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Die Welt sieht rot!

16.02.2016  |  Claudio Grass
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Die Folgen des Abschwungs werden sowohl am chinesischen Binnenmarkt als auch auf internationaler Ebene spürbar sein. China wird entweder in eine Rezession abrutschen oder zumindest deutlich geringere Wachstumsraten zu verzeichnen haben und die Entwicklung der Industrie wird zum Stillstand kommen. Vor dem Hintergrund niedrigerer Kurse des Renminbi werden die chinesischen Importe zurückgehen, während chinesische Exportgüter günstiger werden. Letztes wird für die internationalen Märkte eine Herausforderung darstellen.

Problematischer sind jedoch die Kapitalabflüsse aus China: 2015 haben sie sich auf insgesamt 1 Billion US-Dollar erhöht und diese Zahl steigt parallel zum negativen Investorensentiment gegenüber der chinesischen Wirtschaft weiter an. Unterdessen versucht die Regierung, ihre Währung mit Hilfe von Devisenreserven zu stützen, deren Wert auf 3,23 Billionen USD gesunken ist und damit nach Angaben von Bloomberg erstmals seit 1992 im Jahresverlauf abgenommen hat.

Die größte Gefahr besteht in einem möglichen Export der Deflation in China. Insbesondere auf bereits hochverschuldete Wirtschaftsräume wie die USA, Europa und Japan hätte das starke Auswirkungen. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken, einschließlich der Fed, zum Kampf gegen die Deflation mit allen Mitteln entschlossen sind. Sie werden das niedrige Zinsniveau daher beibehalten und möglicherweise sogar negative Zinsen einführen. Ja, wir sollten alle beunruhigt sein - aber keinesfalls überrascht.

Steen Jakobsen drückt es folgendermaßen aus: "Es ist leicht, China zum Sündenbock zu erklären, doch im Ernst - wenn jemand von der Verlangsamung des chinesischen Wachstums überrascht ist oder sich darüber wundert, dass das Land zur Änderung seiner Wirtschaftsstruktur Zeit benötigt, sollte er sein Schulgeld zurückfordern." Die Konjunkturflaute Chinas verdeutlicht nur das Offensichtliche: Durch Schuldenwachstum entstandene Blasen müssen eines Tages platzen.


Der Einbruch des Ölpreises: Bedeutsamer, als wir denken

Die Welt macht sich zudem Sorgen um einen wichtigen Rohstoff: das Öl. Der Ölpreis ist unter die 30-Dollar-Marke gefallen und hat damit seinen tiefsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht. Alle Welt fragt sich, was das bedeutet und ob der Preis noch weiter sinken wird. Ich bin besonders an den Ansichten des Freiheitsaktivisten und ehemaligen Kongressabgeordneten Dr. Ron Paul interessiert. Der Ölpreisverfall birgt enorme Implikationen für die Weltwirtschaft. Er signalisiert das Ende einer Ära und einen Paradigmenwechsel im internationalen Währungssystem, das in dieser Form besteht, seitdem Präsident Nixon das Gold-Fenster geschlossen hat. Ron Paul sagt dazu Folgendes:

"Das Chaos, das eines Tages aus unserem 35 Jahre währenden, weltweiten Experiment mit Fiatgeld erwachsen wird, wird die Rückkehr zu einem Zahlungsmittel mit echtem Wert notwendig machen. Wenn die ölfördernden Staaten anstelle von Dollars oder Euros Gold oder etwas Vergleichbares für ihr Öl fordern, werden wir wissen, dass dieser Tag gekommen ist. Je eher, desto besser."

Ich werde diese Gelegenheit nutzen, um genauer auf Ron Pauls Perspektive einzugehen: Mit der Einführung des Bretton-Woods-Systems wurde der US-Dollar die bedeutendste Reservewährung der Welt. 1971 schloss Nixon das Gold-Fenster, um das Dahinschmelzen der US-Goldreserven zu beenden, da eine zunehmende Zahl an Staaten, insbesondere auch Frankreich, ihre Dollarreserven in Gold tauschten.

Das Schließen des Gold-Fenster bedeutete, dass es den Regierungen weltweit nicht mehr möglich war, ihre Dollars in Gold zu konvertieren. Dies hätte eine geringere Nachfrage nach der amerikanischen Währung und damit auch einen schwächeren Dollarkurs an den globalen Devisenmärkten zur Folge gehabt. Für die US-Regierung war das natürlich inakzeptabel. Sie musste die Nachfrage nach ihrer Währung daher auf andere Weise aufrechterhalten und anderen Ländern einen Anreiz für den Besitz und die Verwendung von Dollars bieten.

An dieser Stelle kam das Öl ins Spiel. Rohöl wurde zu dem Rohstoff, der die internationale Nachfrage nach dem Dollar garantieren sollte. Umgesetzt wurde dieser Plan mit Hilfe einer strategischen politischen Allianz zum beidseitigen Vorteil zwischen den USA und Saudi-Arabien, das nicht nur über die größten Ölvorkommen verfügt, sondern auch das führende Mitglied der OPEC-Staaten ist.

Für die Vereinigten Staaten war das ein Meilenstein. Die Ära des Petro-Dollars hat es der US-Regierung und ihren Bürgern im Wesentlichen erlaubt "über ihren Verhältnissen zu leben", wie Ron Paul es ausdrückt. Das war möglich, weil die Regierung voller Zuversicht eine expansive Geldpolitik verfolgte (schließlich brauchten ja alle Öl), die die Amerikaner zum Anhäufen von Schulden und zu exzessiven Konsumausgaben animierte.

Unser gesamtes derzeitiges Währungssystem beruht also auf diesem politischen Bündnis, das aktuell aus einer Reihe von Gründen, wie u. a. der zunehmenden Instabilität des Nahen Ostens, auf einem wackeligen Fundament steht. Mittlerweile steht das System am Rande des Zusammenbruchs und falls das geschieht, werden andere Länder keinen Grund mehr haben, den US-Dollar nachzufragen, der folglich seinen Status als internationale Reservewährung verlieren würde. Die Konsequenz dessen wäre wiederum der Verlust von Wohlstand in der US-Bevölkerung.

Wie das? Die US-Regierung würde verzweifelt versuchen, an Barmittel zu kommen. Sie könnte Kapitalkontrollen, Konfiszierungen, Preis- und Gehaltskontrollen, die Verstaatlichung von Pensionsgeldern usw. beschließen. Der Fall des Dollars ist an Öl und den Zerfall des Petro-Dollar-Systems geknüpft. Mit dem Ende dieses Systems werden auch die amerikanischen Bürger ihren Wohlstand einbüßen, wenn sie nicht in der Lage sind, ihr Vermögen vor dem Staat zu schützen, der sich nicht länger selbst finanzieren kann.


Die Krise der Eurozone spitzt sich zu

Die Verschärfung der Eurokrise ist nicht allein das Resultat der Flüchtlingskrise, die sich angesichts der fortwährenden Kriege im Nahen Osten wohl weiter verschlimmern wird, sondern auch das Ergebnis der niedrigen Ölpreise. Mehr Menschen werden gezwungen sein, ihr Land zu verlassen. Die Politik der offenen Grenzen im Schengenraum fällt in sich zusammen und einige europäische Länder haben, gegen den Widerstand aus Brüssel, bereits nationale Grenzkontrollen eingeführt. Ein Wirtschaftswachstum ist nirgends in Sicht und die Investitionen in der Eurozone sind seit 2008 effektiv enorm gesunken. Die EZB hat ankündigt, dass sie dem System so viel Liquidität wie nötig zuführen wird und begonnen, zusätzliche Unternehmensanleihen zu kaufen.

Um die Eurozone als Ganzes zu erhalten, sind kontinuierliche Umverteilungen von den nördlichen in die südlichen Staaten notwendig. Zusammen mit einem möglichen Austritt des Vereinigten Königreichs könnte das der Auslöser sein, der die Eurozone auseinanderreißt. Aus diesem Grund beobachten wir derzeit das Abziehen von Kapital aus dem Euro - es ist die logische Konsequenz all dieser Unsicherheiten. Die Idee eines zentralisierten Europa ist gescheitert. Bis zum endgültigen Zerfall der Union wird die konstante Umverteilung von Mitteln von Nord nach Süd fortgesetzt werden und die Vernichtung der Mittelschicht voranschreiten.


Wir steuern auf einen großen Umbruch zu!

Angesichts des von China ausgelösten globalen Abschwungs und der potentiellen Krise des Petro-Dollar-Systems, glauben wir, dass das Spiel sich ändert, und mit ihm die Spielregeln. Wir erwarten, dass es in absehbarer Zukunft zu einer Rezession kommt, wenn auch nicht notwendigerweise noch in diesem Jahr. Mit Sicherheit steht uns ein bedeutender Wandel bevor: eine Krise des Geldsystems, die den Weg für eine freie Marktwirtschaft und die Transformierung des internationalen Währungssystems ebnet. Diese Korrektur ist unumgänglich. Ludwig von Mises schrieb dazu:

"Es gibt keine Möglichkeit, den letztlichen Kollaps eines durch Kreditwachstum erkauften Aufschwungs zu verhindern. Die einzige Wahlmöglichkeit besteht darin, ob die Krise infolge des freiwilligen Verzichts auf weitere Kredite eher eintritt, oder ob sie zu einem späteren Zeitpunkt als finale Katastrophe das gesamte betreffende Währungssystem zerstört."


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