Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Kommt bald die Trendwende bei Rohstoffen und Inflation?

29.11.2015  |  Klaus Singer
Der DAX glänzt seit dem Einbruch der weltweiten Aktienkurse Ende August wieder durch klare Outperformance gegenüber dem S&P 500. Dies dürfte einerseits damit zusammenhängen, dass die exportorientierte Wirtschaft in Deutschland weiterhin besonders von der anhaltenden Schwäche des Euro profitiert. Andererseits drückt ein gleichzeitig erstarkender Dollar die in US-Währung notierten Rohstoffpreise. Eine nachlassende Nachfrage (z.B. aus China) wirkt in die gleiche Richtung.

Sinkende Rohstoffpreise wirken sich für die deutsche Wirtschaft zunächst positiv aus, sie lassen die Unternehmensgewinne steigen und das treibt die Aktienkurse. In den vergangenen Jahren sind die Emerging Markets immer noch deutlich schneller gewachsen als die industriealisierten Länder.

Die Wirtschaftskraft dieser "Kunden" deutscher Produkte ist jedoch in besonderem Maße von den Preisen der Rohstoffe abhängig, die sie exportieren. Wenn sie wegen der immer weiter sinkenden Rohstoffpreise in eine Krise abrutschen, tangiert das die deutsche Wirtschaft wegen ihrer Exportabhängigkeit. Dies scheint zwar noch nicht der Fall zu sein, aber im Zusammenhang mit der Änderung der Zinspolitik in den USA rückt diese Möglichkeit etwas näher heran.

Zunächst wird an den Finanzmärkten also noch die Karte gespielt, dass sinkende Rohstoffpreise gut sind für die Aktienkurse, inbesondere in Deutschland. Wie lange noch?

Konzentrieren wir uns auf einige ausgewählte Rohstoffpreise.

Da ist zunächst Kupfer. Dieser Rohstoff ist im Zeitalter der Informationstechnologie immer noch von zentraler Bedeutung, daher wird ihm mit Recht eine wichtige Indikator-Funktion für die Entwicklung industrieller Rohstoffe zugeschrieben.

China ist nach wie vor das größte Verbraucherland. Erst gerade wieder hat die schlechter als erwartete Entwicklung der Industrieproduktion im Oktober für Aufsehen gesorgt und den Kupferpreis auf den niedrigsten Stand in mehr als 6-1/2 Jahren gedrückt. Zudem wird das Metall als Sicherheit für Darlehen eingesetzt. Die gleichen Sicherheiten sind jedoch mehrfach hinterlegt worden, was für zusätzliche Unruhe auch am Kupfermarkt sorgt. Nach Bekanntwerden neuer Betrügereien u.a. mit Kredit-Sicherheiten sind chinesische Aktien gestern um 5,5% abgestürzt.

Der langfristige Preis-Chart bei Kupfer zeigt einen Aufwärtstrendkanal, der 2005 auf einem Niveau von gut 1,50 Dollar pro Pfund, entsprechend gut 3000 Dollar pro Tonne nach oben aufgebrochen wurde. Dann erfolgte parallel zur Hauspreisblase in den USA eine explosive Aufwärtsbewegung bis auf über 8.000 Dollar pro Tonne (4 Dollar pro Pfund) per Mitte 2006.

Open in new window

Dieses Hoch wurde Mitte 2008 nochmals erreicht, bevor eine scharfe Korrektur bis herunter zu 3000 einsetzte. Hier liegt eine langfristige statische Unterstützung und lag damals die Oberseite der langfristigen Aufwärtskanals. Anfang 2011 wurde bei 10000 Dollar pro Tonne ein weiteres Hoch markiert, seitdem herrschen Abwärtsstrukturen vor.

Ziel dieser Bewegung dürfte entweder die Oberseite des besagten Aufwärtskanals (blaue Linie im nächsten Chart) bei gegenwärtig etwa 3700 sein oder der benannte Support-Pegel bei rund 3000. Auf dem aktuellen Niveau von knapp 4600 liegt auch das 76,4%-Retracement des Aufwärtsimpulses von 2009 bis 2011 - ein im allgemeinen wenig tragfähiger Pegel. Unterstellt man, dass die Abstiegsgeschwindigkeit sich so fortsetzt wie bisher, dürfte die Oberseite des benannten Kanals in der zweiten Jahreshälfte 2016 erreicht sein (Chartquelle).

Open in new window

Es ist allerdings typisch für das Endspiel solcher Bewegungen, dass es einen finalen Ansturz gibt. Dann könnten die genannten Ziele auch sehr rasch erreicht werden, wobei unter diesen Bedingungen dem statischen Support bei 3000 als Ziel der Vorzug zu geben wäre. Die Bewegung von Rohstoffpreisen folgt zudem häufig einem sieben bis zehn Jahre währenden Zyklus. Auch das spricht dafür, dass ein finaler Ausverkauf nicht mehr weit sein könnte. Gut möglich, dass der Jahreswechsel bei den jahrelang verprügelten Rohstoffen zu einem Umdenken und zur Neubewertung führt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"