Kommentar von Ted Butler: Der finale Abverkauf?
22.05.2006 | Theodore Butler
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Der TodessternZusätzlich zur großartigen COT-Struktur wurde ein weiterer bullischer Faktor in die Silbergleichung injiziert - der Silber-ETF (SLV). In den ersten 12 Handelstagen hat der SLV fast 70 Millionen Unzen gekauft, also fast die Hälfte der Gesamtstumme (130 Millionen Unzen), die ursprünglich bei der SEC beantragt wurde. Dies ist physisches Silber, das aus dem Markt genommen wurde und die erworbene Summe hat bisher alle Erwartungen übertroffen.
Während ich überrascht bin, dass bis jetzt so viel Silber mit so wenig Auswirkung auf den Preis gekauft wurde, ist das Tolle daran, dass wir uns erst bewusst werden wie viel Silber in der unbekannten Kategorie liegt, während es zeitgleich effektiv vom Markt genommen wird. Falls ich feststellen muss, dass es mehr Silber in der unbekannten Kategorie gibt, als ich für möglich gehalten hätte, dann könnte es keinen besseren Weg geben dies festzustellen, als zu sehen wie es vom ETF absorbiert wird. Silber das in den ETF fließt bleibt grundsätzlich für eine lange Zeit dort (und ist für den Markt nicht verfügbar), genau wie beim Silber im Central Fund of Canada.
Weil der ETF Silber in großen physischen Mengen kauft, habe ich mehrmals auf ihn als den großen Weißen Hai verwiesen bzw. der perfekten Fressmaschine oder der Maschine des jüngsten Gerichts für die Shortseller. Ein Freund Carl Loeb wartete mit dem meiner Meinung nach passendsten Vergleich auf, als er den ETF zum Todesstern für den Silbermarkt erklärte - in Anlehnung an die mächtige Waffe im Film "Krieg der Sterne". Ich glaube, dass dies den Einfluss den der Silber-ETF auf den Silbermarkt haben wird, nicht überbewertet. Was verspricht, dass sich der ETF zum Todesstern entwickelt, ist die mehrdimensionale Verwüstung, die durch ihn entfesselt werden kann, indem er eine Reihe von Kettenreaktionen lostritt.
Über Nacht ist der Silber-ETF der größte Silberkäufer der Welt gewurden, der Silber in einer Größenordnung binnen Tagen erwirbt, wozu die größten industriellen Verbraucher normalerweise ein Jahr (oder Jahre) benötigen. Und glauben sie nicht, dass dies derselbe industrieller Verbrauch ist, da der Nettoeffekt derselbe ist, nämlich, Silber vom Markt zu nehmen. Ich denke, die anderen industriellen Verbraucher sind sich diesem Neuen in der Straße bewusst. (Dies ist der Grund, warum die Silver Users Association gegen den ETF kämpfte.) Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor die Verbraucher das einzig Praktische tun was sie können und zwar Silber auf Lager zu kaufen.
Sobald die Verbraucher beginnen ihre Lager aufbauen, wird die kilometerlange Zündschnur entzündet. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, weil dies immer bei den ersten Anzeichen von Knappheit zu beobachten ist. Zudem garantieren Jahrzehnte der just-in-time Lagerhaltung, dass dies passieren wird. Welcher Verbraucher ist sich nicht der Knappheit, Verspätung und der höheren Preisen bewusst, die auf jene Verbraucher durchschlagen, die keine Lagerbestände oder Vorauskäufe in den anderen Metallen und Industrierohstoffen hatten?
Speziell einigen institutionellen Investoren wurde mit diesem ETF durch ihre neu erworbene Fähigkeit, in physisches Silber zu investieren, ein Geschenk bereitet. Der typische Investment- oder Hedgefonds, bzw. eine Bankanlagegesellschaft und Family Office würde niemals in Futures oder Münzen investieren. Aber ein börsengelistetes Wertpapier ist genau das Richtige für sie.
Weit wichtiger ist, wie Loeb mir gegenüber betonte, dass nur der Kauf von Anteilen des SLV durch institutionelle Investoren den einzigartigen Einfluss hat, die Fundamentaldaten des physischen Silbermarktes zu verbessern. (Da der Kauf automatisch eine Reduktion am physischem Silbermarkt bewirkt.) Normalerweise beeinflusst der Kauf einer Stammaktie den Kurs einer Aktie temporär nach oben, aber er verbessert die zugrunde liegenden Unternehmensdaten nicht. Bei einem ETF, der das eigentliche Metall erwirbt, werden die zugrunde liegenden Bedingungen des Metalls verbessert. Wenn mehr Institute diese wichtige Unterscheidung verstehen und danach handeln, dann könnte die Auswirkung tief greifend sein.
Zusätzlich wird institutionellen Investoren zum ersten Mal in der Geschichte die Möglichkeit geboten, in das tatsächliche Metall zu investieren und noch dazu genau zu jener Zeit, die sich als die bestmögliche herausstellen könnte. Der ETF bietet die erste wirkliche Alternative zu dem, was vorher die einzige Möglichkeit für institutionelle Investoren war in den Silbersektor zu investieren, nämlich, Aktien von Silberminengesellschaften. Während es kein Geheimnis ist, dass Silberminenaktien, das Metall in den ersten Tages der Silberhausse, welche vor einigen Jahren begann, großartig outperformten, so hat das Metall kürzlich damit begonnen die Aktien outzuperformen. Gleichwohl ich erwarte, dass dies so weitergehen wird, ist es letzen Endes immer besser für sich selber entscheiden zu können.
Ganz gleich welchen Ansatz ein institutioneller Investor bei Silber wählt, Aktien oder ETF, die Wahl stellt sich zu einer interessanten Zeit in der Silberwelt. Neben der Tatsache, dass die größten Silberproduzenten großteils weit diversifizierte Metallproduzenten sind, bei denen Silber nur einen kleinen Teil der gesamten Erlöse ausmacht, macht es schwer in reine Silberplayer zu investieren. Es scheint eine ganze Menge neuer Entwicklungen zu geben, welche die zukünftigen Gewinne der Silberminen gefährden, sogar wenn der Silberpreis explodiert. Einige dieser Entwicklungen beinhalten:
- Bedrohung durch Verstaatlichung und Erhöhung der Steuern
- Drastischer Anstieg der Produktionskosten, inklusive Energie
- Erschöpfung der Erzkörper
- Behinderung des Abbaus auf Grund von Umweltbelangen und lokalen Bedenken
- Kalkulationsfehler des Managements, inklusive Hedging zur falschen Zeit
- Verwässerung durch Kapitalerhöhungen
- Große Anfangsinvestitionen und lange Anlaufzeiten
Offensichtlich muss sich der institutionelle Investor mit diesen Dingen nicht beschäftigen, wenn er sich für den ETF anstatt für Minenaktien entscheidet. Bemerkenswerterweise sind die meisten dieser Risiken und Ängste nur auf die Minenaktien begrenzt und verbessern in der Tat die Aussichten für das Metall selbst, da eine Hemmung der zukünftigen Produktion nur den Wert des fertigen Produkts erhöht. Und Verwässerung ist kein Thema für den Silber-ETF, da Metall für jeden neuen Anteil gekauft und eingelagert werden muss. Falls ich ein institutioneller Investor wäre, der sich dafür entscheidet in Silber zu investieren bzw. den Anteil zu erhöhen, dann kann ich mir nicht vorstellen den ETF nicht zu wählen.
Ich habe großes Vertrauen, dass die institutionellen Investoren die großartige Chance, welche ihnen durch die Auflegung des Silber-ETF geboten wird, schätzen werden. Aber ich hoffe, dass sie erkennen werden, dass wahrscheinlich nur ein sehr schmales Zeitfenster besteht, um sich selbst für diese Chance zu positionieren. Bereits mehr als die Hälfte der genehmigten Anteile wurde platziert. Es gibt keine Garantie dafür, dass es genug verfügbares Silber zu aktuellen Preisen geben wird, um das Angebot zu vervollständigen. Falls er ausverkauft ist, gibt es keine Versicherung für weitere Silber-ETFs, was die Möglichkeit eines großen Prämienaufschlages auf die existierenden Anteile des SLV bietet.
Die Quintessenz ist, dass es da draußen entsetzlich viel institutionelle Investmentgelder und sehr wenig verbliebenes physisches Silber gibt. Der ETF hat zum ersten Mal in der Geschichte ein Verbindungsstück zwischen diesen zwei einfachen Tatsachen geschaffen. Dies ist es, was den Silber-ETF zum Todesstern macht.
Als ich diesen Artikel am Mittwoch morgen (17. Mai) zusammenstellte, bemerkte ich, eine extreme Verschlechterung bei der Gold-Silber-Preis-Ratio, wobei Silber sich nicht nur schlechter entwickelte als Gold, sondern auch als alle anderen Metalle. Während ich eifrig vermieden habe öffentlich den Handel des Gold/Silber-Spreads auf gehebelter Basis zu empfehlen, kann ich es doch gut nachvollziehen, warum jemand auf gehebelter Basis aus dem Gesichtspunkt der Bewertung Silber kaufen und Gold verkaufen würde, und darin endet den Gold/Silber-Spread auf gehebelter Basis zu handeln.
Mein Gefühl ist, dass die Händler/Manipulatoren an der COEMX alle Stopps gezogen haben, um zu versuchen die Positionen in diesen Spreads zu liquidieren. Ihre Absicht ist es natürlich so viele Silberlongpositionen wie möglich aus dem Markt zu werfen, was den Händler wiederum ermöglichen würde ihre Shortpositionen zu reduzieren. Zum Unglück der Halter solcher Spreads scheinen die Händler damit Erfolg zu haben, was wahrscheinlich die finale Bereinigung der Silberlongpositionen in jeder Form ist.
Ich möchte betonen, dass diese Silber-Gold-Liquidationen ziemlich radikal und sehr bullisch für Silber sind, wenn sie abgeschlossen sind. Sie müssen nicht Albert Einstein sein um zu erkennen, was die Händler tun oder ihre wahren Motive zu kennen. Für Langfristinvestoren jeder Art, private als auch institutionelle zugleich, möchte ich meine Anregung nochmals bekräftigen, dass nur jene Goldinvestoren Vorteile aus den Aktionen der Händler und der Abweichung beim Silber-Gold-Spread ziehen, wenn sie langfristige Silberpositionen eingehen und dabei Gold als Mittelherkunft verwenden. Dies gilt speziell für jene institutionellen Investoren mit Positionen im Gold-ETF und keinen im Silber-ETF.
© Theodore Butler
Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.05.2006 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.