Der Teufelskreis der Fiatwährungen
24.11.2015 | Rudy Fritsch
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Die Geschichte zeigt uns, dass die Taktik des Gelddruckens ohne die parallele Aufnahme von Krediten nicht sehr vielversprechend ist. Wir können sehen, was jedes Mal geschah, aber es ist auch nützlich zu verstehen, warum und auf welche Art das Drucken von Geld versagt. Viele behaupten, es läge einfach an der "menschlichen Natur". Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut; wir würden von Gier getrieben etc. Unkontrollierte Geldschöpfung sei daher eine logische Konsequenz der menschlichen Natur. Es ist mit Sicherheit wahr, dass einige Menschen von einer mörderischen Gier besessen sind. Es ist jedoch wichtig, nicht nur das Motiv, sondern auch den Mechanismus zu durchschauen. Wir müssen die gesamte Wahrheit erfassen.
Zum Zweiten ist echtes Geld immer mehr als ein reines Versprechen. Das die Krux aller Fiatwährungen. Ob sie nun geliehen oder mit Hilfe der Druckerpressen aus dem Nichts erschaffen wurden, sie sind nichts als ein Versprechen. Wahres Geld, Gold und Silber, hat einen intrinsischen Wert. Die Edelmetalle wurden mit viel Mühe und zu hohen Kosten aus der Erde gewonnen, werden in Ehren gehalten und als Schmuck getragen - ganz im Gegensatz zu einem Stück Papier mit ein bisschen Tinte darauf. Die Nachfrage nach Papierschmuck ist nicht sonderlich groß, oder?
In den frühen Tagen der Papierwährungen waren die Banknoten, z. B. die Dollar-Scheine, noch gegen echtes Geld eintauschbar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Besitzer von US-Dollars berechtigt, diese entsprechend der Höhe des Betrags gegen eine bestimmte Menge Silber aus der Staatskasse selbst einzutauschen. Silber ist die verfassungsgemäße Währung der USA.
Heute ist jedes Versprechen des Dollars imaginärer Natur. Das implizite Versprechen beruht auf dem "vollen Vertrauen in die US-Regierung und deren Ansehen" – bestenfalls ein ziemlich vages Statement. Das Vertrauen und das Ansehen schwinden zudem rasant. Wenn sich diese Illusion aufgelöst hat, wird auch jeder Wert dahin sein, der den Papierscheinchen noch zugemessen wurde. Das Geld, das die Römer bereits vor 2.000 Jahren verwendeten, ist dagegen heute noch genauso wertvoll wie damals.
An die Idee, Schulden durch Inflation und eine Erhöhung der Geldmenge "wegdrucken" zu können, ist ein weiterer Allgemeinplatz geknüpft: Inflation würde bedeuten, dass "mehr Geld weniger Güter nachfragt". Natürlich fragt weder echtes Geld noch Papiergeld irgendetwas nach. Dazu sind nur Menschen in der Lage, und die können ihr Kapital verwenden, um Waren zu kaufen oder eben auch nicht. Sie können sich auch dafür entscheiden, ihr Geld zu sparen oder zu investieren.
Genauer gesagt ist die Geldmengentheorie falsch, oder bestenfalls unvollständig. Die österreichische Schule der Wirtschaft berücksichtigt das Konzept des abnehmenden Grenznutzens. Je mehr wir von etwas haben, desto geringer stufen wir seinen Wert ein und an einem gewissen Punkt wird eine Schwelle erreicht und wir wollen nicht noch mehr davon besitzen.
Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind und der Tank sich leert, steigt das Bedürfnis, Benzin nachzufüllen auf unserer Werteliste nach oben. Sobald wir aber nachgetankt haben, hat noch mehr Benzin für uns keinen Wert, sein Wert ist gleich Null. Das Gleiche passiert, wenn wir hungrig sind. Etwas zu essen zu finden wird dann zur Priorität, wir suchen uns also ein Restaurant und bestellen etwas. Sobald wir satt sind, fällt der Nutzen von weiterer Nahrung jedoch auf Null.
Für jemanden, der in der Sahara kurz vor dem Verdursten steht, hat nichts einen größeren Wert, als Wasser. Doch nach einigen Litern kann er nicht noch mehr trinken und das Wasser, das für ihn kurz zuvor noch über Leben und Tod entschied, verliert zumindest vorerst wieder an Wert. Was auch immer ganz oben auf Ihrer Liste stehen mag - wir verwenden Geld, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und Benzin, Nahrung, Wasser oder andere Güter zu erwerben. Geld steht also immer weit oben auf der Skala, denn wir benötigen es, um all die anderen Dinge zu kaufen, die wir gerade am meisten wollen.
Der Grenznutzen von Geld nimmt also nicht ab. Ganz gleich, wie viel wir haben, wir können immer noch mehr gebrauchen. Das impliziert eine praktisch unbegrenzte Nachfrage nach Geld und macht es damit einzigartig. Wenn die Nachfrage nach einem Gut unendlich wird, ist die logische Folge, dass die Menge keine Auswirkungen auf den Wert des Gutes hat.
Zum Dritten spielt auch ein wenig einfache Mathematik mit hinein, so einfach wie "zwei plus zwei ergibt vier". Wir benötigen gar keine höhere Mathematik, keine partiellen Differentialgleichungen oder jede andere Form der Verschleierung, die die Zentralbanken verwenden, um ihre wahren Motive zu verbergen. Nehmen wir das Bruttoinlandsprodukt eines Landes: Das BIP ist die Summe aller monetären Transaktionen innerhalb eines Staatsgebiets, d. h. alle Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahren bezahlt wurden, ergeben das BIP (Kredite werden ausgeklammert, nur vollständig bezahlte Transaktionen werden mit einberechnet).
Gehen wir davon aus, dass das BIP der USA 16 Billionen USD beträgt (etwa 17 Billionen nach den Daten der Weltbank, aber zur Verdeutlichung können wir einfache Zahlen verwenden) und die Geldmenge 4 Billionen USD umfasst. Mit diesen 4 Billionen Dollar wird nun ein BIP in Höhe von 16 Billionen Dollar erzeugt - wie ist das möglich? Ganz einfach indem jeder einzelne Dollar viermal im Jahr den Besitzer wechselt. Vier mal 4 Billionen ergibt 16 Billionen.
Acht mal zwei ist aber auch sechzehn. Wenn die Geldmenge nur 2 Billionen USD umfassen würde, könnte das gleiche BIP erzielt werden, wenn das Geld achtmal statt nur viermal im Jahr ausgegeben würde. Und wenn die Geldmenge sich auf 8 Billionen USD beliefe, könnte ein BIP in Höhe 16 Billionen USD erzielt werden, wenn das im Umlauf befindliche Geld nur zweimal im Jahr den Besitzer wechselt.
Die Geldmenge ist also nur einer der beiden Faktoren, die für das BIP von entscheidender Bedeutung sind. Der andere wird nicht oft diskutiert, schon gar nicht in den Mainstreammedien: Die Umlaufgeschwindigkeit, d. h. wie schnell die Menschen ihr Geld ausgeben oder ob sie es lieber sparen und investieren, statt Güter und Dienstleistungen nachzufragen. Die "Feinjustierung" der Geldmenge ist nichts als eine sinnlose Zeitverschwendung - oder eine Lüge, um die Wahrheit zu verdecken. Die Zentralbanken haben tatsächlich eine gewisse direkte Kontrolle über die Geldmenge, nicht aber über die Umlaufgeschwindigkeit.
Wenn der Eindruck entsteht, dass die Banknoten mit der Zeit an Wert gewinnen (Deflation), dann gibt das den Menschen einen Anreiz, zu sparen und zu warten, bis sie noch wertvoller sind. Das führt wiederum zu einer geringeren Umlaufgeschwindigkeit und noch mehr Deflation. Eine immer weiter sinkende Umlaufgeschwindigkeit führt zum wirtschaftlichen Abschwung. Wenn die Menschen dagegen glauben, dass ihr Geld im Laufe der Zeit an Kaufkraft verliert (Inflation), dann besteht ein Anreiz, es auszugeben, bevor es noch weniger Wert ist.
Die Folge sind eine höhere Umlaufgeschwindigkeit und eine steigende Inflationsrate. Wenn die Umlaufgeschwindigkeit immer weiter zunimmt, ist Hyperinflation irgendwann die Folge. Kein System, das auf positiver Rückkopplung beruht, kann lange überleben.
Damit kommen wir zum kritischen Punkt: Wenn die Geldmenge nicht der entscheidende Faktor ist, was ist es dann? Die ganze Wahrheit ist, dass es in Wirklichkeit die Qualität des Geldes ist, die zählt. Gold und Silber haben eine Qualität, die nicht geleugnet oder zerstört werden kann. Papier besitzt dagegen nur die Illusion eines Wertes. Wenn die Macht des Kaisers abnimmt, sinkt auch der imaginäre Wert seiner Scheinchen. Der Petro-Dollar strauchelt bereits. Das Chaos-Reich bricht zusammen. Tauschen Sie Ihre Fiat-Versprechen aus Papier gegen echtes Geld, bevor es zu spät ist.
© Rudy J. Fritsch
The Gold Standard Institute
Der Artikel wurde am 19. November 2015 auf www.goldsilverworlds.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.