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Die Zentralbanken brauchen höhere Goldpreise

07.05.2016  |  Dan Norcini
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Wir hätten jedoch nur die Worte der Fed akzeptieren müssen, die zu dieser Zeit sagte, dass die mit deflationären Tendenzen zu kämpfen hat. Das ging nicht nur der US-Notenbank so, sondern auch der Bank of Japan und der Europäischen Zentralbank. Darauf habe ich erst Ende März in einem Artikel für meine Abonnenten erneut hingewiesen.

Die Fed hatte ein Interesse an höheren Goldpreisen, ebenso wie an höheren Rohstoffpreisen im Allgemeinen und kann daher nicht für die schwachen Kurse verantwortlich gemacht werden - insbesondere angesichts der Tatsache, dass jeder neue Kurssturz unverzüglich die Anhänger des Goldkultes auf den Plan rief, die sofort begannen, von "Flash Crashs" zu faseln, welche angeblich durch "böswillige, finstere und ruchlose" Kräfte verursacht wurden. (Ich nenne sie Bärenmarkt.)

Der Grund für den Gesinnungswandel der Notenbank war leicht zu erkennen. Ich hatte geschrieben, dass die Fed den fallenden Rohölpreis und die sinkenden Lebensmittelpreise anfangs noch begrüßte, weil sie diese Entwicklung aufgrund ihrer stimulierenden Wirkung als positiv für die Wirtschaft erachtete. Tatsächlich hat Janet Yellen wiederholt die Ansicht geäußert, dass der niedrigere Rohölpreis (bzw. die sinkenden Energiekosten) eine "vorübergehende" Erscheinung seien und der Wirtschaft zu Gute kämen.

Die Probleme begannen, als der Ölpreis immer weiter fiel und fiel und fiel. An diesem Punkt argumentierte ich, dass der Rückgang der Rohölpreise den Punkt überschritten hatte, an dem er noch positiv war, und nun in den Augen der Fed zum Ärgernis wurde. Warum?

Weil er begann, Arbeitsplätze in der Ölindustrie zu vernichten, die zu den leistungsstärksten Sektoren der US-Wirtschaft zählte. In anderen Bereichen der Wirtschaft hielt sich die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze unterdessen in Grenzen und größtenteils kamen nur schlecht bezahlte Jobs hinzu. Das gleiche gilt für den Bergbausektor. Ab einem bestimmten Punkt wirkten sich die Stellenstreichungen nachteilig auf das Wirtschaftswachstum der USA aus und bekräftigten so die Theorie, dass die Deflation zunahm und die von der Fed angestrebte Stimulierung der Wirtschaft durch die Erhöhung der Geldmenge nicht zum gewünschten Ergebnis führte.

Die US-Notenbank musste folglich auf den wachsenden Deflationsdruck reagieren und versuchen, die Aufwärtsbewegung des Dollarkurses umzukehren und die Währung zu entwerten, um wieder Spekulationskapital an die Rohstoffmärkte zu locken. Diese Kapitalströme würden neben einer allgemeinen Verbesserung des Preisniveaus im Rohstoffsektor auch zu Kursgewinnen bei Gold führen.

Wir konnten beobachten, welche Auswirkungen die von der Fed beabsichtigte Schwäche des Dollars nicht nur auf den Goldpreis, sondern auf den gesamten Rohstoffsektor hatte. Der Notenbank ist es zumindest vorläufig gelungen, den rasanten Verfall der Rohstoffpreise aufzuhalten.

Ich hatte übrigens auch darauf hingewiesen, dass die Fed nur weitere Zinserhöhungen hätten signalisieren müssen, wenn sie wirklich ein Interesse an sinkenden Goldpreisen gehabt hätte, denn dann hätte der Markt die Arbeit für sie übernommen und den Kurs nach unten gedrückt. Es gäbe also gar keinen Grund für geheime Goldverkäufe an der Comex mittels angeblicher Gehilfen unter den Bullionbanken. Hedgefonds und andere auf die makroökonomischen Bedingungen bedachten Fonds hätten den Goldpreis, und nebenbei auch den Silberpreis, in den Keller gedrückt, ohne dass die Federal Reserve auch nur einen Finger rühren muss.

Falls GATA sich nun also meiner Sichtweise anschließen möchte, dann heiße ich sie hiermit herzlich willkommen. Vielleicht wird die Organisation künftig einen etwas ausbalancierteren und eher mit den tatsächlichen Geschehnissen an den Märkten übereinstimmenden Standpunkt vertreten und ihre bisherigen, reflexartigen Hetzreden gegen das "Goldkartell" bei jeder Abwärtsbewegung des Goldkurses einstellen. Andererseits bin ich in dieser Hinsicht vielleicht zu optimistisch.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf einige Kommentare zum Dollar eingehen, die ich am vergangenen Wochenende verfasste. Darin wies ich darauf hin, dass sich an den Devisenmärkten an einem bestimmten Punkt die Meinung durchsetzen wird, dass der Dollarkurs und seine Bewegungen bereits alle "taubenhaften" Äußerungen der Fed hinsichtlich einer lockeren Geldpolitik einkalkuliert haben. Wenn das geschieht, wird der Dollar einen Boden bilden, weil es noch immer sehr wahrscheinlich ist, dass die US-Notenbank den Leitzins eher anhebt, als dass es jemals wieder zu einer Zinserhöhung in der Eurozone oder in Japan kommt.

Die deutlich höheren Rendite, die in den USA auf Staatsanleihen vergleichbarer Laufzeit gezahlt werden, werden zudem weiterhin ausländische Investoren auf der Suche nach Profiten an den US-Anleihenmarkt locken. Auch das wird den Dollar künftig unterstützen.

Sobald wir einen Hinweis darauf erhalten, dass die Federal Reserve ihren aktuellen Kurs ändert und wieder eine straffere Geldpolitik anvisiert, wird der Dollar erneut steigen und der Verkaufsdruck am Goldmarkt wird sich selbstverständlich erhöhen. Sollte dieses Szenario eines Tages eintreten, wovon ich ausgehe, wird das der endgültige Test für das Gold Anti-Trust Action Committee sein. Wie wird GATA darauf reagieren? Werden sie wieder in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen und sich über die vermeintliche Manipulation des Goldpreises beschweren, oder werden sie verstanden haben, dass eine Änderung der Marktbedingungen und des Sentiments zwangsläufig auch zu Änderungen des Goldpreises führt? Wir werden sehen.

Ich frage mich außerdem, ob diejenigen, die mich als "Agenten des Goldkartells", "Lockvogel des Establishments", "Antichrist" usw. bezeichnet haben, jetzt, da Chris Powell offenbar meine Perspektive eingenommen hat, die Integrität und den Anstand haben werden, die Beleidigungen und Anschuldigungen zurückzunehmen und sich öffentlich zu entschuldigen. Oder werden sie ihren Zorn jetzt auch gegen Chris richten und ihm vorwerfen, dass er ebenfalls zur dunklen Seite der Macht übergelaufen ist?

Basierend auf meinen bisherigen persönlichen Erfahrungen mit den Anhängern des "Goldkultes" mache ich mir da lieber keine allzu großen Hoffnungen. Objektivität und Anstand scheinen in dieser Gruppe noch seltener zu sein als Goldvorkommen in der Erdkruste.


© Dan Norcini



Der Artikel wurde am 03. Mai 2016 auf www.news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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