Großbanken und Hedgefonds: Der Schlüssel zur Goldrally 2016
12.04.2016 | Michael J. Kosares
...doch das Blatt wendet sich zu Gunsten der Privatanleger
Ich kann mich nur an eine andere Zeit erinnern, in der die Marktfaktoren in Bezug auf Gold so günstig ausgerichtet waren, wie heute. Das war im Frühjahr 2008. Zwischen der Dynamik des Goldmarktes damals und heute lassen sich zahlreiche Parallelen ziehen, doch es gibt auch große Unterschiede. Einer dieser Unterschiede ist das enorme Interesse seitens der institutionellen Anleger, angeführt von den Hedgefonds und den Großbanken. Im Jahr 2008 hielt sich das Interesse dieser Investorengruppe in Grenzen.
Die HSBC, JP Morgen Chase, die Bank of America Merrill Lynch, ABN Amro, die UBS, die Deutsche Bank, PIMCO und Black Rock stehen heute an der Spitze einer wachsenden Liste von institutionellen Investoren, die wohlwollend auf Gold blicken. Munich Re, die gigantische deutsche Rückversicherungsgesellschaft, hat angesichts der negativen Zinssätze bekanntgegeben, dass sie Gold zu ihren Reserven hinzufügen würde. Das könnte sich im Nachhinein als erste von vielen solcher Ankündigungen erweisen. Der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard sagte während einer Pressekonferenz: "Wir probieren das nur aus, aber Sie können sehen, wie ernst die Situation ist."
Zu Beginn des zweiten Quartals 2016 wird immer deutlicher, dass wir Zeuge zweier grundverschiedener Trends am Goldmarkt werden. Der eine endete im Dezember 2015, der andere begann im Januar 2016. Langfristige Goldcharts zeigen eine Reihe von jähen Kurseinbrüchen, kurzfristige dagegen eine wechselhafte Preisentwicklung. Bis zum Ende letzten Jahres gab es an den Papiermärkten offenkundig keinen Widerstand gegen die Leerverkäufe. Für die Großbanken und die institutionellen Trader war der Goldhandel eine Einbahnstraße.
Doch dann setzte an den weltweiten Finanzmärkten in Anbetracht der Nullzinsen ein psychologischer Wandel ein. Goldman Sachs malt die Zukunft des Goldpreises nach wie vor ausgesprochen schwarz, doch mit ihren Ansichten steht die Bank ziemlich allein da. Die launische Aufwärtsbewegung des Goldkurses legt den Schluss nahe, dass die Bullen unter den Banken, Hedgefonds und anderen großen Tradern sich am Goldmarkt in Opposition zu Goldman positionieren. Wieder andere decken ihre Short-Positionen ein. Die Fronten sind offenbar geklärt. Für den Augenblick sind die Bullen überlegen.
Die ersten Anzeichen einer neuen Finanzkrise sind bereits zu erkennen. Japan und die meisten europäischen Staaten haben negative Zinssätze eingeführt. Was die Vereinigten Staaten betrifft, so hat hat Janet Yellen nach Angaben der Financial Times in einer Rede vor dem Economic Club of New York erklärt, dass "die Fed wenig Spielraum für eine Kursänderung hat, um die US-Wirtschaft mit Hilfe von Zinssenkungen zu unterstützen, wenn diese an ihre Grenzen gerät. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer schrittweisen Straffung der Zinspolitik. Dabei bezog sie sich auf die Risiken, die noch immer von China und dem Ölmarkt ausgehen."
Anders gesagt schien die US-Notenbank im Dezember bereit zu sein, ein Feuer zu legen, damit sie eines Tages eins löschen kann. Das ist ihr hervorragend gelungen - die heftige, negative Reaktion seitens der Schwellenländer und einiger Bereiche der globalen Finanzmärkte reichte aus, um die Fed zu einem hastigen und ungeordneten Rückzug zu zwingen. Aus der puren Not heraus, und um an den Börsen weltweit den Anschein von Normalität wiederherzustellen, entschied man sich, den Status Quo vorerst beizubehalten. Im Februar erklärte eine geläuterte Janet Yellen vor dem US-Kongress, dass die Federal Reserve sich auch mit der Möglichkeit von Negativzinsen auseinandersetzt.
Ein guter Rat für Fonds und Zentralbanken vom World Gold Council
Der sonst eher zurückhaltende World Gold Council gab Investoren auf der ganzen Welt, einschließlich der Zentralbanken, kürzlich einen sehr deutlichen Rat zu Gold und den extrem niedrigen bzw. negativen Zinsen:
"In der Geld- und Währungspolitik wurde ein neues und bislang beispielloses Kapitel aufgeschlagen. Die Zentralbanken in Europa und Japan haben negative Zinssätze eingeführt. Die langfristigen Auswirkungen dieser Politik sind nicht bekannt, doch wir können entmutigende Nebeneffekte beobachten: eine instabile Inflation der Assetpreise, aufgeblähte Bilanzen und Währungskriege, um nur einige zu nennen. Während die Unsicherheit an den Märkten zugenommen hat, ist der Goldpreis in diesem Jahr bereits 16% im Plus, unter anderem aufgrund der Negativzinsen. Die Geschichte zeigt uns, dass die Kursgewinne von Gold in Zeiten niedriger Zinsen typischerweise mehr als doppelt so hoch sind, wie im langfristigen Durchschnitt.
Das Aufwärtspotential der Staatsanleihen wird mit Blick auf die Zukunft angesichts der niedrigen bis negativen Rendite voraussichtlich begrenzt sein. Unserer Ansicht nach sind diese Schuldtitel weniger effektiv als Gold, wenn es darum geht, Risiken abzumildern, das Portfolio zu diversifizieren und Investoren zu helfen, ihre langfristigen Anlageziele zu erreichen. Portfolioanalysen haben ergeben, dass Kapitalallokationen in Gold zu Zeiten von Niedrigzinsen verglichen mit der langfristigen, durchschnittlichen Höhe von Goldinvestitionen mehr als doppelt so hoch sein sollten. Wir glauben, dass die Negativzinsen auf lange Sicht zu einer strukturellen Erhöhung der Goldnachfrage führen könnten, sowohl seitens der Zentralbanken als auch seitens der Investoren."
Tatsache ist jedoch, dass mengenmäßig nicht genügend Gold vorhanden ist, als dass eine Verdopplung der schon jetzt starken Nachfrage der Zentralbanken möglich wäre. Bei den aktuellen Preisen ist die Verfügbarkeit von Gold nicht einmal ansatzweise mit der Verfügbarkeit von Kapital zu vergleichen. China hofft beispielsweise wider besseres Wissen, dass es genügend Zeit haben wird, seine Goldreserven ausreichend aufzustocken, bevor es zu einer ausgewachsenen Währungskrise kommt. Wenn nicht auf der Angebotsseite der Fundamentaldaten ein Wunder geschieht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieses Ziel erreicht werden kann.
In diesem Fall befindet sich der Privatanleger ausnahmsweise in einer vorteilhafteren Lage. Investoren können noch immer Gold und Silber in ausreichenden Mengen erwerben, um ihre Portfolio-Ziele zu erreichen (wenn nötig auch in sehr kurzer Zeit). Was wir jedoch nicht wissen, ist wie lange dieser Vorteil unter den aktuellen Bedingungen Bestand haben wird.
Ein Hinweis zur Preisfindung am Goldmarkt: Jeder, der sich eine Zeit lang mit dem Goldmarkt beschäftigt, gelangt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass der Preis nicht am physischen Markt, sondern an den Papiermärkten in London und New York bestimmt wird. Obwohl auch physische Trades oft mit Hilfe von Terminkontrakten abgesichert werden, macht dies nur einen geringen Teil des gesamten Handelsvolumens aus. Infolgedessen haben Änderungen des physischen Angebots und der Nachfrage nur indirekte Auswirkungen auf den Goldpreis, die zudem oft falsch verstanden werden. Früher oder später schlagen sich die Trends der physischen Goldmärkte allerdings auch an den Terminbörsen nieder. Dieser Effekt ist hauptsächlich psychologischer Natur, was seine Bedeutung jedoch keineswegs schmälert. Der tiefgreifende Wandel der Marktstimmung infolge der negativen oder sehr niedrigen Zinssätze ist ein Beispiel für diese Dynamik.
Ich kann mich nur an eine andere Zeit erinnern, in der die Marktfaktoren in Bezug auf Gold so günstig ausgerichtet waren, wie heute. Das war im Frühjahr 2008. Zwischen der Dynamik des Goldmarktes damals und heute lassen sich zahlreiche Parallelen ziehen, doch es gibt auch große Unterschiede. Einer dieser Unterschiede ist das enorme Interesse seitens der institutionellen Anleger, angeführt von den Hedgefonds und den Großbanken. Im Jahr 2008 hielt sich das Interesse dieser Investorengruppe in Grenzen.
Die HSBC, JP Morgen Chase, die Bank of America Merrill Lynch, ABN Amro, die UBS, die Deutsche Bank, PIMCO und Black Rock stehen heute an der Spitze einer wachsenden Liste von institutionellen Investoren, die wohlwollend auf Gold blicken. Munich Re, die gigantische deutsche Rückversicherungsgesellschaft, hat angesichts der negativen Zinssätze bekanntgegeben, dass sie Gold zu ihren Reserven hinzufügen würde. Das könnte sich im Nachhinein als erste von vielen solcher Ankündigungen erweisen. Der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard sagte während einer Pressekonferenz: "Wir probieren das nur aus, aber Sie können sehen, wie ernst die Situation ist."
Zu Beginn des zweiten Quartals 2016 wird immer deutlicher, dass wir Zeuge zweier grundverschiedener Trends am Goldmarkt werden. Der eine endete im Dezember 2015, der andere begann im Januar 2016. Langfristige Goldcharts zeigen eine Reihe von jähen Kurseinbrüchen, kurzfristige dagegen eine wechselhafte Preisentwicklung. Bis zum Ende letzten Jahres gab es an den Papiermärkten offenkundig keinen Widerstand gegen die Leerverkäufe. Für die Großbanken und die institutionellen Trader war der Goldhandel eine Einbahnstraße.
Doch dann setzte an den weltweiten Finanzmärkten in Anbetracht der Nullzinsen ein psychologischer Wandel ein. Goldman Sachs malt die Zukunft des Goldpreises nach wie vor ausgesprochen schwarz, doch mit ihren Ansichten steht die Bank ziemlich allein da. Die launische Aufwärtsbewegung des Goldkurses legt den Schluss nahe, dass die Bullen unter den Banken, Hedgefonds und anderen großen Tradern sich am Goldmarkt in Opposition zu Goldman positionieren. Wieder andere decken ihre Short-Positionen ein. Die Fronten sind offenbar geklärt. Für den Augenblick sind die Bullen überlegen.
Die ersten Anzeichen einer neuen Finanzkrise sind bereits zu erkennen. Japan und die meisten europäischen Staaten haben negative Zinssätze eingeführt. Was die Vereinigten Staaten betrifft, so hat hat Janet Yellen nach Angaben der Financial Times in einer Rede vor dem Economic Club of New York erklärt, dass "die Fed wenig Spielraum für eine Kursänderung hat, um die US-Wirtschaft mit Hilfe von Zinssenkungen zu unterstützen, wenn diese an ihre Grenzen gerät. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer schrittweisen Straffung der Zinspolitik. Dabei bezog sie sich auf die Risiken, die noch immer von China und dem Ölmarkt ausgehen."
Anders gesagt schien die US-Notenbank im Dezember bereit zu sein, ein Feuer zu legen, damit sie eines Tages eins löschen kann. Das ist ihr hervorragend gelungen - die heftige, negative Reaktion seitens der Schwellenländer und einiger Bereiche der globalen Finanzmärkte reichte aus, um die Fed zu einem hastigen und ungeordneten Rückzug zu zwingen. Aus der puren Not heraus, und um an den Börsen weltweit den Anschein von Normalität wiederherzustellen, entschied man sich, den Status Quo vorerst beizubehalten. Im Februar erklärte eine geläuterte Janet Yellen vor dem US-Kongress, dass die Federal Reserve sich auch mit der Möglichkeit von Negativzinsen auseinandersetzt.
Ein guter Rat für Fonds und Zentralbanken vom World Gold Council
Der sonst eher zurückhaltende World Gold Council gab Investoren auf der ganzen Welt, einschließlich der Zentralbanken, kürzlich einen sehr deutlichen Rat zu Gold und den extrem niedrigen bzw. negativen Zinsen:
"In der Geld- und Währungspolitik wurde ein neues und bislang beispielloses Kapitel aufgeschlagen. Die Zentralbanken in Europa und Japan haben negative Zinssätze eingeführt. Die langfristigen Auswirkungen dieser Politik sind nicht bekannt, doch wir können entmutigende Nebeneffekte beobachten: eine instabile Inflation der Assetpreise, aufgeblähte Bilanzen und Währungskriege, um nur einige zu nennen. Während die Unsicherheit an den Märkten zugenommen hat, ist der Goldpreis in diesem Jahr bereits 16% im Plus, unter anderem aufgrund der Negativzinsen. Die Geschichte zeigt uns, dass die Kursgewinne von Gold in Zeiten niedriger Zinsen typischerweise mehr als doppelt so hoch sind, wie im langfristigen Durchschnitt.
Das Aufwärtspotential der Staatsanleihen wird mit Blick auf die Zukunft angesichts der niedrigen bis negativen Rendite voraussichtlich begrenzt sein. Unserer Ansicht nach sind diese Schuldtitel weniger effektiv als Gold, wenn es darum geht, Risiken abzumildern, das Portfolio zu diversifizieren und Investoren zu helfen, ihre langfristigen Anlageziele zu erreichen. Portfolioanalysen haben ergeben, dass Kapitalallokationen in Gold zu Zeiten von Niedrigzinsen verglichen mit der langfristigen, durchschnittlichen Höhe von Goldinvestitionen mehr als doppelt so hoch sein sollten. Wir glauben, dass die Negativzinsen auf lange Sicht zu einer strukturellen Erhöhung der Goldnachfrage führen könnten, sowohl seitens der Zentralbanken als auch seitens der Investoren."
Tatsache ist jedoch, dass mengenmäßig nicht genügend Gold vorhanden ist, als dass eine Verdopplung der schon jetzt starken Nachfrage der Zentralbanken möglich wäre. Bei den aktuellen Preisen ist die Verfügbarkeit von Gold nicht einmal ansatzweise mit der Verfügbarkeit von Kapital zu vergleichen. China hofft beispielsweise wider besseres Wissen, dass es genügend Zeit haben wird, seine Goldreserven ausreichend aufzustocken, bevor es zu einer ausgewachsenen Währungskrise kommt. Wenn nicht auf der Angebotsseite der Fundamentaldaten ein Wunder geschieht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieses Ziel erreicht werden kann.
In diesem Fall befindet sich der Privatanleger ausnahmsweise in einer vorteilhafteren Lage. Investoren können noch immer Gold und Silber in ausreichenden Mengen erwerben, um ihre Portfolio-Ziele zu erreichen (wenn nötig auch in sehr kurzer Zeit). Was wir jedoch nicht wissen, ist wie lange dieser Vorteil unter den aktuellen Bedingungen Bestand haben wird.
Ein Hinweis zur Preisfindung am Goldmarkt: Jeder, der sich eine Zeit lang mit dem Goldmarkt beschäftigt, gelangt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass der Preis nicht am physischen Markt, sondern an den Papiermärkten in London und New York bestimmt wird. Obwohl auch physische Trades oft mit Hilfe von Terminkontrakten abgesichert werden, macht dies nur einen geringen Teil des gesamten Handelsvolumens aus. Infolgedessen haben Änderungen des physischen Angebots und der Nachfrage nur indirekte Auswirkungen auf den Goldpreis, die zudem oft falsch verstanden werden. Früher oder später schlagen sich die Trends der physischen Goldmärkte allerdings auch an den Terminbörsen nieder. Dieser Effekt ist hauptsächlich psychologischer Natur, was seine Bedeutung jedoch keineswegs schmälert. Der tiefgreifende Wandel der Marktstimmung infolge der negativen oder sehr niedrigen Zinssätze ist ein Beispiel für diese Dynamik.