder Lebendvieh wäre ein solcher plötzlicher Anstieg der Investitionsnachfrage nach physischem Eigentum in der Tat höchst unwahrscheinlich; uf mit Blick auf 1.000 oz-Silberbarren scheint mir ein solcher Investitionsschub allerdings unvermeidlich. Schließlich gab es ihn ja schon!

Und was schon einmal passiert ist, könnte doch auf jeden Fall wieder passieren, oder? Gerade beim Silber. Denn dort deuten alle Gegebenheiten, die ich beobachte, darauf hin, dass ein steiler Anstieg der Investitionsnachfrage wahrscheinlich ist als je zuvor.

An dieser Stelle ist es wichtig “Knappheit“ zu definieren. Laut der ersten Definition, die auf Google erscheint, handelt es sich um eine Situation, in der eine benötigte Sache nicht in ausreichenden Mengen erhältlich ist. An freien Märkten würde es so laufen, dass der Kurs eines knapp gewordenen Rohstoffs, solange in die Höhe getrieben wird, bis er für diejenigen, die mehr zu zahlen bereit sind, verfügbar ist.

Das trifft ganz besonders auf Investitionsanlagen zu. Denn in diesem Bereich beschränkt sich die potentielle Käuferschaft nicht auf nur auf Nutzer, die einen Rohstoff in tagtäglichen Geschäftsprozessen nutzen.

Silbers duale Nachfragestruktur bedeutet aber genau das: Es wird von jenen nachgefragt, die es für industrielle oder andere Zwecke benötigten UND auch von jenen, die es als Investitionsanlage benutzen wollen.


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