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Kredite im Crash

06.05.2006  |  Walter K. Eichelburg
Auf meine Artikel bekomme ich immer wieder Leserzuschriften, die sich um Kreditfragen drehen. Soll man Gold auf Kredit kaufen oder kann man sich über eine Hyperinflation einfach entschulden. Ich möchte hier eine Antwort geben, da viele Leser sicher Immobilien- und andere Kredite haben. Vorab möchte ich feststellen, dass ich kein Finanzberater bin. Dieser Artikel ist daher als völlig unverbindliche Information anzusehen und keinerlei Anlage oder sonstige Finanzierungsempfehlung.

Es muss nicht mehr extra festgestellt werden, dass sich die gesamte Welt heute am Rande einer Schulden- und Finanzkrise ungeheuren Ausmasses befindet. Das ist auch kein Wunder, da in unserem Fiat-Money (Papiergeld-) System Geld = Kredit darstellt. Allein um die Zinsen auf die Kredite finanzieren zu können, muss im System der notwendige Betrag an neuem Kredit generiert werden, sonst bricht das System in einer massiven Deflation zusammen. Verschiedene Währungskrisen der letzten Jahre wie in Asien 1997, Russland 1998 oder Argentinien 2002 können als Lehrbeispiele herhalten.

Auf die Kreditprobleme besonders der englischsprachigen Länder wie USA, Grossbritannien, Irland, Australien, Neuseeland braucht man nicht besonders eingehen, darüber gibt es genügend Literatur. Diese Länder sind besonders hoch verschuldet, aber auch andere wie in Frankreich oder Spanien mit ihren Immobilien-Bubbles sind schwere Fälle.

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In Deutschland und Österreich (siehe Bild) gibt es ein Spezifikum, dass dort die Firmen- und Staatsverschuldung sehr hoch ist, jedoch die Privatpersonen über wesentlich mehr Vermögen als Schulden verfügen. Das hat mit dem Steuersystem zu tun, das Kredite über lange Zeit steuerlich besser stellte als Eigenkapital.

Wie sehr inzwischen das Vertrauen in das Kredit- und Finanzsystem schwindet, lässt sich auch am steigenden Goldpreis ablesen, der seit Mitte 2005 in allen Währungen stark steigt. In den letzten Wochen sind bereits einige Länder wie Australien, Neuseeland oder Island "drangekommen". Kapital ist aus diesen Ländern mit sehr hohen Zahlungsbilanz-Defiziten geflüchtet und hat diese Währungen um ca. 18% sinken lassen. Der nächste Fall werden vermutlich die USA sein, die auch an den selben Problemen wie übermässiger Konsum auf ausländischem Kredit und Deindustrialisierung leiden. Dann werden aber alle Währungssysteme in Probleme geraten, denn diese sind alle in irgendeiner Form Derivate des US-Dollars. Ein Bond-Crash ist schon unterwegs (Stand Mai 2006).


Vermutliches Szenario

Es ist nicht ganz einfach vorherzusagen, wann und wie das Welt-Finanzsystem wirklich crashen wird, obwohl wir kurz davor stehen. In meinem Artikel "Wie lange noch?" habe ich basierend auf den LEAP/E2020 Artikeln einen Zeitraum von Q2 bis Q3/2006 angegeben, bis konkrete Auswirkungen sichtbar werden. Das war sicher mutig. Die meisten Autoren wagen keine Zeitprognose anzugeben, um nicht als "Spinner" oder "Casandra" hingestellt zu werden. Aber in der Zwischenzeit sind die ersten Vorläufer der Krise sichtbar:
  • Es hat einen Ausstieg aus den Währungen von Neuseeland, Australien, Island und ähnlichen Ländern mit großen Kreditbubbles und hohem Zahlungsbilanz-Defizit gegeben
  • Die langfristigen Kreditzinsen steigen jetzt überall, so etwa bei 10-jährigen US-Treasuries von 4,5% auf über 5%, damit kommt der Yield-Carry-Trade unter Druck
  • Die Speads (Zinsdifferenzen) zwischen Ländern und Schuldnerklassen steigen auch
  • Die Krise von zwei österreichischen Banken mit verschwiegenen Riesenverlusten bei Derivatgeschäften wird das Sicherheitsdenken fördern

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass ein grosser Dollar-Abverkauf bevorsteht. Die Gerüchte, dass George W. Bush derzeit Papiergeld für 2.000 Mrd. Dollar drucken lässt, sowie die ständigen Meldungen aus China, dass sie ihre Devisen = Dollar-Reserven drastisch verringern wollen, werden wohl bald einen weltweiten Dollar-Abverkauf auslösen. Die schwedische Zwentralbank hat schon damit begonnen. Dies ist der Beginn der realen Krise.

Auch könnte ein US-Angriff auf den Iran oder der bevorstehende Bankrott von General Motors der Auslöser sein. GM wird nicht von ungefähr inzwischen "Enron Motors" genannt.

Für diesen Abverkauf müssen sich die Investoren und Zentralbanken zuerst von den Dollar-Aktien und Anleihen (Bonds) trennen, was einen Börsen-Kurssturz bzw. höhere Zinsen in den USA auslöst. Sollte "Helicopter" Ben Bernanke auf Bush-Befehl jetzt die verkauften Anleihen mit frisch erzeugtem Geld aufkaufen (monetisieren), wird die Flucht aus dem Dollar noch grösser werden. Die US-Konsum- und Importwelle ist dann vorbei.

Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten, wie der Euro-Raum davon betroffen wird:
a.) die Exporte in die USA und das auch betroffene Asien gehen stark zurück
b.) der Goldpreis explodiert und damit wird auch der Euro "suspekt", bzw. man wacht gegenüber den Kreditrisiken auch hierzulande auf

Vermutlich wird beides geschehen und mit einigen Monaten Verzögerung beginnt auch in Europa der massive Bond-Abverkauf. Die Zinsen steigen, Firmen gehen reihenweise pleite, die Banken beginnen das in der Bubble verliehene Geld wieder hereinzuholen.

Man soll nicht vergessen, dass eine ähnliche Situation in Deutschland milder Form bereits in den Jahren 2002 und 2003 bestanden hat:
  • einige Banken waren in beträchtlicher Schieflage
  • 2/3 der Lebensversicherungen waren in ihrer Existenz bedroht
  • Viele Firmen mussten schliessen, da die Banken sich bei der Kreditvergabe zurückhielten
  • Immobilien wurden etwa in Ostdeutschland zu jedem Preis bei Zwangsversteigerungen verkauft, oft nur um 10.000 €
  • Privatpersonen bekamen in manchen Gebieten nur dann einen Kredit, wenn deren Arbeitgeber ein gutes Rating aufwies

Während der Argentinienkrise 2002 konnte man in Buenos Aires eine Wohnung um ca. 10.000 € kaufen, vorher hatte sie europäische Preise, jetzt wieder fast. Aber nur gegen Cash, da keine Kredite vergeben wurden. Der Preis von Immobilien reagiert sehr sensibel auf die Kreditbedingungen.


Nichtlinearität

Das sind klassische Symptome einer deflationären Depression. Nur diesmal wird es wesentlich stärker werden und die Währungssysteme insgesamt werden in Frage gestellt. Die USA werden einen "Meltdown" wie 2001 mit Terror und Krieg sowie 1% Zinsen kaum mehr aufhalten können, dazu sind sie jetzt international zu diskredititiert und es gibt keine Bubble mehr, die man aufblasen könnte.

Ausserdem entwickelt sich Gold zur neuen "Reservewährung", da die Flucht in diese schon im vollen Gang ist. Man kann daher die Zinsen nicht mehr senken, sondern muss sie erhöhen. Eine Situation wie 1992 in einigen Ländern, aber jetzt global, zieht herauf. Der größte Alptraum der Eliten.

Sie überstehen verlorene Kriege, Börsencrashes, etc. Jedoch einen Vertrauensverlust in das Papier-Geld selbst überstehen sie nicht. Der Goldpreis wird richtig explodieren.

Hohe Zinsen in einer solchen Situation sind pures Gift, besonders bei allen kurzfristig Verschuldeten. Dazu gehören heute auch die Staaten. Diese können sich dann nicht mehr so einfach refinanzieren und deren heutiges Triple-A Rating wird nicht mehr geglaubt, wie ich in "Triple A - Wie lange noch?" dargelegt habe.

Also, der Papier-Geldwert wird gegenüber lebensnotwendigen Dingen wie Lebensmitteln oder Energie sinken, gegenüber nichtessentiellen Dingen oder Investments aller Art (Anleihen, Aktien, Immobilien) steigen. So war es auch in Argentinien und Russland. Sehen Sie dazu: "Das Märchen von der Deflation".

Vorübergehend werden die Staaten dann zumindest zahlungsunfähig werden, Beamten-Gehälter und Pensionen sowie Sozialleistungen werden gekürzt oder längere Zeit nicht bezahlt. Anschliessend werden zumindest einige Staaten aus dem Euro ausbrechen und in eine Hyperinflationäre Spirale eintreten.

Der ganze Prozess ist natürlich stark nichtlinear. Über die Zeiträume der einzelnen Phasen kann derzeit wenig gesagt werden. Es können auch mehrere Stufen von Deflation und Hyperinflation kommen. Am Ende wird dann ein neues, goldgedecktes Währungssystem eingeführt werden müssen. Nichts anderes wird mehr akzeptiert werden. Ich rechne mit ca. 2010 ... 2015 bis ein solches Währungssystem steht und damit wieder normale Zeiten einkehren. Was nach einer Stabilisierung von den realen Geld- und Immobilienwerten noch übrig sein wird, lässt sich heute schwer sagen. Das hängt auch davon ab, wieviel Zentralbankgold dann real noch da ist. Das meiste wurde verkauft oder verliehen.

Zusammenfassung des Ablaufs:
  • 1. Stufe: Abverkauf des Dollars und dann der anderen Währungen mit Zinsexplosion
  • 2. Stufe: Massenbankrotte inklusive Staatsbankrotte
  • 3. Stufe: Euro zerbricht, Staaten beginnen massiv zu monetisieren, Hyperinflation
  • 4. Stufe: Stabilisierungskrise, neue Währung wird eingeführt.





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