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Problem Altersvorsorge

08.06.2006  |  Walter K. Eichelburg
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Es ist besonders für Angestellte, die es nicht gewohnt sind, in wirtschaftlichen Dingen selbständige Entscheidungen zu treffen, enorm schwierig. Zum Glück ist es nicht notwendig, diese Entscheidungen perfekt zu treffen. Wenn es ungefähr richtig ist, ist der Erfolg auch schon beachtlich. Aber man muss in der Lage sein, diese Entscheidungen zu treffen. Leider wurde der Grossteil der Bevölkerung so negativ beeinflusst, daß er kaum Kapital hat, um überhaupt eine eigene Altersvorsorge aufzubauen. Es wird alles ausgegeben und noch verschuldet. 80% leben "von der Hand in den Mund", d.h. sie haben keine Reserven. Oder anders gesagt, der Staat, die Umwelt und die Werbung ziehen ihnen alles Geld heraus, das sie verdienen. Für diese 80% ist die primäre Regel: zuerst die Schulden weg.

Ich möchte hier noch auf das Buch "Generation Gold. Edelmetalle: Relikte oder perfekte Altersvorsorge" von Jürgen Müller eingehen, das den ganzen Komplex Edelmetalle behandelt und sich auch auf die Altersvorsorge damit bezieht.

Man muss sich selbst informieren, wenn man im Alter eine "goldene Nase" haben will. Es versteht sich wohl von selbst, dass man eine solche Altersvorsorge nicht "Tradet". Man soll drinnen bleiben, bis der Trend vorbei ist.


Kostensteigerungen

Ein wesentlicher Faktor in Westeuropa mit der niedrigen Kinderzahl wird allgemein verschwiegen. Von "Experten" wird immer vorgerechnet, dass die staatlichen Vorsorgesysteme auf Grund der demographischen Entwicklung kollabieren, weil immer weniger Erwerbstätige immer mehr Ruheständler erhalten müssen.

Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist die Tatsache, dass die nun anschwellende Zahl der Ruheständler und besonders der pflegebedürftigen Personen die Kosten dieser Pflegedienste in die Höhe treiben wird. Alles was stark nachgefragt wird, wird einfach teurer. So ist es bereits heute schwierig, genügend Pflegepersonal zu bekommen. Die Leistungen müssen in Zukunft zum dann gezahlten Preis erbracht werden.

John Mauldin beschreibt es in mehreren Artikeln sehr gut aus US-Sicht. Besonders bemerkenswert ist "Blame it on Demographics", wo er auch dieses Phänomen beschreibt.

Egal, welches System in 20 Jahren noch existiert und wie gut man selbst vorgesorgt hat, allein die große Zahl von sehr alten und pflegebedürftigen Personen wird das System extrem teuer machen.


Länger arbeiten

Seit ca. 1980 leistet sich Westeuropa einen Luxus der besonders schädlichen Art: Frühpensionierungen. Einfach als besonders "elegante" Methode erfunden, in Betrieben mit Kündigungsschutz, die Personal abbauen mussten: Man hat man zuerst alle Leute mit 60, dann 55, später oft mit 50 Jahren in den Ruhestand geschickt. Besonders im staatlichen und staatsnahen Bereich war das üblich. In der Zwischenzeit ist das in Großbetrieben jeglicher Art üblich geworden. In einigen Ländern wie Griechenland oder Italien arbeitet kaum noch jemand über 55 Jahre. Versucht eine Regierung das zu ändern, dann gibt es gleich Generalstreiks.

Ich habe darüber bereits in dem Artikel "Realitätsverweigerung" geschrieben. Mit diesen Frühpensionierungen geht gleichzeitig unersetzliche Erfahrung verloren. Das spielt offenbar im Zeitalter der (Financial-) MBAs mit ihren Powerpoint-Präsentationen keine Rolle.

Ein besonders absurdes Beispiel sind die großen Business-Consulting-Firmen. Die sollten eigentlich besonders erfahrenes Personal haben, da sie strategische Beratung machen. Das Gegenteil ist aber der Fall wie "Rip-Off! The Scandalous Inside Story of the Management Consulting Money Machine" und ähnliche Bücher beschreiben. Es werden ganz im Gegenteil junge Betriebswirtschaftler, wenn möglich mit einem Master of Business Administration (MBA), direkt von der Universität eingestellt. Warum? damit sie den höheren Etagen wie den "Partnern" keine direkte Konkurrenz machen. Selbst diese werden in einem bestimmten Alter hinausgedrängt, um neuen Aspiranten Platz zu machen und diese zu motivieren. Also, interne Karriere-Überlegungen allein bestimmen die Personalpolitik, und nicht Effizienz. Man kann annehmen, dass es in vielen Großbetrieben genauso ist.

Ein weiteres gutes Beispiel für die "Effizienz" von Frühpensionierungen findet sich hier: "Ein Personalchef packt aus".

Sobald in nächster Zeit die Zinsen hochschnellen werden, weil die Zentralbanken ihre Währungen real gegen Gold verteidigen müssen, und daher die gefürchteten Cross-Defaults im Finanzsystem eintreten, werden sich die Staaten ihre heutigen, üppigen Alterssicherungssysteme nicht mehr leisten können. Dann werden auch Generalstreiks nicht mehr helfen, sondern die Bonität des betroffenen Landes noch schwächen. Zuerst wird es sicher die PIGS im Euro-System (Italien, etc.) treffen. Sobald auch die Triple-A Ratings der "guten" Euro-Staaten weg sind, werden auch hier drastische Reformen in der Altersversorgung notwendig. Diese werden dann nicht mehr von den Wählern, sondern von den Kapitalmärkten diktiert - die Kehrseite der hohen Verschuldung. Das kann sehr schnell gehen. Seit der letzten Krise 2002 hat man durch eine massive Reflation die Probleme unterdrückt, jetzt geht es aber um das Ganze - die Glaubwürdigkeit des Fiat-Money-Systems insgesamt - das hat man mit der Reflation aufs Spiel gesetzt.

Also, die Devise wird lauten: so lange wie möglich zu arbeiten


Um die nötigen Arbeitsplätze zu schaffen, sind reale Einkommenssenkungen und ein massiver Abbau der Soziallasten und des Kündigungsschutzes sowie der Bürokratie notwendig. Sonst gibt es die nicht. Sorry, Politiker, eure Staatsschiffe kommen bald in wirklich rauhe See. Was war 1992 in Skandivaien?

In den meisten westeuropäischen Ländern wird durch Frühpensionierungen und durch Bürokratie sowie durch hohe Soziallasten verursachte Arbeitslosigkeit die Pensionslast auf immer weniger Erwerbstätige verteilt, was wieder mehr Kosten und damit Arbeitslosigkeit verursacht. Die Politiker sind nicht in der Lage, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, nur die Finanzmärkte können es, indem sie das Geld für den Sozialstaat entziehen.

Dieser überbordende Bürokratie- und Sozialstaat ist eine typische Fehlallokation von Resourcen, die nur durch eine Depression eliminiert werden kann - und wird.


Zusammenfassung

Das weltweite Finanzsystem ist derzeit extrem angespannt und kurz vor dem Bruch. Kollabiert die Leitwährung US-Dollar, was bald passieren wird, werden auch alle anderen Fiat-Währungen, die als Reserven und Basis US-Dollars haben, suspekt. Nicht von ungefähr schreibt Chris Laird über das USD-System, das alle anderen Währungen miteinschliesst, und in die Tiefe reisst. Siehe auch die Europe2020-Berichte vom Februar und Mai 2006.

Die staatlichen wie auch die privaten Alterssicherungssysteme, die auf Papier-Werten beruhen, werden dann in den "Geld-Himmel" aufsteigen. Wenn die Zentralbanken versuchen werden, einen Staatsbankrott durch massive Monetisierung von Staatsanleihen vorerst abzuwenden, wird die folgende Hyperinflation alle Geldwerte vernichten.

  • Wieviel bekam man 1923 in Deutschland für eine 20 Jahre lang eingezahlte Lebensversicherung? Den Gegenwert von einem Laib Brot.
  • Ein Unze Gold war damals 87 Billionen Reichsmark wert, und hat 435.000 Brote gekauft, oder ein Haus.
  • Wieviel bekommt ein Pensionist heute in Rumänien? ca. 80 Euro im Monat, bei fast westeuropäischen Preisen.

Dieser Zusammenbruch der Sozialsysteme wird die Regierungen hinwegfegen. Hunderte Millionen Menschen im Westen werden plötzlich feststellen müssen, dass die alten Politiker-Pensions-Versprechen nichts wert waren und dass sogar ihr (politisches = Fiat-) Geld und ihre Finanz-Anlagen, falls sie selbst vorgesorgt haben, auch nichts mehr wert sind.

Das ist auch der wahre Grund, warum so verzweifelt versucht wird, das bestehende Finanzsystem am Leben zu erhalten und die Menschen durch Verschweigen an einer eigenen Vorsorge zu hindern. In manchen Ländern mit besonders großer Verschuldung (US, UK, AUS) versucht man durch die Hintertür eine Diktatur einzuführen, um im Krisenfall an der Macht bleiben zu können.

Hier noch ein Artikel aus Wallstreet-Online mit einem öffentlich lügenden Politiker: "Die "goldene" Rentenversicherung!"

Die einzige Möglichkeit ist (neben der "lebenden Pensionsvorsorge"), möglichst schnell ein guter Investor zu werden und die Vorsorge in die eigenen Hände zu nehmen.

Ein kommender Artikel wird die "Versklavung" unserer Gesellschaft durch Staat und Geldsystem aufzeigen. Die zerbrechende Illusion des rundum versorgten Angestellten oder Beamten, der sich um nichts kümmern muss, wird mit brutaler Gewalt auch diese "Versklavung" aufbrechen.

"Realpolitiker" Konrad Adenauer 1956: Wenn die Regierung das Problem der Rentenreform nicht "rechtzeitig und großzügig" löse, warnte er im Oktober ein weiteres Mal auf einer Kabinettsitzung, sei die kommende Wahl "schon jetzt verloren". Das Ergebnis ist heute zu besichtigen.


© Walter K. Eichelburg
walter@eichelburg.com





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