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Interview mit Dr. Bruno Bandulet

18.05.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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V.R.: Könnte der Schweizer Franken, der trotz großer Goldverkäufe immer noch eine relativ gut gedeckte Währung ist, zur großen Fluchtwährung für Euro- und Dollarbesitzer werden?

B.B.: Diese Frage wird mir oft gestellt, vor allem von meinen Lesern. Ich habe darauf bisher eher skeptisch reagiert und wer es bisher gemacht hat, also vom Euro in den Franken gegangen ist, der hat neben einem Zinsverlust auch zeitweise einen leichten Währungsverlust erlitten und ich rate auch jetzt noch nicht dazu. Unter anderem aus dem Grund, dass es die erklärte Politik der schweizerischen Nationalbank ist, sich am Euro zu orientieren, ihm also wie ein Schatten zu folgen. Dies ist schon auf Grund der Interessen der schweizerischen Exportwirtschaft verständlich.

Also unter den gegenwärtigen Umständen und auf absehbare Zeit würde ich nicht vom Euro in den Franken wechseln. Es ist natürlich denkbar für die fernere Zukunft, wenn der Euro richtig abrutscht, ins Kippen kommt und in eine ernste Krise gerät, dass es dann zu erheblichen Kapitalströmen in den Schweizer Franken kommt. Das würde ich dann nicht ausschließen, aber das ist Zukunftsmusik. Aber ich würde diese Option zumindest im Hinterkopf behalten. Es ist jedoch ein bisschen zu früh dafür.


V.R.: Da wir ja nun schon über Gold gesprochen haben. Wie raten Sie nun dem interessierten Investor von der Edelmetallhausse zu partizipieren? Würden Sie empfehlen Anlagemünzen und Barren zu kaufen, wie es die Mehrheit in den 1970ern getan hat, oder tendieren Sie eher zu Minenaktien und wie bewerten Sie die schöne neue Welt der Rohstoffzertifikate?

B.B.: Um gleich mit dem Letzten anzufangen, ich bin nicht grundsätzlich gegen Rohstoffzertifikate, aber doch etwas skeptisch. Der Hauptnachteil vieler Rohstoffzertifikate besteht nämlich darin, dass die Preisgestaltung den Terminpreisen folgt und da viele Rohstoffe einen teilweise sogar sehr hohen Contango aufweisen, vor allem bei Weizen, ist hier ein schleichender Wertverlust beim Zertifikat vorprogrammiert, solange der jeweilige Rohstoff nicht sprunghaft steigt.

Bei Weizen beispielsweise liegt der Contango weit über 10% pro Jahr. Auf Gold und Silber bekommen Sie jedoch Zertifikate, die sich am Kassapreis orientieren. Es macht schon einen großen Unterschied, dass Sie diesen schleichenden Wertverlust nicht erleiden. Man muss sowieso sehen, dass Gold ein Substitut bzw. ein Stellvertreter für den gesamten Rohstoffsektor ist. Sie haben mit Gold den Rohstoffkomplex im Grunde abgedeckt und zwar zu relativ günstigen Konditionen mit relativ geringeren Risiken. Dies sollte man nicht vergessen.

Wenn Sie ein paar Jahre zurückgehen, dann sehen Sie, dass sich Rohstoffe, beispielsweise gemessen am CRB Index und Gold sehr ähnlich entwickelt haben. Auch die Spitzen und die zyklischen Tiefs lagen langfristig im selben Zeitraum, zwar gelegentlich verschoben um ein paar Monate. Die letzte Rohstoffhausse die wir gesehen haben, endete in den 1980ern und damals endete zuerst die Hausse beim Gold, sozusagen als Frühindikator. Man muss nur sehen, dass Gold mit nichts so eng korreliert wie mit den Rohstoffen, sodass Sie mit Gold auch die Rohstoffe abdecken.

Trotzdem möchte ich nicht bestreiten, dass es lohnenswert sein kann, sich den Einen oder Anderen Rohstoff mal herauszupicken und auf ihn zu setzen. Ich habe jedoch das Gefühl, dass das Preisrisiko bei Kupfer aktuell größer ist als bei Gold, insofern der Preiseinbruch einmal kommt. Gold ist das konservativere Investment auch wenn es nach oben nicht solche Ausreißer macht wie so mancher anderer Rohstoff. Die Rohstoffe sind teilweise extrem volatil: Zucker, Orangensaft oder aktuell auch Kupfer.


V.R.: Nun hört man sehr oft, dass in einigen Ländern die Minenproduktion zurückgeht. Sei es auf Grund von Umweltkatastrophen oder der schlechten Währungssituation in Südafrika. Sie haben ja auch in den letzten Ausgaben Ihres Börsenbriefes beschrieben, dass Südafrika keine Volkswirtschaft ist, die vor einem großen Aufschwung steht und nun kommen auch noch die zunehmenden Risiken der Verstaatlichung in vielen Ländern dazu. Sie empfehlen ja nun auch größtenteils Minenaktien. Könnte es nun nicht sein, dass nach der hervorragenden Outperformance der Minen der Goldpreis von nun an die Minen outperformen wird, dass also zwar eine Hausse stattfindet, die Minen jedoch nicht davon partizipieren können?

B.B.: Diese Outperformance ist ja im Prinzip schon da. Bereits seit einigen Jahren legen die Minenindizes nicht mehr übermäßig gegenüber dem Gold zu. Wenn Sie beispielsweise den Goldpreis mit dem Financial Times Goldminen Index vergleichen, der auf Grund seiner weltweiten Streuung der Repräsentativste ist, so stößt dieses Preisverhältnis seltsamerweise immer wieder bei 4,5 an. Das geschieht nun schon seit Jahren. Laut diesem Index sind die Goldminen heute noch nicht einmal dort, wo Gold Anfang 1996 lag. Hier besteht bereits eine klare Underperformance um das einmal so auszudrücken. Ich denke, man muss es so sehen, dass Goldaktien grundsätzlich volatiler und grundsätzlich zyklischer sind als Gold. Daher würde ich sie nur bedingt als langfristige Anlage betrachten, sondern vielmehr öfter mal rein und raus gehen.

Ich glaube, dies ist die Lösung für den Anleger und ich habe auch immer wieder empfohlen bei Goldminen Gewinne mitzunehmen und wieder tiefer einzusteigen.

Auch Gegenwärtig würde ich auf die Ausbildung eines neuen zyklischen Tiefs in den nächsten Wochen warten. Sehen Sie, man kann Barren und Münzen kaufen, was man auch tun sollte, weil jeder eine strategische Anlage benötigt und diese dann als langfristiges Investment liegen lassen, zumindest in angemessenem Umfang. Bei Goldminen kann man dies nicht machen. Wenn nun der Anleger etwas flexibler ist, ich spreche hier nicht vom Daytrading oder vom kurzfristigen Trading und die Zyklen etwas nützt, dann kann er zwischendurch mehr Gewinne erwirtschaften als mit dem Gold selbst.

Aus dem Musterdepot, das ich im G&M führe haben wir beispielsweise im letzten Jahr einige Wert verkauft die 100% oder mehr im Plus lagen. Die Aktie von PETER HAMBRO beispielsweise hat sich vervierfacht. Hier bestehen immer wieder sehr interessante Situationen, man muss jedoch sehr selektiv sein. Also kurz gesagt: Die Verwaltung eines Goldaktiendepots ist viel zeitintensiver und setzt auch viel mehr Kenntnis voraus als eine Goldanlage, die ist viel, viel einfacher.


V.R.: Zum Abschluss wüssten wir noch gerne Ihre drei Top-Favoriten bei den Minenaktien.

B.B.: Dies hängt davon ab, ob Sie kurzfristig oder langfristig spekulieren wollen bzw. anlegen. Bei den Standardwerten, also bei den Blue Chips gefällt mir nach wie vor die südafrikanische Gold Fields sehr gut, die man bei Korrekturen immer wieder kaufen kann, obwohl ein großer Teil der Produktion in Südafrika liegt. Sie hat jedoch seit langem besser abgeschnitten als beispielsweise Anglogold, in den letzten fünf Jahren auch viel besser als Newmont. Es ist ein guter Wert, ich habe das Unternehmen erst im März besucht und das Management ist einfach hervorragend. Und dann natürlich noch, aktuell ist sie jedoch viel zu teuer, eine Goldcorp., das ist eine ausgezeichnete Firma.

Ich würde es aber eben nicht bei diesen Standardwerten belassen, denn Interessant sind auch Minenaktien die bereits über große Ressourcen verfügen, aber noch nicht produzieren. Hier wäre das beste Beispiel die Novagold. Novagold sitzt wirklich auf sehr großen Vorkommen und hier würde ich bei Gelegenheit billiger zugreifen, diese Chance besteht eben auch manchmal. Wenn man sie günstig bekommt, ist es sicher eine Aktie die man lange liegen lassen kann. Um noch bei den mittelgroßen Minen zu bleiben, wäre hier eine Randgold Resources zu nennen.

Dann gibt es natürlich noch eine ganze Palette von Explorationsgesellschaften, wo man sich immer wieder ein zulegen sollte, aber hier sollte man besser 10 oder mehr im Depot haben um das Risiko einfach auszugleichen. Aber diese können wirklich äußerst lukrativ sein. Eine gute kleine Silbermine wäre beispielsweise Endeavour Silver, aber hier gäbe es noch eine Menge Beispiele.


V.R.:Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben.


Das Interview wurde im Rahmen des "Rohstoff & Goldkongress 2006" am 13. Mai 2006 in München geführt.



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