Silber wird stärker performen als Gold
16.01.2016 | Martina Fischer
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Auf der Nachfrageseite für Platin nehmen Autokatalysatoren den größten Teil ein: 42% des gesamten Angebots wurde durchschnittlich in den letzten drei Jahren dort konsumiert. Wesentliche Rolle für den Platin Verbrauch spielt die Einhaltung der Euro 6 Norm seit September 2015. Leichtes Wachstum, welches von verschiedenen Experten gleichermaßen prognostiziert wird, wird den Markt stützen. Bei der Schmucknachfrage, die immerhin 37,5% des Platin Angebots der letzten 3 Jahre ausmachte, dominieren China und Indien. Hier wird der indische Markt zu einem begrenzten Teil die schwächelnde chinesische Nachfrage auffangen können. Aus verschiedenen Industrien wie Glas, Chemie und Elektronik sind weitere Wachstumsimpulse für die Nachfrage zu er-warten, wenn die globale Konjunktur wieder etwas anzieht.
Zu erwarten sind im laufenden Jahr weiter niedrigere Preise und ein allgemein schlechtes Sentiment in den Commodities. Sollte Platin aufgrund des starken USD weiter fallen, rückt die Marke von 800 USD auf jeden Fall in den Fokus. Nichtsdestotrotz werden die niedrigen Preise im Laufe des Jahres 2016 einen Anreiz bieten, die Short-Positionen einzudecken und Long-Positionen einzugehen bzw. vor allem die Automobilindustrie die Gunst der Stunde nutzen, sich längerfristig einzudecken. Für das erste Halbjahr 2016 erwarten wir für Platin eine Bandbreite von 750 $/oz bis 1.025 $/oz, im Durchschnitt 890 $/oz.
"Metall der Stunde" enttäuschte im Jahresverlauf
Palladiumpreis wartet aktuell auf neue Impulse nach oben
Nach den hohen Erwartungen, die dem turbulenten Streikjahr 2014 in Südafrika folgten, in dem Palladium generell als das "Metall der Stunde" galt, enttäuschte das Metall im letzten Jahr auf ganzer Linie und verlor offenbar seine Unterstützer: Anfang 2015 konnte Palladium sich über 725 $/oz halten und handelte im März bei Jahreshöchstkursen von 835 $/oz. Schwammprämien von mehr als 10 $/oz wurden zu Spitzenzeiten bezahlt.
Mitte Juni durchbrach das Metall die 725 $/oz Marke und fiel kontinuierlich bis auf einen Tiefstand von 518 $/oz. Richtig erholen konnte sich das Metall bis Ende des Jahres nicht und bewegte sich nach kurzem Aufwärtstrend, seit November nur noch im Bereich 525 - 570 $/oz. Auch der VW Skandal konnte nur kurzfristig für Aufschwung sorgen. Man vermutete, dass Palladium jetzt stärker in den Fokus der Autobauer rückt und demzufolge auch wieder an Aufschwung gewinnen würde. Dies war aber bis Ende des letzten Jahres nicht der Fall.
In der Minen-industrie kam es analog zu Platin zu einer Erholung der Fördermengen, was für die kommenden Monate Preiserholungen limitieren dürfte. Zu verzeichnen ist außerdem eine Zurückhaltung der Verbraucher trotz massivem Preisrückgang seit Mitte des Jahres. Es ist somit fraglich, wann der Boden erreicht ist und der Verbrauch von Palladium wieder anspringt.
Im Automobilbereich wird sich das Wachstum fortsetzen. Aus China erwarten wir jedoch keine nachhaltigen Nachfrage-Impulse. Aufgrund der generell schwachen Entwicklung in den Rohstoffmärkten sehen wir nur begrenztes Potenzial für Investorennachfrage. Das sich fortsetzende Angebotsdefizit für Palladium, das sich aus jährlicher Neuproduktion und Verbrauch ergibt, dürfte sich mittel- bis langfristig wieder stützend auf die Preisentwicklung auswirken.
Aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwellenländern, die sich noch für eine Weile fortsetzen dürfte, erwarten wir allerdings keine schnelle Trendumkehr. Wir sehen daher für 2016 eine Bandbreite mit einem Tiefstkurs von 450 $/oz und einem Höchstkurs von 650 $/oz bei einem Durchschnitt von 550 $/oz.
Rhodium in 2015 mit höchstem Wertverlust der Edelmetalle
Ruthenium mit wenig Bewegung, Iridium mit moderaten Änderungen
Rhodium war im Jahr 2015 der große Verlierer der Edelmetalle. Und dies ist sicher, unter Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, eher überraschend.
Das Metall hat allerdings im Vergleich zu den anderen Edelmetallen eine große Besonderheit: Die Abhängigkeit von der Autoindustrie ist nach wie vor extrem groß, da diese für die Herstellung von Autoabgaskatalysatoren mehr Rhodium benötigt, als die Minen produzieren. Der große Puffer ist bei dem Metall das Recycling, das inzwischen ca. 30% des Gesamtangebots darstellt.
Daher ist auch nur schwer nachzuvollziehen, dass Rhodium im Jahr 2015 fast 50% seines Wertes verloren hat. Der höchstgehandelte Preis von 1.250 $/oz war Anfang Januar zu verzeichnen, der Tiefstand von 650 $/oz wurde Ende Dezember erreicht. Folglich hat Rhodium, von einigen kurzen Ausnahmen abgesehen, stetig an Wert verloren.
Das ist zu einem damit zu begründen, dass Rhodium kein großes Vertrauen bei den Investoren mehr hatte und diese das Zünglein an der Waage darstellten. Zum anderen wirkte die sehr aktive Eigenvermarktung der großen Minen auch nicht gerade vertrauensfördernd für die Verbraucher. Der 5-Jahresdurchschnitt liegt bei 1.300 $/oz und somit noch über dem erstgehandelten Preis des Gesamtjahres.
Ausblickend für die ersten 6 Monate von 2016 können wir uns eine Handelsrange von 500 - 750 $/oz vorstellen. Auf dem tiefen Preis lässt die Attraktivität zum Recyceln natürlich deutlich nach und somit sinkt auch bei geringerem Angebot der Druck auf den Preis. Für etwas Unterstützung könnte auch ein neu aufgelegter ETF einer großen Bank sorgen. Da wir langfristig gesehen auf einem 12,5 Jahrestief handeln, wäre es durchaus denkbar, dass Investoren dies als attraktiven Einstieg sehen.
Die robuste Automobilindustrie und die immer noch gute Nachfrage aus der Chemie- und Glasindustrie nährt auch Hoffnung, dass der Boden beim Preis bald gefunden sein sollte. Die Minenindustrie hat sicher eines der schwersten Jahre überhaupt hinter sich. Auch hier wird alles getan, um dem Preisverfall, zum Teil leider auch mit unerfreulichen Maßnahmen, Einhalt zu gebieten.
Ruthenium ist in 2015 leider ebenso kein Metall, welches mit positiven Nachrichten aufwarten kann.
Auch hier ist die Abhängigkeit von einer Industrie - in diesem Fall der Elektronikindustrie - maßgeblich. Die immer besser werdenden Prozesse beim Recyceln haben bei dieser Anwendung Metall freigesetzt, obwohl die Nachfrage nach wie vor sehr hoch ist, da immer mehr Daten gespeichert werden (müssen). Andere Industrien, die Ruthenium anwenden, wie z.B. die Chemie und Elektrochemie sind robust, aber leider sind die Mengen zu gering, um großen Einfluss auf den Preis auszuüben.
Die Preiskurve war analog zu Rhodium: Der höchste Preis (60 $/oz) war Anfang des Jahres und der tiefste (42 $/oz) am Ende. Leider sehen wir für die kommenden Monate kaum Bewegung und wenig Potenzial. Die Spanne sehen wir in einem engen Band von 32 - 47 $/oz.
Iridium war als einziges der "kleinen" PGM’s etwas volatiler beim Preis, allerdings waren die absoluten Veränderungen auch eher moderat. Höchstpreis bei 580 $/oz und Tiefstpreis bei 500 $/oz. Beim kleinsten aller Edelmetalle sind die Anwendungen aber am breitesten gestreut. Chemie- und Elektrochemie, Zündkerzen, Medizintechnik und Tiegel für die Halbleiterindustrie sind die großen Verbraucher, bzw. Anwender von Iridium. Auch hier gehen wir von weiter stabilem Bedarf aus.
Wir sehen für die Zukunft keine großen Veränderungen, was das Angebot oder die Nachfrage betrifft. Auch hier gehen wir von weiter stabilem Bedarf aus. Ausblickend sehen wir daher eine Preisspanne von 490 - 570 $/oz für die nächsten 6 Monate.
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