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Edelmetalle: Ausblick 2016 - Fed gibt Startschuss für bessere Zeiten

09.12.2015  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Grund hierfür sei bei Platin im Wesentlichen die Investmentnachfrage, die auf 367 Tsd. Unzen steigen soll, was vor allem auf eine starke Barrennachfrage in Japan zurückzuführen ist. Den Einfluss der Platin-ETFs sieht Johnson Matthey „neutral“, obwohl die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs bis Ende November Abflüsse von rund 300 Tsd. Unzen verzeichnet haben. Das Defizit bei Palladium soll trotz großer Abflüsse aus den ETFs zustande kommen, welche sich seit Jahresbeginn auf 650 Tsd. Unzen summieren.

Als starker Rückhalt ist bei beiden Edelmetallen die steigende Nachfrage aus der Automobilindustrie einzustufen. Diese soll bei Palladium sogar ein neues Rekordhoch erreichen. Angebotsseitig zeigen sich zwei unterschiedliche Tendenzen: Einem stark steigenden Minenangebot steht ein deutlich sinkendes Recyclingangebot gegenüber.

Das Minenangebot profitiert davon, dass sich die Produktion in Südafrika von den langwierigen Streiks im letzten Jahr erholt. Dagegen ist wegen der niedrigen Stahl- und Edelmetallpreise der Anreiz zur Verschrottung von Autos und dadurch die Wiedergewinnung der Rohmaterialien gering. Aus demselben Grund dürfte auch weniger alter Platinschmuck veräußert werden.

Auch 2016 sollte die Autoindustrie eine wesentliche Säule der Platinnachfrage bleiben. Laut Johnson Matthey wird die Nachfrage weiter zulegen, allerdings nicht mehr im selben Ausmaß wie in den letzten beiden Jahren. Die globale Produktion von Dieselfahrzeugen und schweren LKWs soll demnach um 4% bzw. 6% steigen und die Platinnachfrage demzufolge etwas stärker als die Fahrzeugproduktion zulegen. Dies ist unter anderem der Einführung der neuen Euro 6b-Abgasnorm in Europa im nächsten Jahr geschuldet, die zudem 2017 nochmals verschärft wird.

Negative Auswirkungen des VW-Abgasskandals auf die Platinnachfrage lassen sich somit nicht ausmachen. Der Ausblick für die Schmuck- und Investmentnachfrage ist dagegen laut Johnson Matthey weniger eindeutig. Demnach würden die niedrigen Preise nicht automatisch zu einer höheren Schmucknachfrage führen. Wir gehen jedoch davon aus, dass Platin gerade wegen seines hohen Preisabschlags gegenüber Gold vermehrt Nachfrage aus der Schmuckindustrie anziehen sollte.

Platin ist mittlerweile seit Mitte Januar ununterbrochen günstiger als Gold und die Preisdifferenz betrug Ende November sogar rekordhohe 230 USD je Feinunze (Grafik 10). Die starke Barrennachfrage in Japan wird sich 2016 wohl nicht mehr wiederholen, da diese in erster Linie auf den stark gefallenen Platinpreis in heimischer Währung zurückzuführen war. Dagegen könnte es in Europa und den USA wieder zu ETF-Zuflüssen kommen. Hierzu bedarf es aber nachhaltiger Preissteigerungen.

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Auf der Angebotsseite erwartet Johnson Matthey für 2016 eine stabile Minenproduktion in Südafrika, welches mit einem Anteil von 74% der mit Abstand weltgrößte Platinproduzent ist. Unseres Erachtens bestehen hier aber beträchtliche Abwärtsrisiken. Denn bei den gegenwärtigen Preisen sind große Teile der Platinproduktion trotz des schwachen Südafrikanischen Rand nicht mehr kostendeckend. So haben zum Beispiel Lonmin und Glencore bereits angekündigt, einzelne Schächte bzw. ganze Minen zu schließen, was das Angebot vermindern sollte.

Dies wiederum dürfte die einflussreiche und streiklustige Gewerkschaft AMCU nicht so ohne Weiteres hinnehmen. Zudem stehen in der südafrikanischen Platinindustrie im nächsten Jahr wieder Tarifverhandlungen an, im Zuge derer es ebenfalls zu Arbeitsniederlegungen und den damit verbundenen Angebotsausfällen kommen könnte. Dem gegenüber steht wohl ein höheres Angebot durch Recycling, da viele Autokatalysatoren zur Verwertung zur Verfügung stehen. Das Recyclingangebot dürfte aber erst bei höheren Preisen merklich zunehmen.

Bei Palladium erwartet Johnson Matthey eine insgesamt stabile bis marginal steigende Minenproduktion im nächsten Jahr. Das Angebot durch Recycling soll wie bei Platin deutlich ausgeweitet werden, wobei dies ebenfalls wohl nur bei höheren Preisen realistisch sein dürfte. Dem stehen Käufe der russischen Reservebehörde Gokhran gegenüber. Diese hatte ihre Verkäufe in den letzten Jahren deutlich reduziert und 2014 gar kein Palladium mehr verkauft. In diesem Jahr ist sie offenbar auf die Käuferseite gewechselt.

So hat sie von russischen Produzenten neben Platin auch eine Tonne Palladium zur Aufstockung ihrer Reserven gekauft. Auch im nächsten Jahr könnten deren Angaben zufolge Platinmetalle gekauft werden, was Angebot vom Markt nehmen würde. Für die Nachfrage aus der Autoindustrie, die 80% der gesamten Palladiumnachfrage ausmacht (Grafik 11), geht Johnson Matthey von einem Übergangsjahr mit nur moderatem Nachfragezuwachs aus. So soll der chinesische Automarkt im nächsten Jahr nur langsam wachsen. Und in den USA werden ab 2017 verschärfte Abgasnormen eingeführt, die erst dann zu einer höheren Nachfrage nach Palladium führen sollen.

Außerhalb der Automobilbranche soll die industrielle Nachfrage "nur" stabil bleiben, da in der Elektronikindustrie und Zahnmedizin Palladium durch andere Materialien ersetzt wird. Die Schmucknachfrage dürfte das siebte Jahr in Folge fallen und ist somit nahezu bedeutungslos.

Bei Platin erwartet Johnson Matthey für 2016 das fünfte Angebotsdefizit in Folge. Dies spricht unseres Erachtens für deutliche Preissteigerungen, insbesondere sollte es in Südafrika wieder zu Angebotsausfällen kommen und zugleich die Investmentnachfrage stärker anziehen. Ende 2016 erwarten wir einen Platinpreis von 1.100 USD je Feinunze. Wie die Marktbilanz bei Palladium im nächsten Jahr ausfällt, hängt laut Johnson Matthey maßgeblich von der Investmentnachfrage ab.

Trotz der stark gefallenen Preise schließt Johnson Matthey nicht aus, dass es in Europa und den USA zu weiteren Abflüssen aus den ETFs kommt, da viele Bestände vor 2011 bei noch niedrigeren Preisen gekauft worden seien. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass sich 2016 die hohen ETF-Abflüsse aus diesem Jahr wiederholen. Daher erwarten wir auch bei Palladium ein weiteres Jahr mit einem Angebotsdefizit. Wie bei Platin wäre dies das fünfte Defizitjahr in Folge, was den Preis unterstützen sollte. Bis Ende 2016 sehen wir einen Anstieg des Palladiumpreises auf 700 USD je Feinunze.

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