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Technische Basismetalltrends 2

20.06.2006  |  Adam Hamilton
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Egal wie deutlich die Fundamentaldaten von Kupfer aussehen, ein vertikaler Anstieg um 91% in nur drei Monaten ist einfach nicht begründet oder nachhaltig. Industrielle Käufer, die die wirkliche physische Nachfrage bestimmen, können den Kurs nicht schnell genug nach oben treiben, um einen parabolischen Anstieg zu erreichen. Das können nur Spekulanten. Spekulanten aber, da wir ja das wirkliche physische Kupfer weder brauchen noch wollen, können ihre Longpositionen jederzeit abgeben und damit eine symmetrische Korrektur hervorrufen. Da dies bereits begonnen hat, ist bei Kupfer äußerste Vorsicht geboten, bis sich sein Kurs wieder zu stabilisieren beginnt.

Interessanterweise ist der parallele parabolische Anstieg von Zink sogar noch extremer als der von Kupfer! Dieses Metall schoss in nur 58 Handelstagen um 98% nach oben und erreichte letztendlich seinen Höchststand bei undenkbaren Niveaus von mehr als dem doppelten seiner 200-Tages-Linie. Wie bei Kupfer sind aber auch hier solch unglaublich schnelle, fast vertikale Anstiege niemals nachhaltig. Die notwendige Korrektur von Zink, um seine Marktstimmung wieder auszugleichen, hat bereits begonnen.

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Dieser Chart ist schlichtweg faszinierend! Wenn mir vor einem Jahr irgendjemand erzählt hätte, dass Zink, verglichen mit führenden Rohstoffen ein relativ unbedeutendes Basismetall, innerhalb nur eines Jahres um 228% steigt, hätte ich dazu nur gelacht. Jetzt ist es soweit. Eine so außergewöhnliche Kursbewegung in so kurzer Zeit, speziell die letzte Verdoppelung seit Februar, bezeichnet eine der deutlichsten lehrbuchmäßigen Parabeln die ich je gesehen habe. Ein derart mächtiger Anstieg wird auf jeden Fall Konsequenzen haben.

Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass Zink im Februar mit $0,91 so furchtbar unterbewertet war, dass es sich über die nächsten paar Monate verdoppeln musste um auf Basis von Angebot und Nachfrage seinen fairen Wert zu erreichen? Ziemlich klein. Industrielle Käufer wissen bereits Monate oder Jahre im Voraus, wie viel Zink sie brauchen werden und kaufen deshalb laufend mit Futures zu fixierten Preisen. Es sind nur die Spekulanten, die aggressiv genug kaufen können und wollen, um eine wirkliche Parabel, also einen enormen Anstieg innerhalb sehr kurzer Zeit, zu bilden.

Die Kurse können sich zu jeder Zeit, auch auf der Spitze einer Parabel, in drei verschiedene Richtungen entwickeln. Sie können steigen, abflachen oder fallen. Um einen Kurs zu erhöhen, müssen neue Kaufanweisungen weiterhin die Verkaufsanweisungen übersteigen. Um also die Parabel von Zink noch weiter zu steigern, müssten einige große Käufer auftreten und nicht nur all die spekulativen Verkaufsanweisungen von Fonds absorbieren, die ihre Gewinne realisieren, sondern auch noch für zusätzliche Nachfrage sorgen. Wie der erste Kurseinbruch um 17% innerhalb von nur 6 Handelstagen zeigte, wird das offensichtlich nicht passieren.

Die zweite Möglichkeit wäre, dass die Parabel abflacht, ein neues Kursniveau ist erreicht und die Kurse bewegen sich seitwärts. Damit das passiert, müssen bei einem derart hohen Zinkkurs genug Kaufanweisungen hereinkommen, um die Verkaufsanweisungen der Spekulanten, die ihre Gewinne mitnehmen, zu kompensieren. Dies passiert aber fast nie. Wenn Sie Zink entweder als Spekulant oder als industrieller Käufer erwerben möchten und denken, dass die Preise sinken werden, warum nicht ein paar Wochen oder Monate warten und versuchen, bei einem besseren Kurs zu kaufen? Niemand will noch kaufen, sobald eine Parabel einmal zu stagnieren begonnen hat.

Die letzte und wahrscheinlichste Entwicklung nach einer solchen Parabel ist nun eine scharfe Korrektur. An der Spitze scheint der Kurs für alle extrem hoch. Spekulanten verkaufen aggressiv um ihre Gewinne mitzunehmen und es gibt mehr Verkaufs- als Kaufanweisungen, wodurch der Kurs zu fallen beginnt. Diese fallenden Kurse erschrecken andere Spekulanten, die bald auch verkaufen, um nicht ihre gesamten Gewinne wieder zu verlieren. Diese Serie von Verkäufen beginnt, die Marktstimmung zu drücken. Käufer kommen nicht mehr mit großen Volumen in den Markt, bevor sich die Preise nicht stabilisieren, nachdem der Einbruch die meisten potentiellen Verkäufer zum verkaufen bringt oder unsichere Anleger aus dem Markt wirft.

Egal wie stark die Grundsätze von Zink für einen langfristigen Aufwärtstrend sprechen, es ist nicht immun gegen zwischenzeitliche psychologische Extreme, die die kurzfristigen Marktbewegungen dominieren. Wenn Sie Longpositionen in Zink eingehen oder Anteile an Zinkminen kaufen wollen, ist der beste Zeitpunkt dafür nach einer Korrektur, wenn die Angst groß ist, und nicht während der Euphorie einer parabolischen Spitze. Zink kann Anstiege um fast 100% in nur wenigen Monaten einfach nicht halten, genauso wenig wie Kupfer. Solche Kursanstiege sind zu extrem.

Nickel, das in erster Linie zur Herstellung von Legierungen wie rostfreiem Stahl verwendet wird, nahm ebenfalls an dieser außergewöhnlichen Entwicklung bei den Basismetallen teil. Interessanterweise war aber der kürzliche Aufschwung von Nickel nicht einmal annähernd so extrem sie jene von Kupfer und Zink. Nickel illustriert dank seinem parabolischen Anstieg von 2003 außerdem die potentiellen Folgen einer Parabel inmitten eines starken Bullenmarktes.

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2003 stieg Nickel in nur 187 Handelstagen um 130%. Die Spitze dieser vertikalen Bewegung trieb den Kurs relativ zu seiner 200-Tages-Linie auf extrem hohe Niveaus von über dem 1,75-fachen dieser 200-Tages-Linie. Obwohl das zu dieser Zeit für Spekulanten mit Longpositionen in Nickel toll war, hat die extreme Gier der Spekulanten, die solche Parabeln hervorrufen kann, unvermeidliche Konsequenzen. Daher korrigierte Nickel Anfang 2004 und verzeichnete schließlich einen starken Einbruch von 41% über 92 Handelstage.

Es ist wichtig zu verstehen, dass auch diese starke Korrektur den anhaltenden säkularen Bullenmarkt von Nickel in keiner Weise gefährdet. Nickel korrigierte zurück zu seiner alten Support-Linie, die unter der 200-Tages-Linie lag, da der parabolische Anstieg diese 200-Tages-Linie schneller ansteigen ließ als üblich. Nachdem die Korrektur von 2004 ihren Tiefpunkt erreicht hatte, begann Nickel einen exzellenten neuen Aufwärtstrend und stieg für mehr als ein Jahr lang immer weiter an. Dieses entscheidende Ereignis zeigt, wie eine kurzfristige Parabel und ihre Folgen inmitten eines säkularen Bullenmarktes voll genutzt werden können, ohne die Gefahr eines vorzeitigen Endes des Bullenmarktes.

Meine Vermutung für den weiteren Verlauf der aktuellen Parabeln von Kupfer und Zink ist eine ähnliche Entwicklung wie im früheren Beispiel von Nickel. Sie werden für etwa ein paar Monate korrigieren und zurückfallen, schließlich sogar unter ihre 200-Tages-Linien die ja als Reaktion auf die parabolischen Anstiege extrem rasch gestiegen sind. Diese Rückschläge könnten sogar bis zu den letzten Support-Linien von Kupfer und Zink zurückgehen. Ich werde diese nächsten Zwischentiefs auf jeden Fall beobachten, egal wo sie dann tatsächlich liegen werden, da ich neu in Basismetall-Minen investieren möchte, sobald sie einmal mehr technisch günstige Kaufgelegenheiten bieten.

Der letzte technische Aufwärtstrend von Nickel brachte einen Anstieg um 101% innerhalb von 144 Handelstagen seit Ende letzten Jahres. Das ist sicherlich ein starker Aufschwung, ein quasi parabolischer Anstieg, aber für mich scheint es nicht ganz so extrem zu sein. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Kurs sich in drei Monaten verdoppelt oder ob er um 59% ansteigt. Nickel korrigiert nach dieser Euphorie, und das sollte es auch. Seine Korrektur sollte aber letztendlich bedeutend milder ausfallen als jene von Kupfer und Zink, da auch seine vorangehende parabolische Entwicklung weniger extrem war.

Wenn Sie von all diesen technischen Trends, die auf eine weitere Korrektur von Kupfer, Zink und Nickel schließen lassen, weniger erfreut sind, sollten Sie von Blei positiv überrascht sein. Der ebenfalls fast parabolische Anstieg von Blei erreichte seinen Höhepunkt Anfang Februar und korrigierte seit dessen um bisher 30%. Ungleich den anderen Basismetallen ist Blei bereits zurück unter seiner 200-Tages-Linie, also im Bereich starker Kaufempfehlungen wo wahrscheinlich sein nächster Aufschwung beginnen wird.

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Blei ist wirklich interessant und bietet Einblick in die zu erwartenden zukünftigen Entwicklungen von Kupfer und Zink. 2003 und Anfang 2004 stieg Blei in einem starken Aufschwung innerhalb von 215 Handelstagen um 127% an. Obwohl diese Rallye sich ihrem Ende näherte, kam es nie zu einem wirklich vertikalen Anstieg und sieht für mich daher nicht wie eine richtige Parabel aus. Die Folge dieser immensen Stärke war aber trotzdem eine scharfe Korrektur um 29% innerhalb von etwa sieben Wochen. Sofort nach dieser ausgleichenden Korrektur begann Blei aber erneut einen langsamen Aufwärtstrend. Die Parabel von 2003/2004 und ihre Folgen schadeten dem säkularen Bullenmarkt nicht.

Nun wieder ein Schnellvorlauf bis 2005. Blei begann letzten Sommer so wie auch die restlichen Basismetalle stark anzusteigen. Aus irgendeinem Grund erreichte es jedoch seinen Spitzenwert Anfang Februar und nahm am zweiten starken Aufschwung von Ende Februar bis Ende Mai nicht mehr teil, der die restlichen Basismetalle vertikal ansteigen ließ. Ich habe bisher keine wirklich überzeugende Erklärung für dieses Verhalten von Blei gehört. Alles was ich sagen kann ist, dass Blei weitgehend unbeliebt und politisch inkorrekt ist und dass in den letzten Monaten nicht so viel spekulatives Kapital in diesen Markt floss wie in andere Basismetalle.

Die Folge dieser Entwicklung ist, dass Blei schon heute technisch gesehen günstig ist. Es könnte also bereits am Ende seiner Korrektur angekommen sein, es sei denn es kommt zu einem weiteren Rückschlag in Verbindung mit den anderen Basismetallen. Leider ist es schwierig, von einem solchen, technisch günstigen Kurs von Basismetallen zu profitieren. Wenn Sie nicht direkt an der London Metal Exchange Futures handeln, ist es schwierig, Blei oder Optionen auf Blei zu kaufen.


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