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Gold für den Bärenmarkt?

15.10.2015  |  Axel Merk
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Im Jahr 2009 fiel der tatsächliche Zinsertrag erneut in den negativen Bereich. Es ist offensichtlich, dass die Zeiten steigender Goldpreise nicht exakt mit den Zeiten negativer realer Zinsen übereinstimmen, denn der Goldkurs hatte bereits Jahre bevor offizielle Inflationszahlen auf negative Realzinsen schließen ließen, einen Boden gebildet. Wir sprechen diesen Punkt dennoch an, weil wir nicht glauben, dass es den Vereinigten Staaten, der Eurozone oder Japan, um nur einige zu nennen, angesichts der Höhe ihrer Staatsschulden möglich sein wird, positive reale Zinsen über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.

Dazu kommt noch unsere Einschätzung der Fed, die quasi schon verspricht, "hinter der Entwicklung hinterherzuhinken", die Zinssätze also nur langsam anzuheben, obwohl die Inflationsrate bereits schneller steigt, sodass die tatsächlichen Zinserträge sinken. Das "Versprechen " leiten wir aus unserer Interpretation der Mitteilungen des Offenmarktausschusses ab, in denen die Fed seit Frühling 2014 selbst angibt, dass die Zinssätze unter dem historisch gesehen typischen Niveau bleiben könnten, obwohl sich die Inflations- und Beschäftigungsraten wieder normalen Werten annähern. Wir haben das Gefühl, dass das neuerliche Rückrudern der Fed aufgrund "globaler Unsicherheit" nur ein weiterer Schritt auf dieser Reise ist, die den eigenen Aussagen der Notenbank zufolge den Versuch darstellt, die Zinsen "langsam und sukzessive" zu erhöhen.


Gold in vergangenen Bärenmärkten

Um eines klarzustellen: Wir denken nicht, dass Investoren während einer Baisse nur Gold oder jedes andere spezifische Investment in Betracht ziehen sollten, insbesondere weil man, wie wir bereits erwähnten, üblicherweise erst relativ spät feststellt, dass der Bärenmarkt begonnen hat. Wenn sich der Zeitpunkt nicht genau bestimmten lässt, ist es möglicherweise eine gute Idee, das Portfolio schon in guten Zeiten zu diversifizieren, also ein paar Chips aus dem Spiel zu nehmen, solange die Märkte steigen. Wobei es für viele natürlich viel zu verlockend ist, in guten Zeiten einfach mitzuschwimmen, ohne an den nächsten Abschwung zu denken. Deswegen sind wir hier, um Sie wachzurütteln.

Dennoch ist es sehr nützlich, sich anzuschauen wie Gold oder auch andere Vermögenswerte sich verhalten, wenn die Performance der Wertpapiermärkte schlecht ist. Im Folgenden fokussieren wir uns auf die Bärenmärkte seit 1971, denn das ist das Jahr, in dem Präsident Nixon die letzten Verbindungen des US-Dollar zu Gold gekappt hat. Oder diese, um es präzise auszudrücken, "vorübergehend" gekappt hat und damit zuließ, dass der Preis des Edelmetalls am freien Markt bestimmt wird. Man könnte argumentieren, dass der Goldpreis einiges aufzuholen hatte. Behalten Sie aber bitte auch im Hinterkopf, dass der S&P 500 gerade erst einen Bärenmarkt hinter sich ließ, der im Mai 1970 geendet hatte.

Wie hat sich der Goldkurs in den vergangenen Bärenmärkten also entwickelt?

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Während vier der fünf Bärenmärkte an den Börsen machten sich Goldinvestitionen bezahlt. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt die Baisse von November 1980 bis August 1982 dar, in der der Goldpreis nicht nur nachgab, sondern ganz signifikant fiel.

Man könnte versucht sein, diesen Zeitraum damit abzutun, dass Janet Yellen kein Paul Volcker ist. Wir wissen von keinem Wirtschaftsexperten, der glaubt, die Fed würde die Zinssätze unter Janet Yellen genauso stark anheben, wie der frühere Vorsitzende Volcker das tat. Die Frage ist unserer Ansicht nach aber nur, ob die Zinsen deutlich positiv werden könnten. Wir haben uns diese Frage weiter oben bereits beantwortet, aber wir ermuntern jeden dazu, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Schließlich könnte der Goldpreis nach unten gedrückt werden, sollten die Zinssätze in Zukunft tatsächlich stark erhöht werden. Außerdem sollten wir noch anmerken, dass es keine Garantie dafür gibt, dass der Goldkurs sich während der nächsten Baisse positiv entwickelt, nur weil das während vier von fünf Bärenmärkten seit 1971 der Fall war.


Die Aussichten für Gold

Unserer Einschätzung nach war die Performance von Gold trotz der Ankündigung steigender Zinsen in letzter Zeit zum Teil deswegen vergleichsweise gut, weil der Markt allmählich einkalkuliert, dass die Zinserhöhungen "langsam und sukzessive" erfolgen werden, während man zuvor möglicherweise von einer deutlicheren Kursänderung ausgegangen war.

Einfach ausgedrückt sind wir der Ansicht, dass die Märkte die Ankündigung einer Zinsanhebung durch die Fed vielleicht etwas verfrüht für bare Münze genommen haben, während die Geldpolitik anderer Länder weiter expansiv blieb. Wir denken, dass die Märkte mittlerweile langsam aber sicher feststellen, dass die US-Notenbank viel weniger flexibel ist, als sie gehofft hatte, und die veränderte Erwartungshaltung jetzt schrittweise eingepreist wird. Den prinzipiellen Willen der Fed zu einer Kursänderung wird das unserer Meinung nach aber nicht zwangsläufig beeinflussen.

Diese Verschiebung der Erwartungen könnte tiefgehende Auswirkungen auf den US-Dollar und damit auch auf den Goldpreis haben. Andererseits könnte der bekundete "Wunsch" der Fed, ihre Zinspolitik zu ändern, auch zur Folge haben, dass die Investoren noch eine Weile der Ansicht bleiben, das Glas sei halb leer. Angesichts des zunehmenden Anstiegs der Wertpapierpreise in den letzten Jahren würde es uns in Wahrheit auch nicht wundern, wenn sich die drohende Baisse, sollte sie sich tatsächlich manifestieren, so lange hinzieht, wie diverse historische Bärenmärkte. Besitzen Sie genug Gold?



© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 13.10.2015 auf merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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