Die Zentralbanken versagen - Das System kollabiert
18.03.2016 | Jim Willie CB
- Seite 2 -
Die meisten multinationalen Konzerne haben ihre Geschäfte innerhalb der Vereinigten Staaten aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht ausgebaut: Die USA erheben unter den Industrienationen die höchste Unternehmenssteuer. Die Umweltauflagen für Unternehmen sind strenger als in zahlreichen anderen Staaten. Die Einmischung des Staates und die Kontrolle durch die Regulierungsbehörden sind lästiger als in allen anderen westlichen Ländern. Folglich konzentrierte sich das Wachstum großer Unternehmen hauptsächlich auf die Schwellenländer. Wenn diese Staaten ihre offiziellen Staatsschulden stark erhöht haben, hat der Einfluss, den das auf die jeweilige Landeswährung hatte, sie in den Ruin getrieben. Auch das ist kein Impuls für die Wirtschaft. Der Beweis für die Wirkungslosigkeit dieser Politik ist die rasant sinkende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Diese zeigt grob gesagt an, wie oft das Zahlungsmittel eines Wirtschaftsraums in einem bestimmten Zeitraum den Besitzer wechselt. Sie praktisch das gleiche, wie die Zirkulationsgeschwindigkeit von Öl in einem Motor, d. h. wie oft die gleichen Ölmoleküle innerhalb eines festen Zeitraums, z. B. eines Monats, zu ihrem Ausgangspunkt an den Kolben und Zylindern zurückkehren.
Wenn die aktuelle Geld- und Währungspolitik auch nur einen Funken an Impulsen bieten würde, dann wäre im untenstehenden Chart kein so erschreckender Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit zu erkennen. Daraus schließe ich, dass die quantitativen Lockerungen und die Null-Prozent-Zinsen die destruktivsten Maßnahmen sind, die in diesem Zusammenhang in der jüngeren Geschichte ergriffen wurden.
Sie machen aus dem König Dollar nicht nur einen Schreckensherrscher, sondern auch eine Abrissbirne auf dem Abbruchgelände der Weltwirtschaft. Kapitalzerstörung und Eintrübung der Wirtschaftsaktivitäten sind schon seit Jahren die Ergebnisse dieses Kurses. Er garantiert den künftigen Zusammenbruch des gesamten Apparates. Ein mit dem Ende von Lehman Brothers vergleichbares, systemrelevantes Ereignis ist bereits im Gange. Es kommt nicht näher, es ist bereits hier.
Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M2
Das systemische Versagen hat einen Ursprungspunkt: die Vereinigten Staaten und die Federal Reserve. Die aus den globalen Margin Calls resultierende Dollar-Knappheit hat die Reservewährung der Welt auf ein besorgniserregendes Niveau katapultiert und in zahlreichen Staaten enormen Schaden verursacht. Die Schwellenländer haben den Köder geschluckt und ihre Schulden erhöht. Die Zentralbanken des Westens hatten ihnen versichert, es gebe keine Risiken. Sicher, es gab es keinerlei Zinsrisiko, doch das Währungsrisiko war umso größer.
Der US-Dollar ist toxisch geworden. Der Druck durch die Nachschussaufforderungen erhöht sich genau zu einer Zeit, da die gigantische Petro-Dollar-Maschinerie demontiert wird. Das finanzielle Gerüst der gesamten Welt bröckelt und zerbricht, während die offizielle Geld- und Währungspolitik die Lage nur weiter verschlimmert.
Die Realität der endlosen QE-Programme und Nullzinsen
Die quantitativen Lockerungen stellen keinen Impuls dar, nach keiner einzigen Definition. Die Nullzinspolitik ist ebenfalls kein Impuls, nicht wenn man sie logisch und vernünftig betrachtet. QE ist nichts als Schmiergeld in Milliardenhöhe, das dem kriminellen Bankenkartell der Wall Street zu Gute kommt. Das QE-Programm wurde auch im Ausland übernommen und weiter ausgebaut und beinhaltet zum Teils sogar Konfiszierungen (z. B. bei den japanischen Renten).
Zu den Geldmengenausweitungen kamen im Dezember noch die Interventionen des gigantischen und im Verborgenen agierenden staatlichen Börsenstabilisierungsfonds, der vom US-Finanzministerium geleitet wird. Mit diesen kürzlichen Erweiterungen kann man wahrhaftig von einer grenzenlosen QE-Politik bis in alle Ewigkeit sprechen. Vielleicht ist auch der Ausdruck Endlos-QE² angebracht, in Anlehnung an die irrsinnigen Anleihe-Finanzinstrumente CDO-Squared. Dabei handelt es sich um doppelt gehebelte Collateralized Debt Obligations, also mit CDOs besicherte CDOs.
Die Nullzinspolitik versorgt die Zins-Swap-Maschinerie derweil mit mehr Rohmaterial und Schmiermittel. Sie macht es den Wall-Street-Banken leicht, mit Currency Carry Trades ansehnliche Gewinne einzustreichen. Die US-Wirtschaft wird durch diesen geldpolitischen Kurs auf offensichtliche Weise ausgebremst, denn die Einnahmen aus Rentenfonds, Staatsanleihen und individuellen Ruhestandsgeldern sinken. Die nachteiligen Effekte sind omnipräsent und offenkundig. Da sich die Kernpunkte der Maßnahmen nicht umkehren lassen, kann man wahrlich von einer Nullzinspolitik für die Ewigkeit sprechen.
Die Zentralbanker stecken fest - und zwar nicht im Schlamm, sondern im Treibsand. Sie gehen langsam aber sicher unter und mit ihnen ihr globales Zentralbanken-Franchise-Unternehmen.
Zusammen sind die geld- und währungspolitischen Maßnahmen ein Garant für den Kollaps des Systems. Die mit der Hyperinflation in Simbabwe vergleichbaren Geldmengenausweitungen untergraben die gesamte Struktur der Reserven des globalen Bankenwesens. Eine solche Inflationierung der Reserven auf globaler Ebene muss gestoppt werden, daher hat der Osten bereits mit der Errichtung eines alternativen Systems begonnen. Die extrem niedrigen Zinssätze bieten keinen angemessenen Risikoausgleich für Ersparnisse mehr; sie behindern die Wirtschaftsleistung und führen zur universellen Verzerrung der Assetbewertungen.