Steve Forbes über die Rückkehr zum Goldstandard, die Märkte und die Fed
11.03.2016 | Mike Gleason
- Seite 2 -
Am besten kann man das vielleicht verstehen, wenn man sich vorstellt, die Fed hätte die Kontrolle über die Zeit und könnte die Uhren beeinflussen. An einem Tag hätte eine Stunde 60 Minuten, am nächsten vielleicht nur 35 und am übernächsten dafür 90 Minuten. Jedem wird sofort klar, dass das Leben völlig chaotisch wäre, wenn die Dauer einer Stunde schwanken würde und wenn die Uhren die Zeit nicht genau messen könnten. Das gleiche trifft praktisch auch auf Geld zu, wenn es keinen festen Wert hat. Stellen Sie sich vor, die Zeit wäre ähnlichen Schwankungen unterworfen, wie die Währungen, und Sie würden versuchen, einen Kuchen zu backen. Im Rezept steht, dass er 30 Minuten in den Ofen muss. Sind das 30 inflationsbereinigte Minuten, oder nominale Minuten, New Yorker Minuten oder Mexikanische Minuten?
Gold ist das beste Mittel, um den Wert des Geldes zu fixieren. Die einzige der Rolle der Fed bestünde dann vorerst darin, diesen festgelegten Wert zu garantieren und entschieden auf die gelegentliche Hysterie an den Märkten zu reagieren. Die Briten haben uns das vor 150 Jahren vorgemacht. Wenn es zu einer Panik kommt und die Banken kurzfristig liquide Mittel benötigen, gehen sie mit ihren Kreditsicherheiten zur Fed, leihen sich das Geld zu einem erhöhten Zinssatz, zahlen ihre Schulden rasch zurück, sobald die Krise abebbt, und fertig.
Die Notenbank könnte dann fast von Praktikanten geleitet werden, solange diese wissen, was sie tun. Dann wäre sie nicht mehr mit dem heutigen Monster vergleichbar, das versucht zu bestimmen, wohin die Kredite fließen, wie sich die Wirtschaft entwickelt etc. Diese Situation ist wirklich bizarr und destruktiv.
Mike Gleason: Ja, die Fed hat definitiv sehr viel Kontrolle und zahlreiche Leute haben ein sehr großes Interesse an ihrer Politik. Unserer Meinung nach nimmt das alles überhand, und ich bin sicher, dass Sie mir da zustimmen werden.
Steve Forbes: Ein Beispiel dafür ist die Aussage der Vorsitzenden der Fed, Janet Yellen, dass wir eine Inflationsrate von 2% haben sollten. Ihrer Ansicht nach müssten die Preise jährlich um 2% steigen. Das hätte zur Folge, dass die Kosten einer typischen amerikanischen Familie, die 50.000 Dollar im Jahr verdient, um 1.000 Dollar steigen würden. Wer gibt ihr das Recht, die Lebenshaltungskosten einer typischen, amerikanischen Familie um 1.000 Dollar zu erhöhen? Effektiv gesehen handelt es sich dabei um eine Steuer. Doch die Kongressabgeordneten nicken einfach nur. Das ist der blanke Hohn.
Mike Gleason: Ich habe mich schon immer gefragt, ob 3% nicht noch besser sind, wenn 2% schon gut sein sollen... Und was ist mir 4%? Es scheint, als könnte es immer so weitergehen, als könnte die Inflationsrate höher und höher steigen.
Steve Forbes: Ja, so ist es. Ein instabiler Dollar, ob er gerade stark oder schwach ist, gleicht einer ungenauen Uhr, die entweder vor- oder nachgeht. Keines von beidem ist eine Hilfe.
Mike Gleason: Die Aktienmärkte sind seit Beginn dieses Jahres recht anfällig. Das scheint sich auf die Überbewertungen zurückführen zu lassen, die wir mittlerweile sehen. Glauben Sie, dass der jüngste Rückgang nur eine kurzfristige Reinigungsaktion der Märkte darstellte? Oder gehen Sie davon aus, dass uns ein größeres, dramatischeres Ereignis bevorsteht und wir bislang nur die Spitze des Eisbergs gesehen habe?
Steve Forbes: Wenn es an den Börsen zu großen Umbrüchen kommt, dann meist aufgrund überraschender Ereignisse. Die Leute diskutieren über den Ölpreis, über China, über die sinkenden Unternehmenserträge - diese Dinge sind bereits bekannt. Es sind die Unbekannten, die den Märkten einen Schlag versetzen können. Ich denke, eine dieser Unbekannten ist die politische Entwicklung der USA, denn die Märkte können die Konsequenzen nicht exakt vorhersagen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Bernie Sanders die Wahl gewinnt, ist im Moment noch sehr gering, doch man kann die Möglichkeit auch nicht völlig ausschließen. Was wird Donald Trump im Bezug auf den Handel unternehmen? In dieser Frage hat er völlig verzettelt, um es offen zu sagen. Er sagt, er wird es aushandeln, doch angesichts dieses Maßes an Unsicherheit beobachten viele Investoren das Geschehen vorerst lieber aus sicherer Entfernung.
Mike Gleason: Wenn wir uns die derzeitige Wirtschaftslage und die schuldenbasierten Märkte ansehen, scheint sich die Situation sei der Finanzkrise von 2008 höchstens verschlechtert zu haben. Wie wird das Ihrer Ansicht nach ausgehen? Steht uns wieder eine Art wirtschaftlicher Kollaps bevor oder wird es der Fed und den zentralen Planungsstellen gelingen, das System zusammenzuhalten?
Steve Forbes: Der Ausdruck "zentrale Planungsstellen" bringt das Problem mit der Fed auf den Punkt. Die Vorstellung, dass die Wirtschaft eine Art Maschine sei, ist absurd. Die Wirtschaft wird von Individuen getragen. Die Idee, man könne die Handlungen der Menschen so manipulieren, wie man an einem Auto herumschrauben kann, ist... So entsteht Tyrannei. Aus diesem Grund besprechen wir im dritten Teil unseres Buches "Reviving America" die sowjetisch anmutenden Verhaltensweisen der Fed und der Wirtschaftspolitiker.
Die großen wirtschaftlichen Desaster der Vergangenheit, wie beispielsweise die Große Depression, die schreckliche Inflation der 1970er Jahre oder die Panik von 2008-2009, hatten ihren Ursprung alle in katastrophalen politischen Fehlentscheidungen der Regierung.
Mike Gleason: Ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, welche Rolle Gold und zum Teil auch Silber in diesem Zusammenhang spielen können. In Ihren Buch haben Sie über die Bedeutung von Gold im Portfolio eines Investors geschrieben, doch wir sollten das Edelmetall nicht notwendigerweise als "Investment" betrachten. Bitte legen Sie Ihre Meinung dazu kurz dar und sagen Sie uns, ob es in den letzten zehn, zwanzig oder dreißig Jahren wichtiger oder weniger wichtig geworden ist, Gold zu besitzen.
Steve Forbes: Wenn Sie nicht gerade ein Schmuckhändler sind, sehe ich Gold als eine Art Versicherung an. Gold baut keine neuen Fabriken und programmiert keine neue Software. Es ist eine Absicherung, die Ihr Portfolio in Zeiten ausbalanciert, in denen es wirklich hart auf hart kommt. Sie können 5% oder 10% Ihres Kapitals in Gold investieren, aber es sollte Ihr Portfolio nicht dominieren.