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Wöchentlicher Kommentar: Was uns noch erwartet

12.07.2006  |  Theodore Butler
Gerade diese Woche hat die CFTC (Commodity Futures Trading Commission, Regulierungsbehörde für den Rohstoffhandel) Manipulationsvorwürfe erhoben. Nein, nicht bezüglich des Silber COMEX Marktes, sondern bei Propan, wobei sie einem Tochterunternehmen von BP, der riesigen Ölgesellschaft, vorwarfen, den Propanmarkt in den Jahren 2003 und 2004 physisch manipuliert zu haben. Im folgenden der Wortlaut dessen, was die CFTC in einer Pressemitteilung verlauten ließ:

...was einen Rohstoffmarkt anbetrifft, ist dies mehr als eine Bedrohung der Marktintegrität. Es stellt eine kriminelle Handlung dar, die Auswirkungen sowohl auf kommerzielle Marktteilnehmer als auch auf Konsumenten des Einzelhandels in diesem Land haben könnte. Dieser Fall zeigt deutlich, dass komplexe verdeckte Handelsmuster uns nicht davon abhalten werden, diejenigen, die das Rohstoffhandelsgesetz (Commodity Exchange Act) verletzen, streng zu verfolgen und zu entlarven..." sagte Gregory Mocek, CFTC-Vorsitzender zur Durchsetzung von Regularien.

In der Pressemitteilung heißt es weiterhin, dass BP den Markt kontrollierte und dominierte sowie in der Lage war, die Preise zu diktieren, weil sie ab Ende Februar 2004 88% des gesamten TET Propans besaß. Der Betrag von 88% ist sehr interessant. Die CFTC betrachtete diesen Wert und die Handlungen von BP als Vorteilsposition und als Manipulation.

Obwohl es zwischen der angenommenen Manipulation bei Silber und Propan Unterschiede gibt, lassen sich auch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten finden. Eine der Gemeinsamkeiten ist der Wert 88%. Genau wie es BPs Position auf dem Propanmarkt war, sind 88% jetzt der Prozentsatz, den die 4 oder weniger der größten Händler an den gesamten Nettohandels-Shortpositionen an Silber-Futures im COMEX innehaben, wie es im jüngsten COT-Bericht (Commitment of Traders Report; zeigt die Positionierung der Marktteilnehmer) nachzulesen ist. Man muß sich die Frage stellen, warum dieser Betrag von 88% in einem Markt als Vorteilsposition betrachtet wird und in einem anderen nicht.

Hinzu kommt, dass der 88%ige Anteil an der Nettohandels-Shortposition, den die 4 oder weniger der größten Händler jetzt innehaben, einen neuen Rekord aufstellt. Niemals zuvor haben hat der größte Händler/die größten Händler einen solchen dominierenden und kontrollierenden Anteil an der Handels-Netto-Shortposition gehalten. Die tatsächlichen Zahlen legen sehr viel offen.

Von den gesamten Handels-Netto-Shortpositionen von 37.970 Verträgen (knapp unter 190 Millionen Unzen) halten die großen Shorthändler 33.252 Verträge (etwas über 166 Millionen Unzen). In anderen Worten, wenn die Shortpositionen der großen Händler nicht existierten, gäbe es lediglich Handels-Netto-Shortpositionen in Höhe von 4718 Verträgen oder 23,6 Millionen Unzen. Die konzentriertesten Shortpositionen an Silber haben mehr als das Siebenfache an dem inne, was die verbleibenden Händler zusammen besitzen. Ich spreche also von einer dominierenden und kontrollierenden Stellung.

Stellen sie sich diese Frage - Wie hoch wäre der Silberpreis, wenn diese konzentrierte Shortposition von 88% nicht existieren würde? Was wäre, wenn es anstelle der einen 190 Millionen Unzen umfassenden Shortposition lediglich eine Shortposition von 24 Millionen Unzen gäbe? Ist dies nicht das, was sich die CFTC im Falle des Propan gefragt hat, nämlich, wie hoch der Propanpreis ohne den 88%igen Besitzanteil von BP gewesen wäre? Wie kommt es, dass eine Marktdominanz und -kontrolle von 88% abhängig von dem Markt, in dem sie auftritt, für die CFTC nicht ein und dasselbe ist?

Es muß in Erinnerung gerufen werden, dass die Gesetze nicht zwischen einem Positionsvorteil auf der Long- oder der Shortseite unterscheiden und auch nicht zwischen Manipulationen auf der Long- oder der Shortseite. Schließlich bedeuten außergewöhnlich große Shortverkäufe, dass ein extrem großes zusätzliches Angebot auf den Markt geworfen wird, was offensichtlicherweise eine genauso große Preissenkung zur Folge hat, wie BPs vorgeworfene Positionsvorteil die Preise künstlich in die Höhe getrieben hat.

Einer der großen Unterschiede zwischen Propan und Silber (abgesehen von dem größten Unterschied, dass die vorgeworfene Propanmanipulation vorüber ist währenddem die Silbermanipulation eine sich noch im Verlauf befindliche kriminelle Handlung ist) ist, dass die Daten im Fall Propan privater Natur waren und nur durch eine eidesstattliche Aussage und eine Vorladung zum Vorschein kamen. Im Falle von Silber sind sämtliche Daten, die auf eine Manipulation hinweisen, öffentlich zugänglich und wurden von der CFTC selbst veröffentlicht. Die CFTC muß keine großen Anstrengungen unternehmen oder detailliertere Untersuchungen durchführen, um an die Beweise zu gelangen. Keine eidesstattlichen Erklärungen, keine Vorladungen sind notwendig, lediglich die veröffentlichten Daten des COT.

Zahlen sind widerspenstige Dinge, denn sie existieren und können nicht rückgängig gemacht werden. Die gesamten kürzlich gemachten Behauptungen über eine Silbermanipulation basieren auf Zahlen und Fakten, die die CFTC zur Verfügung stellt. Die wahre Problemstellung ist hier nicht, zu beweisen, ob die Daten eine Silbermanipulation belegen können oder nicht, sondern warum sich die CFTC nicht um die Aufrechterhaltung der Gesetze kümmert und gegen diese so offensichtliche Manipulation vorgeht? In ihrer unvermeidbar abzugebenden Antwort auf diese Behauptungen werden sie nicht in der Lage sein, die Fakten oder Zahlen zu widerlegen oder zu leugnen. Wie werden sie dann darauf reagieren?

Meine Vermutung ist, dass sie versuchen werden, um den heißen Brei herumzureden. Jegliche auf Fakten basierenden Aussagen, die entweder ich oder Carl Loeb gemacht haben, werden sie nicht widerlegen und sie können dies auch nicht (lesen Sie bitte auch seine neuen Briefe vom 30.Juni an die CFTC, die SEC und den Kongress im Anhang). Der Grund dafür ist, dass diese Aussagen auf ihren eigenen Daten basieren. Stattdessen werden sie wohl eher versuchen, nebensächliche Informationen ins Spiel zu bringen, um von den wichtigen Fakten abzulenken. Weil sie die Konzentration nicht verleugnen können, werden sie versuchen, sie zu entschuldigen und zu zeigen, warum sie keinen bedeutenden Einfluß ausübt, obwohl eine Konzentration ein Schlüsselelement in jedem Fall von Manipulation dargestellt hat, der jemals verfolgt worden ist, wozu beispielsweise auch der neue Propanfall von BP gehört.





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