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29.02.2016  |  Axel Merk
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Infolgedessen stiegen die Kurse von Risiko-Assets wie Aktien und Junk-Bonds vor dem Hintergrund einer sehr geringen Volatilität (wenn die Anleihepreise steigen, sinken ihre Rendite). Wir gehen davon aus, dass die Risiko-Prämien wieder steigen, wenn die Fed nun versucht, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben, wird das unserer Meinung nach zum Anstieg der Volatilität und zum Nachgeben der Aktienkurse führen.

Wenn Sie mit der hier präsentierten Argumentation einverstanden sind, stimmen Sie wahrscheinlich auch der Aussage zu, dass es den Goldpreis positiv beeinflussen könnte, wenn die US-Notenbank nun nach einer neuen Strategie sucht - und zwar nicht, weil die Investoren einen weiteren Terroranschlag fürchten, sondern weil berechtigte Sorgen in den letzten Jahren unterdrückt wurden, die Welt aber ein gefährlicher Ort ist. Wenn die Marktmechanismen ihren Willen bekommen, wird ein gesundes Maß an Angst an die Börsen zurückkehren. Das bedeutet auch, dass der Goldpreis gegenüber den Aktienkursen steigen sollte, vorausgesetzt alle anderen Faktoren bleiben gleich.


Gold & Zinsen

Allerdings werden die restlichen Faktoren nicht unverändert bleiben, denn die Zinssätze könnten steigen. Zumindest war das die Geschichte, die uns jahrelang erzählt wurde, während die Federal Reserve die Märkte auf eine Kursänderung vorbereitete. Da die Märkte ihren Blick im Allgemeinen auf die Zukunft richten, schienen die Investoren ihr Kapital aus dem Edelmetallsektor abzuziehen.

Die größte Konkurrenz für einen glänzenden Stein, der keinerlei Rendite abwirft, ist am Ende wahrscheinlich immer noch Bargeld, auf das man Zinsen erhält. Geld ist jedoch ein künstliches Konstrukt und die Skepsis der Investoren ist berechtigt. Interessanter ist für viele Anleger daher insbesondere der Realzinssatz, d. h. die Zinsen, die nach Einberechnung der Inflation noch übrig bleiben. Es gibt zwar Statistiken, aus denen wir ablesen können, wo die Inflationsrate offiziellen Angaben zufolge liegt, aber Investoren verlassen sich unter Umständen lieber auf ihre eigene Wahrnehmung der Teuerungsrate, wenn sie Anlageentscheidungen treffen.

Statt die Zinssätze anzuheben, scheint es die Welt zur Zeit sehr eilig zu haben, Negativzinsen einzuführen. Bloomberg kam kürzlichen im Rahmen einer globalen Untersuchung von 47 Ländern zu dem Ergebnis, dass die Rendite der Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit in einem Drittel dieser Länder im Minusbereich lagen. Klar, in den Vereinigten Staaten sind die Zinsen noch im positiven Bereich, aber wird es der Fed gelingen, ihren Kurs fortzusetzen? Werden wir Realzinsen haben, die deutlich über Null liegen? Oder bewegen wir uns eher in die entgegengesetzte Richtung und steuern auf eine Konjunkturflaute zu, die die weitere Absenkung der Zinsen zur Folge haben wird?

In einem Leitartikel der Washington Post schrieb der frühere US-Finanzminister Larry Summers kürzlich, dass die "Wahrscheinlichkeit einer Rezession im nächsten Jahr etwa bei 33% und im Laufe der nächsten zwei Jahre bei mehr als 50% liegt". Anschließend merkte er an, dass "eine Senkung des Leitzinses um 400 Basispunkte [...] im Normalfall notwendig ist, um auf eine beginnende Rezession zu reagieren."

Ich möchte niemandem dazu raten, Investmententscheidungen auf Grundlage der Gedankenexperimente von Larry Summers zu treffen (es sei denn, er übernimmt Janet Yellens Job und wird der neue Vorsitzende der Fed), aber auch ich glaube nicht, dass die Zinsen in absehbarer Zukunft weiter steigen werden. Das von Larry Summers beschriebene Szenario könnte sich als äußerst positiv für Gold erweisen. Andererseits könnten Zinssenkungen jedoch auch dazu führen, dass die Risiko-Prämien wieder sinken und die Angst von den Märkten verschwindet...

So wie wir die Fed unter Yellen einschätzen, ist sie in etwa mit einem großen Frachtschiff vergleichbar - sie bewegt sich sehr langsam. Die Gründe dafür haben wir erst kürzlich in einem Beitrag beleuchtet. Hauptsächlich hängen sie damit zusammen, dass Yellen sich vor allem auf den Arbeitsmarkt konzentriert und daher typischerweise mit Daten arbeitet, die die Entwicklungen der Realwirtschaft nur verzögert widerspiegeln.

Das ist unserer Ansicht nach ein Hinweis auf die weitere Erhöhung der Risiko-Prämien (d. h. die Risiko-Assets werden auch künftig unter Druck stehen) und darauf, dass jede Rally an den Märkten eine Bullenfalle, also eine trügerische, temporäre Erscheinung, sein könnte. So wie wir es sehen, werden Investoren die Rallys wahrscheinlich hauptsächlich nutzen, um ihre Portfolios zu diversifizieren, da sie auch weiterhin ein zu hohen Exposure gegenüber Aktien und anderen Risiko-Assets haben. Die Frage ist, ob sie im Rahmen dieser Diversifizierungen auch Gold mit in ihr Portfolio einbauen. Unserer Meinung nach sollten Anleger diese Option zumindest ernsthaft in Erwägung ziehen.


© Axel Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 24.02.2016 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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