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Systemcrash? Nur eine Frage der Zeit!

23.12.2015  |  Chris Martenson
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Es ist also nicht gerade überraschend, dass wir in diesem Zusammenhang auf einen weiteren exponentiellen Chart stoßen. Diesmal handelt es sich um das Geldangebot (genauer gesagt, um die sofort verfügbare Geldmenge, die von der US-Notenbank als MZM, money of zero maturity, bezeichnet wird):

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Geld stellt eine Forderung nach Gütern oder Dienstleistungen dar, die man damit kauft. Geld an sich ist wertlos; es ist nur deshalb nützlich, weil man damit ein Auto, ein Grundstück, Lebensmittel oder medizinische Versorgung bezahlen kann. Schulden sind dagegen eine Forderung nach zukünftigem Geld. Ihre Kredite sind Ihre Schulden, die Sie tilgen, indem Sie in Zukunft Geld zurückzahlen.

Inzwischen sollten Sie darüber nachdenken, wie wichtig es ist, dass die Geldmenge und die Schulden im gleichen Tempo wachsen, wie die Menge an Gütern und Dienstleistungen. Wenn das Geldangebot langsamer zunehmen würde, gäbe es nicht mehr genug Geld und Kredite, um damit Waren zu kaufen, und die Wirtschaft würde schrumpfen.

Es ist jedoch genauso wichtig, dass die Geld- und Kreditmenge nicht schneller zunimmt, als die angebotenen Güter und Dienstleistungen, denn dann würde zu viel Geld auf zu wenige echte Dinge geboten, was einen Anstieg der Preise zur Folge hätte - Inflation.

Hier ist allerdings die Krux: Seit 1980, hat sich das Geld- und Kreditvolumen mehr als doppelt so schnell vergrößert, wie die Menge an angebotenen Gütern und Dienstleistungen. In der Wirtschaft ist viel mehr Geld im Umlauf, als es echte Dinge gibt, die man damit kaufen könnte. Schlimmer noch, das System scheint darauf angewiesen zu sein, dass die Schulden schneller steigen, als die Einnahmen (bzw. das BIP). Das ist eine mathematische Unmöglichkeit, die jeder Viertklässler erkennen würde.

Das System ist gefährlich instabil. Es wird entweder allmählich über einen längeren Zeitraum hinweg zerbröckeln oder an einem gewissen Punkt ganz plötzlich explodieren. Das ist keine Meinung, das ist Mathematik.

Die Federal Reserve hat ein Monster erschaffen und genährt. Jetzt weiß sie einfach nicht mehr, wie sie das Biest verhungern lassen soll, ohne dass es sich gegen sie wendet und dabei neben der Realwirtschaft auch gewaltigen Summen an Papier"vermögen" zerstört.

Die Fed und ihre Kollegen in den anderen Zentralbanken pumpen also mehr und mehr Geld in das System, finanzieren das immer höhere Schuldenniveau und hoffen auf einen Ausgang, der schier unmöglich ist.


Negative Realzinsen

Die Realzinsen bewegen sich derzeit weit im negativen Bereich (d. h. die Inflationsrate ist höher als die Rendite auf langfristige US-Staatsanleihen). Was noch erschreckender ist: Es sind Staatsanleihen in Höhe von mehreren Billionen Dollar im Umlauf, die tatsächlich negative nominale Rendite haben. Das bedeutet, dass Investoren die jeweiligen Regierungen noch dafür bezahlen, dass sie ihnen Geld leihen dürfen, teilweise mit Laufzeiten von bis zu sieben Jahren!

Als dieser Bericht verfasst wurde (Ende 2015), erhielten Investoren beispielsweise 980 USD zurück, wenn sie der Bundesregierung Deutschlands für fünf Jahre 1.000 USD liehen. Das ist vollkommen absurd. Oder zumindest ist es eine brandneue Spielart der Finanzmärkte und wir müssen erst noch herausfinden, wie sie sich auf die Entscheidungen und die Psychologie der Investoren auswirken wird.

Negative Zinssätze sind die erzwungene Konsequenz der manipulativen Geldpolitik der Zentralbanken. Natürlich liegt die wahre Inflationsrate mindestens 1-2% über den offiziell veröffentlichten Statistiken, daher gehe ich auch davon aus, dass die realen Anleiherendite noch viel niedriger sind, als berichtet wird.

Historisch gesehen gingen Zeiten mit negativen realen Zinssätzen fast immer einher mit unverhältnismäßig hohen Gewinnen im Rohstoffsektor, ganz besonders bei den Edelmetallen. Falls die Realzinsen eines Tages wieder positiv werden, werde ich meine Gold- und Silberinvestitionen vielleicht überdenken, aber nicht vorher. Den Rohstoffsektor hat es zuletzt schwer getroffen und die Preise sind stark eingebrochen. Die negativen Zinssätze haben diesmal also nicht die erwarteten Konsequenzen - zumindest bisher.


Gefährliche Geldpolitik

Die Geldpolitik der Industriestaaten bleibt weiterhin akkommodierender, als sie es jemals war. Selbst als Greenspan den US-Leitzins 2003 unter großem Aufsehen auf 1% senkte, lag er bezogen auf den realen Wert nicht so deutlich im negativen Bereich, wie während der darauf folgenden Amtszeit von Bernanke. Janet Yellen hat diese Strategien nun mit Hilfe ihrer internationalen Kollegen ins Extreme gesteigert und ein völlig neues Terrain betreten: Mittlerweile gibt es auch negative nominale Leitzinsen! Wie oben bereits erwähnt bedeutet das, dass die Menschen die Regierungen für das "Privileg" bezahlen, ihnen ihre Ersparnisse leihen zu dürfen.

Was mir jedoch wirklich Sorgen bereitet, ist wie aggressiv und "unkonventionell" die Federal Reserve ihre Bilanz nutzt, um insolvente Banken zu stützen und überschüssige Staatsschulden zu absorbieren. Diese schier endlosen Maßnahmen werden immer stärker ausgeweitet und scheinen bereits zu einem integralen Bestandteil der Wirtschafts- und Finanzwelt geworden zu sein. Auch in Europa erhöht die Europäische Zentralbank ihre Bilanz immer weiter.

In Japan haben wir Premierminister Abes ultra-aggressiven Plan, die Geldbasis innerhalb von nur zwei Jahren zu verdoppeln. Währungsexperimente von so gewaltigem Ausmaß wurden noch nie zuvor gewagt. All jene, die ihr Vermögen zum Großteil an den Finanzmärkten investiert haben, wetten praktisch darauf, dass diese Experimente genau die gewünschten Ergebnisse liefern werden. Welcher Mensch, der noch bei Verstand ist, würde das erwarten?



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