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Prof. Fekete über Gold und die Schuldengesellschaft

22.12.2015  |  Claudio Grass
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Ein Termin für das geplante Treffen wurde vereinbart, doch einen Tag davor erhielt Mr. Dannemeyers Büro einen Anruf aus dem Finanzministerium, das Treffen müsse aufgrund anderer "dringender Angelegenheiten" verschoben werden. Man einigte sich also auf einen neuen Termin, der ebenfalls einen Tag zuvor abgesagt wurde. Das wiederholte sich mehrere Male. Mir wurde klar, dass das Finanzministerium ungeachtet der Wünsche des Präsidenten nicht die Absicht hatte, Mr. Dannemeyers Vorschlag ernstzunehmen.

Es ist nicht bekannt, ob Präsident George Bush jemals bewusst wurde, dass er von seinem Finanzminister hintergangen wurde. Ich entschied mich also, meine Sachen zu packen und an die Universität zurückzukehren, um meine Lehrtätigkeit wieder aufzunehmen. Ich tat, was ich konnte. Ich kann eine Ziegelwand nicht mit meinen bloßen Händen einreißen. Doch die Geschichte endet mit einer interessanten Wendung.

Global Gold: Genau, danach wollten wir ebenfalls fragen. 1989 begab sich Alan Greenspan, der Vorstandsvorsitzende der Federal Reserve, verblüffenderweise nach Moskau, um der sowjetischen Führung die Refinanzierung ihrer Auslandsschulden durch die Ausgabe von Goldanleihen vorzuschlagen, mit der sie den kurz bevorstehenden Kollaps der inländischen Wirtschaft vermeiden könne. Glauben Sie, dass Greenspans Vorschlag, wäre er angenommen worden, den Zerfall der Sowjetunion zwei Jahre später hätte verhindern können?

Prof. Fekete: Es ist nicht bekannt, ob Mr. Greenspan mit der Goldanleihen-Initiative von Mr. Dannemeyer vertraut war. Doch wie dem auch sei - er ist ein intelligenter Mann und besitzt mit Sicherheit ein umfangreiches Wissen über Gold. Es ist durchaus möglich, dass man auf oberster Ebene entschieden hatte, dass der Zerfall der Sowjetunion nicht im Interesse der USA ist und dass Greenspan der festen Überzeugung war, das Land könne dies durch die Finanzierung neuer Kredite mit Hilfe von Goldanleihen vermeiden. Es ist charakteristisch für das doppelte Spiel dieses Mannes, dass er nicht an die Öffentlichkeit trat und verkündete: "Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig."

Ich denke durchaus, dass es den Laufe der Geschichte geändert hätte, wenn die Sowjetunion 1989 Goldanleihen herausgegeben hätte. Stattdessen mussten die Finanzmärkte 56 Jahre lang, zwischen 1933 und 1989, ohne Goldanleihen auskommen und auf Seiten der Versicherungsunternehmen, Rentenfonds und anderer Finanzinstitutionen hatte sich eine enorme Nachfrage aufgestaut. Gold ist das ultimative Mittel zum Tilgen von Schulden und kann in dieser Funktion durch nichts ersetzt werden. Ganz besonders die nicht einlösbaren Währungen werden sich in dieser Hinsicht nie mit Gold messen können.

Andere Länder haben erfolgreich Goldanleihen herausgegeben und sich die latente Nachfrage danach zu Nutze gemacht. Doch in den USA behielt sich das Finanzministerium ein Vetorecht über solche Pläne vor. Wenn sie umgesetzt worden wären, hätte das in Washington aufgrund des Vertrauensbruchs mit den Gläubigern zwischen 1933 und 1971 für Unbehagen gesorgt.

Wenn es der Sowjetunion gelungen wäre, die Goldanleihen erfolgreich in Umlauf zu setzen und die sowjetischen Behörden diesen Mechanismus ohne Zahlungsausfälle hätten weiterlaufen lassen, dann hätte diese Ausweitung der Perestroika auf die Wirtschaft dem "Reich des Bösen" meiner Meinung nach die Haut gerettet. Zudem hätte das damit geschaffene Beispiel die Weltwirtschaft vor der Katastrophe gerettet, die der Zusammenbruch des internationalen Währungssystems auslösen wird.

Global Gold: Lässt sich das Gleiche auch hinsichtlich der globalen Finanzkrise sagen? Hätten wir die finanziellen Turbulenzen von 2007/2008 vermeiden können, oder musste das Finanzsystem diese lähmende Krise durchleiden, ganz gleich, was die Politiker tun konnten oder wollten?

Prof. Fekete: Das Problem bestand im Jahr 2007 darin, dass der Welt langsam bewusst geworden war, dass das amerikanische Bankensystem bankrott war. Grund dafür war zum Teil die bewusste Lockerung der Anforderungen an die Mindestreserven, die die Banken vorhalten müssen. In ihren Bilanzen untertrieben die Banken ihre Verbindlichkeiten stark und bewerteten ihre Aktiva viel zu hoch. Die verschiedenen Derivate, die als Absicherung gegen einen Einbruch der Anleihen herausgegeben wurden, spiegelten wider, dass im amerikanischen Bankensektor vieles im Argen lag und die Absicherungskosten schossen in die Höhe. Das war das Signal für die große Finanzkrise.

Global Gold: 2011 schrieben Sie einen offenen Brief an den texanischen Kongressabgeordneten Dr. Ron Paul mit dem Titel: "Lassen Sie nicht zu, dass Bernanke die US-Wirtschaft mit seinem QE-Experiment ruiniert!" Einige Analysten und Ökonomen argumentieren aufgrund kürzlich veröffentlichter Daten, dass die sich die Wirtschaftslage dank der erfolgreichen Durchführung der QE-Maßnahmen verbessert habe. Was würden Sie ihnen antworten?

Prof. Fekete: Die aufeinanderfolgenden Geldmengenausweitungen haben zur Verschlechterung der Wirtschaft geführt, nicht zu ihrer Verbesserung. Die Spekulanten an den Anleihemärkten bekamen kräftigen Rückenwind, der ihnen dabei half, die Anleihekurse nach oben zu treiben. Die Zinssätze wurden weiter nach unten gedrückt und noch mehr Kapital wurde zerstört. Die Krise hat sich zugespitzt. QE half den Spekulanten, beim Wettlauf um die Anleihekäufe vor der Fed zu bleiben und so risikofreie Profite zu kassieren.

Global Gold: In einem Artikel zu den europäischen Währungen, den Sie vor ein paar Jahren veröffentlicht haben, machten Sie einige interessante Vorschläge. Europa versinkt derzeit in einer massiven Schuldenkrise, die neben Griechenland auch andere wichtige Länder betrifft. Gibt es Ihrer Meinung nach einen Ausweg aus dieser Zwickmühle?

Prof. Fekete: Ich glaube fest daran, dass es den gibt. Alle europäischen Banken müssen auf der Grundlage von Gold rekapitalisiert werden. Bankenkapital in Form von nicht einlösbaren Anleihen ist Treibsand, auf dem sich kein stabiles Finanzsystem errichten lässt.

Global Gold: Am anderen Ende der Welt häufen Russland, China und Indien gewaltige Mengen an physischem Gold an. Glauben Sie, dass diese Länder auf einen Goldstandard hinarbeiten?

Prof. Fekete: Nein, ich denke nicht. Der Goldstandard ist für diese Staaten wie Weihwasser für den Teufel. Ihre Regierungen sind durch und durch sozialistisch. Sozialisten haben für den Goldstandard nichts übrig, denn ein echter Goldstandard verpflichtet Banken und Regierungen gleichermaßen, ihre Verbindlichkeiten in Gold zu begleichen.


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