Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zinsschritt der Fed - unbedeutend und weitreichend zugleich

20.12.2015  |  Klaus Singer
Die Fed hat den Zielbereich für die Fed Funds Rate um 25 Basispunkte auf 0,25% bis 0,50% angehoben, die erste Steigerung seit neun Jahren. Zur Begründung wird auf die deutliche Verbesserung im Arbeitsmarkt und den "positiven“ Inflationsausblick verwiesen. Die Entscheidung war lange vorbereitet worden und ist demzufolge alles andere als eine Überraschung. Die Finanzmärkte, resp. Aktien feierten sie gebührlich. Aber schon einen Tag später kam der Kater und der S&P 500 findet sich jetzt da wieder, von wo er einige Tage zuvor gestartet war.

Die Überschussreserven des US-Finanzsystems lagen vor der Finanzkrise bei rund 60 Mrd. Dollar, jetzt kommen sie auf 2,6 Bill. Dollar. Zum großen Teil ist das von der Fed geschaffenes Geld, das zum Kauf von Anleihen eingesetzt wurde (QE). Normalerweise fließen Überschussreserven per Kreditvergabe in die Wirtschaft. Das geschah jedoch nicht, weil die Fed Ende 2008 begonnen hat, die Überschussguthaben (Interest Rate On Excess Reserves - IOER) und die Mindestreserveguthaben (Interest Rate on Required Reserves - IORR) zu verzinsen - mit jeweils 0,25%.

Gleichzeitig haben es die Banken mit so viel Cash im Hintergrund kaum nötig, sich untereinander oder bei der Fed Geld zu leihen. Und wenn, dann konnte eine Bank bei der Fed ein Darlehen mit einem Zins von etwa 0,15% bekommen. Für eine US-Bank gab es unter diesen Bedingungen wenig Anreiz, ihre Überschussguthaben an andere Banken zu verleihen.

Die Fed hat jetzt gleichzeitig die Verzinsung der beiden Arten von Reserveguthaben von 0,25% auf 0,5% hoch gesetzt. Während sich die Banken früher nach einem Zinsschritt gegenseitig die höheren Zinsen gezahlt haben, zahlt nun die Fed jährlich etwa 10,5 Mrd. Dollar an die Banken.

Der Zinssatz für Repo-Geschäfte wurde ebenfalls in den Bereich 0,25 bis 0,5% angehoben. Weil Banken ihre Überschussguthaben mit 0,5% verzinst bekommen, werden sie ihre Überschussguthaben weiterhin nicht im Geldmarkt anbieten. Sie werden sie an die Fed verleihen und im Gegenzug dafür zeitweilig Wertpapiere von der Fed übernehmen. Der Geldmarktzins im US-Interbankenmarkt hat somit nun eine Untergrenze bei 0,25%, auch wenn es kaum noch einen Geldmarkt gibt.

Schließlich erklärte die Fed-Chefin in epischer Breite, wie es mit den Leitzinsen in den USA weitergeht. Sie sollen nur dann maßvoll weiter steigen, wenn die makroökonomischen Daten dies auch rechtfertigen. Dabei kommt es weiterhin besonders auf die Beschäftigung und die Inflation an. Der Fed-Konsensus sieht die Leitzinsen per Ende 2016 bei knapp 1,5%.

Die Renditen zweijähriger US-Treasurys sind ein recht guter Vorläufer für die Leitzinsen. Sie notieren gegenwärtig bei 1%, das Fed Funds Target liegt aktuell bei 0,375% (Mitte des Zielbereichs). Tom McClellan sieht damit die Fed weiterhin dem Geschehen hinterherlaufen.

Open in new window

Wie der Chart zeigt, traten Preisblasen bei Assets immer dann auf, wenn die Differenz zwischen beiden deutlich positiv war. Das war und ist weiterhin der Fall. Von dieser Seite her könnte die Blasenbildung also noch weitergehen, der Zinsschritt ändert daran nicht viel.

Ungemach droht von anderer Seite.

(1) Mit dem Zinsschritt wird der Dollar im Prinzip attraktiver. Das dürfte vor allem den Yuan tangieren. Die chinesische Währung ist seit Anfang 2014 gegen Dollar unter Druck, seit Ende Oktober wieder beschleunigt. Das macht zwar chinesische Produkte wettbewerbsfähiger, ist zugleich aber Zeichen von Kapitalabwanderung, die sich mit sinkendem Yuan-Wert weiter verstärken dürfte (Chartquelle). Dem steuert die chinesische Regierung durch Verkauf von Währungsreserven, v.a. US-Staatsanleihen entgegen. Seit dem zweiten Quartal 2014 haben sich die Reserven (ohne Gold) von 4 Bill. Dollar auf unter 3,6 Bill. Dollar ermäßigt. Dies erzeugt auch Aufwertungsdruck auf die langfristigen US-Zinsen.

Open in new window

Gleichzeitig mehren sich zuletzt beim Yen Anzeichen von Stärke, und zwar seit Jahresanfang gegen Euro und seit kurzem auch gegen Dollar. Woher diese kommt, sei zunächst dahingestellt. Wenn sie aber Bestand hat, würde das bedeuten, dass sich das Währungsverhältnis Euro/Dollar nicht notwendigerweise weiter abschwächt (trotz höherer Attraktivität des Dollar - Zinsdifferential). (Zur Erklärung: Euro/Dollar lässt sich auch als Quotient aus Euro/Yen und Dollar/Yen formulieren.)

Open in new window

Insgesamt sind die Vorgänge bei Währungen ein Indiz dafür, dass sich die internationalen "Gleichgewichte“ neu justieren. Der US-Zinsschritt bestärkt diese Tendenz, mehr nicht. Seit den frühen 2000er Jahren fallen kontraktive Phasen an den Finanzmärkten häufig mit gleichzeiger Schwäche bei den Yen-Währungspaaren zusammen. Abgesehen davon ist Yen-Stärke ist nicht unbedingt das, was sich die Wahnsinnstruppe um Ministerpräsident Abé erträumt und so darf man gespannt sein, was man sich dort als nächstes einfallen lässt. Versuchen sie eine neue Runde im Abwertungswettlauf?


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"