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Völkerwanderung II: Große Bereicherung oder Untergang?

15.03.2016  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Deflationszeiten

Selten weicht die sich über lange Phasen hinziehende gemächliche Inflationierung ihrer noch hässlicheren Schwester, der Deflation, die derzeit überall, besonders in Japan, wie eine emsige Finanz-Wühlratte, zur Oberfläche durchbricht. Unter ihrer Herrschaft wird "Geld" wertvoller, die Bürger beginnen zu horten, da sie von Monat zu Monat mit ihrem "Geld" an Kaufkraft gewinnen, die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt daher rapide, Geld-, Güter- und Warenumläufe stocken, und Realwirtschaft wie auch Kreditwesen ersticken.

Es leiden also Realwirtschaft und damit auch die Steuereinnahmen. Das gesunde Verhältnis von Finanzsektor zu realen Volkswirtschaft betrug Jahrhunderte hindurch etwa 3 zu 1. Es ist derzeit auf etwa 270 zu 1 angeschwollen, Tendenz steigend. Produktivsektor und Steuerertrag stagnieren anfänglich, und schalten dann sogar den Krebsgang ein. Damit wird den Politikern ihr wichtigstes Instrument der Machterhaltung genommen: Der Volksbeglückung auf Pump. Es gibt einfach nichts Reales mehr zu verteilen.

Der aufgeblähte Finanzsektor, das Lebensblut der derzeit herrschenden Eliten, schrumpft jedenfalls. Die Finanzspekulationen in ihren astronomischen Größenordnungen (z. B. weltweit 4 bis 5 Millionen Milliarden $ an Derivaten) beginnen zu darben, und die inflationäre Entschuldung der Staaten läuft nicht mehr. Spekulation (Aktien, Bonds, Immobilien, Derivate, Zinsinstrumente, Optionen, Futures, Rohstoffe, Metalle, Devisen) ersetzt die reale Wertschöpfung. Wegen der panisch gesteigerten Kunstgeldproduktion blüht blüht die Inflation im Bereich der Sachwerte zuerst. Riesige Blasen von Scheinwerten entstehen, wie derzeit an den Börsen und im Immobiliensektor, die natürlich früher oder später platzen. Die Schuldenberge wachsen wie vulkanische Lavaflüsse, Schicht um Schicht, Tag und Nacht.

Zeitweilig herrschen Inflation und Deflation nebeneinander. Manche Branchen deflationieren (wie derzeit Rohstoffe, Treibstoffe, Bankaktien), andererseits steigen die Preise (wie jetzt Dienstleistungen, Mieten, Bankgebühren, Steuern, Strom, Wasser, Versicherungsbeiträge, manche Lebensmittel). Ganz am Schluss folgen dann die wundervollen Segnungen der Hyperinflation, wo dann der Preis (Deutschland 1923) für ein Frühstücksei und einer Briefmarke von 3 Pfennigen auf 10 Milliarden Mark steigt.


Zauberwort: "Weginflationieren"

Schließlich aber erdrückt die Last der Schulden-Bedienung das System. Die Steuereinnahmen der Staaten reichen nicht mehr aus, um den Verpflichtungen nach zu kommen. Die real schrumpfende Kaufkraft der Bürger erzeugt Ketten von Insolvenzen. Verzweiflungsaktionen der Regierenden, wie Null- oder Negativzins, wie auch Bargeldverbot mit Zwangsenteignungen von Konten der Bürger, zögern das unausweichliche Ende nur hinaus.

Und natürlich fand man längst die große Wunderlösung: Man bekämpft Schulden mit (immer neuen) Schulden, so wie der große Keynes es so erfolgreich propagierte. Einfach großartig und nobelpreiswürdig! Oma und Opa staunen fasziniert. Dass man auf derlei einfache und hilfreiche Rezepte nicht schon viel früher kam, ist unverständlich und höchst bedauerlich.

Um den Druck zu mildern, müssen die Schulden aber "weginflationiert" werden, um das Überleben des todkranken Systems zu sichern. Kurz, die politischen Eliten und Banken brauchen Inflation wie der Verdurstende das Wasser. So erklärt sich auch das derzeitig krampfhafte Streben, durch noch nie dagewesene lawinenartige Geldschöpfungen aus dem Nichts, Inflation um jeden Preis künstlich zu erzeugen.

Den Bürgern wird jedenfalls von der Wiege bis zur Bahre eindringlich suggeriert, dass spaßig bedruckte Scheinchen mit den Köpfen toter Präsidenten darauf, oder noch viel "toterer" historischer Personen sowie auch staatlichen Machtsymbolen aller Art, wirklich "echte Werte" seien. Immerhin konnte man diese Art des "Geldes" wenigstens noch sehen und greifen.


Geistergeld

Neuerdings jedoch macht sich die Version des völlig unsichtbaren elektronischen Phantomgeldes breit, was nur noch aus Nullen und Einsen auf gut geschützten Festplatten besteht. Der Siegeszug des Digitalgeldes ist nicht mehr aufzuhalten, an dessen Ende das Bargeldverbot und der direkte Zugriff der Herrschenden auf die Konten der Bürger steht. Ausweichmanöver durch "Abheben", feiges Ausweichen also, und das schützende Verbringen in Omas Matratzentresor, sind dann unmöglich geworden. Nur Mut, Zwangsenteignung hat doch sich auch etwas Gutes. Regierungen tun doch nur gute Werke und wurden doch vereidigt, nie etwas gegen die Interessen ihrer Bürger oder gegen das Volkswohl zu tun. Folglich tun sie immer das absolut Richtige. Oder?

Beide Arten dieses aus dem Nichts in beliebiger Menge hemmungslos geschaffenen Kunstgeldes, wobei man Papier (fast fälschungssicher) neuerdings in einigen Ländern durch dünne Plastikfolien (Kanada) ersetzt, wird genau so wie Digitalgeld, in hyperastronomischen Größenordnungen aus dem Nichts erschaffen. "Geistergeld" spielt nach Menge oder Volumen heute die Hauptrolle und künftig im Rahmen des Bargeldverbotes die einzige.

Derartige Geldvermehrungen waren in der Antike nicht möglich, da die Anzahl der Grubensklaven, wie auch die Menge und Gehalte der Erze, stets begrenzt blieben. Der bequemere Weg, die alternative Beschaffung von "natürlichem Geld", in Form von Raub-Kriegen mit nachfolgenden Tributzahlungen sowie mit Hilfe des Steuerjochs, blieben ebenfalls nur begrenzt erfolgreich. Die Überfälle auf andere Besitzende und Beutezüge in nahe oder ferne Länder, wie z. B. der spanische Massen-Diebstahl von Gold und vor allem Silber der unterworfenen Völker Süd- und Mittelamerikas, stieß letztlich ebenfalls an natürliche Grenzen.

Vermutlich stießen aber die Kaiser, Könige, Fürsten, Konquistatoren und Heerführer alle vor ihren Beute- und Raubaktionen ebenfalls die mit großer Überzeugungskraft wiederholte Dreiwort-Universal-Machtformel „Wie schaffen das“ aus. Manchmal schafften sie es tatsächlich, aber mitunter brachte man nur blutige Köpfe und Leichensäcke mit nach Hause, sofern man überhaupt wieder nach Hause kam. Die Überfallenen hatten sich gegen den Raub ihres natürlichen Geldes erfolgreich zur Wehr gesetzt.


Globalisierung einst und jetzt

Die Geldsysteme waren also in der Frühphase der Globalisierung grundsätzlich verschieden von ihrer modernen Variante. Doch beide Phasen hatten bzw. haben eine Gemeinsamkeit: Sie erzeugten Ströme von Menschen, Zuwanderern, Flüchtlingen, Asylanten, ja die Wanderung ganzer Stämme und Völker. Sie alle suchten (und suchen noch immer) in den weiter fortgeschrittenen, reicheren und besser geschützten, kriegfreien Nationen oder Regionen, mit noch intakten Geldsystemen, ein besseres Leben für sich, ihre Familien und Nachkommen. Diese Migrationen werden erleichtert, ja überhaupt erst möglich, durch weitgehend offene Grenzen, die die Globalisierung so mit sich bringt (sonst wäre es ja keine).

Derartige Bewegungen und Flüsse von Menschen gab es schon immer: Selbst Abraham verließ das Land Ur und wanderte aus. Die Israeliten zogen (angeblich) 40 Jahre durch die Wüste auf der Suche nach dem gelobten Land, wo Milch und Honig fließen sollte. Man bedenke: 1 Million Menschen und acht Millionen Herdentiere in einer wasser- und graslosen Wüste und das vier Jahrzehnte lang? Welcher Realitätsverlust beherrschte die (biblische) Berichterstattung schon damals? Die Besiedlung Amerikas, Australiens und Kanadas mit ihren heute sehr strikten Immigrationsgesetzen (nur Qualifizierte oder „viel Geld“ kommen rein), sind wesentlich realistischere Beispiele der Migration.


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