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Edelmetalle: Ausblick 2016 - Fed gibt Startschuss für bessere Zeiten

09.12.2015  |  Eugen Weinberg
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Der in lokaler Währung relativ niedrige Goldpreis und das robuste Wirtschaftswachstum sprechen ebenfalls für eine stärkere indische Goldnachfrage im nächsten Jahr. Die indische Regierung versucht zwar, mit der Begebung von Goldanleihen und der Einführung von Goldsparkonten das im Inland gehaltene Gold verfügbar zu machen und dadurch den Importbedarf zu reduzieren. Der Erfolg dieser Maßnahmen war bislang aber gering. Die Zentralbanken sind seit sechs Jahren Netto-Käufer. Der WGC beziffert deren Goldkäufe in den ersten drei Quartalen des Jahres auf 425 Tonnen (Grafik 4).

Die auf Basis des IWF veröffentlichten Monatsdaten weisen für die ersten neun Monate dagegen lediglich Käufe von gut 200 Tonnen aus. China berichtete dazu noch Käufe von 604 Tonnen für den 6-Jahreszeitraum bis Mitte 2015. Selbst wenn davon 100 Tonnen auf das erste Halbjahr 2015 entfielen, bleibt noch immer eine beträchtliche Diskrepanz zu den o.g. WGC-Daten. Die Zentralbanken Chinas und Russlands dürften dieses Jahr jeweils ca. 200 Tonnen Gold kaufen. Die Netto-Käufe der anderen Zentralbanken dürften bestenfalls 50 Tonnen betragen.

Das vom WGC genannte Niveau erscheint uns daher für das Gesamtjahr realisistisch. Auch 2016 dürften die Zentralbanken Gold kaufen. Denn der Anteil von Gold in den Währungsreserven der Schwellenländer ist im internationalen Vergleich weiterhin niedrig, so dass nach wie vor die Notwendigkeit zur Diversifikation besteht. Beruhigt sich die Lage in den Schwellenländern, dürften die Zentralbanken ihre Goldkäufe wieder erhöhen.

Bei der Investmentnachfrage läuft alles auf ein weiteres Jahr mit Netto-Abflüssen aus den Gold-ETFs hinaus. Diese belaufen sich nach elf Monaten auf gut 100 Tonnen. Durch die aktuelle Preisschwäche besteht das Risiko, dass bis zum Jahresende noch weitere Abflüsse erfolgen. Die gesamten ETF-Bestände sind mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2009, die des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, sogar auf dem tiefsten Stand seit September 2008 (Grafik 5). Das heißt, Anleger, welche seit der Finanzkrise Gold-ETFs gekauft haben, sind inzwischen wieder draußen.

Wir sind daher zuversichtlich, dass die ETF-Verkäufe im nächsten Jahr aufhören. Schon Anfang diesen Jahres hatte es den Anschein, als die ETF-Bestände in den ersten beiden Monaten um 80 Tonnen stiegen. Für eine nachhaltige Trendwende bedarf es einer Stabilisierung und Erholung der Preise. Dies erwarten wir im Verlaufe von 2016. Der Goldpreis dürfte im ersten Quartal 2016 einen Boden ausbilden, danach zunächst allmählich und später deutlicher an Stärke gewinnen. Im ersten Halbjahr sehen wir Gold auf 1.125 USD je Feinunze steigen. Bis Ende 2016 rechnen wir mit einem Preisanstieg auf 1.200 USD je Feinunze. Gold in Euro dürfte Ende 2016 bei 1.165 EUR je Feinunze notieren.

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Silber

Der Silberpreis konnte sich der Preisschwäche bei Gold nicht entziehen und fiel im Dezember ebenfalls auf ein 6-Jahrestief von weniger als 14 USD je Feinunze (Grafik 6). Das Gold-Silber-Verhältnis liegt seit Juni bei über 70, was auf eine Unterbewertung von Silber gegenüber Gold hindeutet. Dass Silber fundamental betrachtet zu niedrig notiert, zeigen auch Daten des auf Edelmetalle spezialisierten Research-Instituts Thomson Reuters GFMS von Mitte November zur Lage am globalen Silbermarkt in diesem Jahr. Demnach soll das gesamte Silberangebot im Vergleich zum Vorjahr um 3,3% auf 1.014,4 Mio. Unzen (31,5 Tsd. Tonnen) zurückgehen.

Die Minenproduktion wird kaum noch ausgeweitet und zeigt damit die schwächste Entwicklung seit 2002. Das Angebot an Altsilber sinkt der niedrigen Preise wegen das vierte Jahr in Folge. Die gesamte Silbernachfrage soll laut Thomson Reuters GFMS 2015 um 2,5% auf 1.057,1 Mio. Unzen (32,9 Tsd. Tonnen) sinken (Grafik 7). Dies ist zum einen dem Rückgang der Nachfrage von industriellen Anwendungen um insgesamt 4% auf 570,7 Mio. Unzen geschuldet.

Ein geringerer Verbrauch in der Elektronikindustrie kann durch eine nahezu rekordhohe Nachfrage aus der Photovoltaikindustrie nicht ausgeglichen werden. Zum anderen wird auch die Nachfrage aus der Schmuckindustrie um 2,5% auf 218,9 Mio. Unzen zurückgehen, was auf China zurückzuführen ist. Die Nachfrage nach Barren und Münzen wird dagegen um 1,5% auf 206,5 Mio. Unzen steigen.

Wegen der niedrigen Preise werden die Münzabsätze wohl ein Rekordhoch erreichen. Wie das Silver Institute zwischenzeitlich mitteilte, mussten die Münzanstalten in den USA, Kanada, Australien, Österreich und Großbritannien die Verkäufe von Silbermünzen wegen der außerordentlich starken Nachfrage einschränken. In manchen Regionen betrug die Wartezeit zur Auslieferung von Silbermünzen bis zu vier Wochen.

Thomson Reuters GFMS erwartet somit, dass sich am globalen Silbermarkt 2015 ein Angebotsdefizit von 42,7 Mio. Unzen (1.328 Tonnen) ergibt. Dies wäre das dritte Jahr in Folge, in dem das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleibt. Das Defizit wird etwas abgefedert durch Netto-Abflüsse aus den ETFs und der Auslieferung von börsenregistrierten Lagerbeständen. Fließen diese in die Betrachtung mit ein, halbiert sich das Defizit auf 21,3 Mio. Unzen.

Zwar geht Thomson Reuters GFMS nicht davon aus, dass das erneute Defizit dem Silberpreis kurzfristig Unterstützung geben wird. Mittel- bis langfristig sollten mehrere Defizitjahre in Folge aber dem Preis Auftrieb verleihen. Für 2016 ist mit einem weiteren Angebotsdefizit zu rechnen. Die angekündigten Einschnitte bei der Förderung von Zink- und Kupfererzen wird sich auch in einem fallenden Silberangebot bemerkbar machen, da Silber hier als Nebenprodukt anfällt.

Die Silbernachfrage sollte sich dagegen aufhellen. Insbesondere die seit Jahren stattfindende Verdrängung von Silber aus elektrischen und elektronischen Anwendungen sollte allmählich auslaufen, wie die Trendwende bei der Nachfrage aus der Photovoltaikindustrie zeigt. Mit der von uns erwarteten Preiserholung bei Gold sollte auch der Silberpreis steigen. Ähnlich wie bei Gold sollte der Großteil des Preisanstiegs in der zweiten Jahreshälfte erfolgen.

Mitte 2016 erwarten wir einen Silberpreis von 15 USD je Feinunze, Ende 2016 sollte Silber bei 17 USD je Feinunze notieren. Eine überdurchschnittliche Preisentwicklung trauen wir Silber nicht zu. Dafür ist eine stärkere Erholung der Industrienachfrage erforderlich.

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Platin und Palladium haben sich seit Jahresbeginn mehr als 30% verbilligt. Platin war Anfang Dezember mit 840 USD je Feinunze so preiswert wie zuletzt vor sieben Jahren (Grafik 8). Palladium handelte nur noch knapp über dem Ende August bei 521 USD je Feinunze verzeichneten 5-Jahrestief. Zwischenzeitlich entwickelten sich Platin und Palladium im Zuge des VW-Abgasskandals höchst unterschiedlich, so dass Palladium im Oktober gegenüber Platin auf das höchste Niveau seit Anfang 2002 stieg.

Ähnlich wie bei Silber ist die akute Preisschwäche bei Platin und Palladium fundamental kaum zu erklären. Wie aus dem Mitte November veröffentlichten Halbjahresbericht von Johnson Matthey hervorging, erwartet der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium für 2015 an beiden Märkten höhere Angebotsdefizite als noch im Mai prognostiziert. Dieses soll bei Platin 652 Tsd. Unzen und bei Palladium 427 Tsd. Unzen betragen (Grafik 9).


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