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Und dann gab es keines mehr: Die Zentralbanken und das Gold

16.03.2016  |  David Chapman
Seit 2010 kaufen die Zentralbanken unterm Strich wieder mehr Gold, als sie verkaufen. Doch Kanada hat sich diesem internationalen Trend widersetzt und seine gesamten Goldreserven verkauft. Als die Bank of Canada am 23. Februar den aktuellen Stand ihrer Währungsreserven veröffentlichte, lag der Wert der Goldbestände bei Null. Das stellt ein absolutes Novum in der Geschichte dar. Kanada ist damit das einzige Land der G7, welches nicht wenigstens 100 Tonnen Gold vorhält.

Den jüngsten Statistiken des World Gold Council (WGC) zufolge läge Kanada damit unter 100 Staaten auf auf dem allerletzten Platz, hinter Albanien auf Rang 99. In einer Fußnote weist die kanadische Zentralbank darauf hin, dass sie noch 77 Unzen Gold besitzt, größtenteils in Form von Goldmünzen.


Die offiziellen Devisenreserven Kanadas

Der aktuelle Wert der internationalen Reserven der Bank of Canada wird wöchentlich auf deren Webseite veröffentlicht. Die monatlichen Werte sind zudem jeweils am dritten Arbeitstag nach Monatsende auf der Webseite des Finanzministeriums nachzulesen.

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Zwischen 1999 und 2002 hat das Vereinigte Königreich unter der Schirmherrschaft der Bank of England rund 395 Tonnen und damit mehr als die Hälfte der britischen Goldreserven verkauft. Die Verkäufe wurden zuvor angekündigt und im Rahmen von 17 Auktionen abgewickelt. Diese Zeit wurde als "Brown's Bottom" bekannt, benannt nach George Brown, dem damaligen Schatzkanzler. Ein Rückgang der Goldpreise um 10% war die unmittelbare Folge der Versteigerungen.

In dem dreijährigen Zeitraum kostete Gold zwischen 253 und 350 US-Dollar je Unze, wobei die Bank of England einen durchschnittlichen Preis von 275 Dollar erzielte und damit Einnahmen in Höhe von insgesamt 3,5 Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Pfund) generierte. Beim aktuellen Preisniveau von rund 1.270 Dollar je Unze hätte das englische Gold einen Wert von ungefähr 16,1 Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Pfund).

Während die Goldpreise seit 1999 um 335% gestiegen sind, haben der US-Dollar und der Euro - die beiden Währungen, gegen die britische Zentralbank ihre Goldreserven heutzutage hauptsächlich eingetauscht hätte - seitdem an Wert verloren.

Wird der Verkauf der kanadischen Goldreserven als "Poloz's Bottom" in die Geschichte eingehen, nach dem Vorsitzenden der Bank of Canada Stephen Poloz? Das ist schon möglich, insbesondere falls der Goldkurs in den kommenden Jahren so dramatisch steigen sollte, wie nach dem "Brown's Bottom". Die offizielle Begründung für die britischen Goldverkäufe lautete damals, das Vereinigte Königreich wolle seine Assets diversifizieren und den Goldanteil verringern, weil das Edelmetall als zu volatil angesehen wurde. Für diesen Beschluss erntete Brown starke Kritik.

Um die Durchführung der Verkäufe zu regeln, unterschrieb ein Konsortium von Notenbanken unter der Führung der Europäischen Zentralbank und der Bank of England im September 1999 das Washington Agreement, welches den Verkauf von Gold für einen Zeitraum von fünf Jahren auf 400 Tonnen im Jahr begrenzte. Diese Vereinbarung wurde 2004 und 2009 erneuert.

Springen wir 17 Jahre in die Zukunft. Grund für den Verkauf ihrer Goldreserven war nach Angaben der kanadischen Zentralbank eine "langjährige Politik der Portfoliodiversifizierung mit Hilfe der Veräußerung von Rohstoffen (wie beispielsweise Gold) und die Reinvestition des freigewordenen Kapitals in leicht handelbare Finanzprodukte mit größerer Marktbreite und einer großen Anzahl an Käufern und Verkäufern."

Gold ist allerdings kein Rohstoff - es ist praktisch die Definition von "Geld", und das schon seit mehr als 3.000 Jahren. Es wird täglich an den Währungsschaltern von Großbanken auf der ganzen Welt gehandelt. Damit fällt das Edelmetall in die gleiche Kategorie wie der US-Dollar, der Euro und andere Währungen. In den Statistiken der London Bullion Market Association (LBMA) wird das tägliche Handelsvolumen des physischen Goldmarktes, einschließlich des außerbörslichen OTC-Handels, auf mehr als 24 Milliarden US-Dollar am Tag geschätzt.

Damit erreicht der tägliche Umsatz am Londoner Goldmarkt eine ähnliche Höhe, wie die wichtigsten Währungsmärkte und übersteigt das Handelsvolumen aller Anleihemärkte, mit Ausnahme der Märkte für US-amerikanische und japanische Staatsanleihen. Der Goldmarkt zählt weltweit zu den Märkten mit der größten Liquidität.

Gold ist nach wie vor ein integraler Bestandteil der Zentralbankreserven und des Sonderziehungsrechts des IWF. Zudem können Banken das Edelmetall entsprechend der Basel-III-Verordnungen als Liquiditätspolster aufführen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn es bedeutet, dass Geschäftsbanken Gold als flüssiges Reserveasset vorhalten dürfen - ein weiterer Beleg für die hohe Liquidität des Goldmarktes. Den Angaben des World Gold Council zufolge besaßen die Zentralbanken zuletzt rund 32.740 Tonnen Gold, wovon 2.814 Tonnen auf den IWF entfielen (Stand: Februar 2016). Die größten Reserven befinden sich weiterhin in den Händen der USA, wo der Statistik nach 8.133,5 Tonnen in den Tresoren der Federal Reserve lagern.

1965 besaß Kanada 1.023 Tonnen Gold. Das war der Zenit. Bis zum Jahr 1985 hatten sich die Reserven bereits um 500 Tonnen verringert. In den 1990er Jahren, bis 2002, hat das Land seine Goldvorräte kontinuierlich weiter abgebaut. Nun haben die Bestände den Nadir erreicht. Null.

Ein weiteres Argument gegen den Besitz von Goldreserven brachte Don Drummond vor, ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums und Chefökonom der Toronto-Dominion Bank. Er sagte, Goldreserven seien nutzlos, da sie im Laufe der Zeit keine gute Ertragsrate aufwiesen und die Lagerung Geld koste.

Während die Lagerkosten mit Sicherheit ein Faktor sind, muss darauf hingewiesen werden, dass sich Gold seit dem Jahr 2000 besser entwickelt hat, als zahlreiche andere Anlageprodukte: Der Goldkurs ist seitdem um 335% gestiegen, während der S&P nur 36% zulegte und der S&P TSX Composite einen Gewinn von 59% verzeichnete. Seit Präsident Richard Nixon im August 1971 das Ende des Goldstandards beschloss, ist der Preis von 35 Dollar auf aktuell 1.270 Dollar je Unze geklettert - ein Kursgewinn von 3.528%! Der Dow Jones, der am 31. August 1971 mit 898 Punkten schloss, notiert heute bei rund 17.000 Punkten, was einem Gewinn von 1.793% entspricht (ohne Reinvestition der Dividende).

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Doch Aktien sind keine Reserveassets. US-Staatsanleihen stellen heute mit einem Anteil von rund 60% die größte Position der meisten Zentralbanken dar. Vor 1971, unter dem Bretton-Woods-System, war dagegen Gold das bedeutendste Reserveasset. Der obenstehende Chart zeigt, dass die Performance von Gold seitdem bei Weitem besser war, als die der US-Treasuries.


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