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Rick Rule über Gold, gute Investments und den Bergbausektor

07.01.2016  |  The Gold Report
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Dieser Wettbewerbsvorteil könnte sich noch eine Weile fortsetzen, denn wir können derzeit kurz- und mittelfristig keine Anzeichen von Stärke beim Australischen Dollar erkennen. Zudem ist auch die Eisenerz- und Kohleindustrie, die mit dem Goldsektor im direkten Wettstreit um Arbeitskräfte steht, schon seit Längerem unter Druck geraten. Die Kosten, auch wenn sie in Australischen Dollar beziffert sind, werden daher wohl nicht mehr so stark steigen.

Dazu kommt noch, dass der australische Markt unserer Ansicht nach ehrlicher ist, als der Markt in Kanada oder London. In Nordamerika und Europa konzentriert sich die Bergbauindustrie in zunehmendem Maße auf die Wertpapiermärkte. Das Nutzenversprechen lautet dort, dass man Steine zu Aktien und Aktien zu Geld macht. In Australien geht man das Geschäft noch auf eine direktere Art an. Wir haben den Eindruck, dass man dort mit dem Bergbau Geld verdienen möchte und erwartet, dass der Aktienkurs schon allein zurechtkommen wird. In unseren Augen stellt das einen Wettbewerbsvorteil dar, der noch fünf oder sechs Jahre lang Bestand haben wird, während der Bergbausektor in Nordamerika und Europa seine Erwartungen überdenkt.


The Gold Report: Der Wert der kanadischen Bergbauaktien ist innerhalb der letzten drei Jahre stark eingebrochen. Wenn das die Managements der Unternehmen noch nicht dazu gebracht hat, sich darauf zu konzentrieren, jetzt Geld zu verdienen, was könnte dann deren Einstellung ändern?

Rick Rule: Der Bankrott, hoffentlich. An der TSX Venture Exchange sind derzeit 500 bis 600 Zombie-Unternehmen mit negativem Arbeitskapital gelistet. Bergbau ist ein sehr kapitalintensives Geschäftsfeld, doch diese Unternehmen haben kein Kapital. Sie sind daher auch nicht wirklich im Geschäft. Diese Minengesellschaften müssen pleite gehen. Es ist natürlich hart, das gegenüber den Investoren auszusprechen, die die entsprechenden Aktien besitzen, und noch mehr gegenüber den Angestellten dieser Unternehmen, aber es ist unvermeidlich.


The Gold Report: Ich würde Sie gern noch nach Ihrer Meinung zu etwas fragen, das kürzlich in der Athabasca-Region geschehen ist. Das chinesische Unternehmen CGN Mining Co. Ltd. hat Fission Uranium Corp. (TSX: FCU) 82 Mio. Dollar zur Verfügung gestellt. War das eine positive Entwicklung für das Unternehmen und die kanadische Bergbauindustrie im Allgemeinen?

Rick Rule: Fission Uranium hat etwas ganz Ungewöhnliches getan - es hat einen Mehrwert geschaffen. Das Unternehmen hat offenbar eine erstklassige Uran-Lagerstätte entdeckt. Der Markt hat sich jedoch nur auf die kurzfristige Entwicklung der Aktienkurse konzentriert und den Wert nicht angemessen geschätzt. Doch ein chinesischer Investor, dem bewusst ist, dass sich die aktuelle Preisschwäche am Uranmarkt nicht langfristig fortsetzen kann und der sich eine zuverlässige Quelle sichern wollte, bot eine substantielle Prämie gegenüber dem Marktpreis und stellte dem Unternehmen damit genügend Arbeitskapital zur Verfügung, um das Projekt zu entwickeln.

Hieraus können wir gleich mehrere aufschlussreiche Lehren ziehen. Erstens, in sehr guten oder sehr schlechten Zeiten gelingt es dem Markt meist nicht, den Wert eines Assets vernünftig einzuschätzen. Wenn die Marktlage sehr gut ist, neigen Investoren dazu, Reserven, Ressourcen, Unternehmensgeschichten und -potentiale überzubewerten und in sehr schlechten Zeiten messen sie den gleichen Faktoren einen zu geringen Wert bei.

Zweitens sind die Zeiträume, auf die Investoren und vor allem Spekulanten sich beschränken, ziemlich lächerlich. Es wird wahrscheinlich fünf Jahre dauern, bis im südwestlichen Teil des Athabasca-Basins hinsichtlich des Kapitalwertes der dortigen Ressourcen genügend Sicherheit herrscht, um sie angemessen bewerten zu können. Viele Anleger scheuen sich jedoch schon davor, ihre Aktien über ein langes Wochenende hinweg zu halten und ihre Erwartungen an die Kursentwicklung sind schlicht unrealistisch.

In dem chinesischen Unternehmen war man sich dagegen bewusst, dass die Baisse am Uranmarkt nur vorübergehend ist, denn das Unternehmen wusste, wie viel es selbst brauchen wird. Der Unternehmensleitung war klar, dass sie einen Anteil an einer erstklassigen Uran-Lagerstätte zu einem Preis erwerben konnte, der zwar über dem aktuellen Marktpreis lag, im Vergleich zum geschätzten tatsächlichen Kapitalwert jedoch ein echtes Schnäppchen war.

Für alle Beteiligten ist das eine echte Win-Win-Situation. Ich denke nicht, dass der kanadische Staat den Chinesen instinktiv mit dem gleichen Misstrauen begegnet wie die Amerikaner. Wenn man in Westkanada lebt, zum Beispiel in Vancouver, dann hat man die Realität der chinesischen Investitionen täglich vor Augen. Man muss sich nur die Preise für Immobilien und Eigentumswohnungen anschauen. Ich denke, die kanadischen Investoren und Wähler sind viel weniger ethnozentrisch als ihre südlichen Nachbarn.


The Gold Report: Werden in Zukunft mehr solcher Übereinkommen geschlossen werden, wenn andere große Investoren die Vorteile erkennen?

Rick Rule: Ich glaube, dass es zu wenige qualitativ hochwertige Projekte gibt. Die Möglichkeiten für vorausschauende Investoren sind also viel begrenzter, als die Bergbauindustrie uns glauben machen möchte. Der tatsächliche Marktwert einiger ausgewählter Projekte ist meiner Meinung nach aber wirklich großartig. Ja, ich denke es wird mehr solcher Transaktionen geben.


The Gold Report: Ende Januar werden Sie auf der Vancouver Resource Investment Conference sprechen. Was sollten die Investoren von dieser Konferenz mitnehmen?

Rick Rule: Da die Konferenz in Vancouver stattfindet, ist es leicht und günstig für die Unternehmen, dort auszustellen. Ich hoffe vor allem, dass den Anlegern bewusst wird, dass die Argumente für Rohstoffe und Edelmetalle heute noch mehr Gültigkeit besitzen als 2011. Nur der Preis hat sich geändert. Die Investoren sollten sich klarmachen, dass ein Markt, der nominell um 88% und in realen Werten um 90% eingebrochen ist, heute genau 90% attraktiver ist, als damals. Die Marktteilnehmer machten damals den Fehler, Assets überzubewerten. Jetzt machen sie den Fehler, sie unterzubewerten.

Es ist jedoch wichtig, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Die Wahrheit ist, dass Sie Ihre Erwartungen dämpfen und fantastische Geschichten an der harten Realität messen müssen, indem sie gründliche Recherchen durchführen - im Gegensatz zum Großteil der Anleger. Auf der Konferenz werden Sie die Möglichkeit haben, mehr über die Bewertungen an den Aktienmärkten zu lernen, wenn Sie aufgeschlossen sind und bereit, zu arbeiten und Ihre Kenntnisse zu erweitern.

Sie haben auch die Möglichkeit, Ihr neues Wissen direkt in Echtzeit anzuwenden, denn es werden auch 200 Aussteller vor Ort sein. Die Konferenz stellt also eine wunderbare Gelegenheit hat für alle dar, die arbeiten möchten, statt nur unterhalten zu werden.


The Gold Report: Vielen Dank, dass Sie Ihre Einblicke mit uns geteilt haben.


© Karen Roche
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 04. Januar 2016 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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